Ein "Spitzgerät" vom rechten Niederrhein

Begonnen von thovalo, 21. September 2021, 17:45:49

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thovalo



Guten Abend!

Dieses Spitzgerät gehört zu den Funden, die ich in leider viel zu kurzer Zeit unter schlechten Begehungsbedingungen am rechten Niederrhein machen konnte. Die verwendete Feuersteinvarietät stammt aus den Lagerstätten bei Sint Geertruid nahe Rijckholt in den Niederlanden.

Es wurde ein spitz zulaufender Abschlag verwendet, der in dorsaler Aufsicht rechtsseitig flach zu einem schneideden Kantenverlauf und linksseitig steil und kräftig zu einer robusten Arbeitskante zuretuschiert worden ist. Die robust retuschierte Arbeitskante ist im Verlauf des intensiven Gebrauchs an mehreren Stellen ein"buchtend" abgearbeitet. Die Enden scheinend bohrend oder "pokelnd" verwendet worden zu sein.

Als Verwendung käme im ersten Eindruck z.B. die Zerlegung kleinerer Tiere (Hase, Vogel usw.) in Betracht. Die starke Abarbeitung der kräftig retuschierten Kante lässt aber noch eher vermuten, dass dieses vergleichsweise kleine "Spitzgerät" zur Bearbeitung elastisch-flexibler Materialien wie Holz oder noch eher Knochen und Geweih eingesetzt worden ist. Der Fundbeleg ist ein sehr gutes Beispiel für die Zurichtung und die dann folgende Abnutzung eines Feuersteingerätes durch einen längeren und/oder intensiven Gebrauch.

Die Feuersteinvarietät, die Form und die Art der Zurichtung sprechen für eine Datierung des Artefakts in die Zeit der jungneolithischen "Michelsberger Kultur" (4.300 bis 3.700/3.500 v.Chr.).


liebe Grüße

Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Robert

ich denke, daß es sich hier um einen Spitzkratzer für Horn oder Geweih handelt, ähnlich Stichel.
Jedenfalls ein interessantes Teil  :glotz:

Grüße
Robert
wer alles weiß, bekommt keine Überraschung mehr

Fischkopp

Hallo Thomas,

mal wieder ein toller Fund"bericht". Eine zeitliche Einordnung ist immer etwas besonderes. Wie weit ist die Rohstoffquelle entfernt?

LG Fischkopp

thovalo

Zitat von: Fischkopp in 23. September 2021, 16:40:30
Hallo Thomas,

mal wieder ein toller Fund"bericht". Eine zeitliche Einordnung ist immer etwas besonderes. Wie weit ist die Rohstoffquelle entfernt?

LG Fischkopp


Mehr als 130 km real zu bewältigender Entferung von A nach B.
Hin und zurück wäre die Bewältigung von 260 km notwendig gewesen.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Hallo Thomas,

das Teil ist schon sehr verwandt mit einem Schaber. Natürlich hier ein neolithisches Werkzeug. Das zeigt aber eindrucksvoll. Never change a running system  :winke:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 23. September 2021, 19:17:18
Hallo Thomas,

das Teil ist schon sehr verwandt mit einem Schaber. Natürlich hier ein neolithisches Werkzeug. Das zeigt aber eindrucksvoll. Never change a running system  :winke:

Liebe Grüße Daniel


Wunderbar formliert!  :Danke2:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.