Ein spätpaläolithischer bis mesolithischer Fundplatz mit Fragezeichen

Begonnen von queque, 22. November 2021, 08:58:10

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queque

Guten Tag zusammen,
am Samstag habe ich knapp drei Stunden lang das "andere Ufer" gegenüber einem Fundplatz mit vorwiegend mesolithischen, aber auch spätpaläolithischen und wenigen neolithischen Fundstücken erkundet: Auch auf dieser Fläche liegen mehrere "Nester" mit allen möglichen Funden, die auf eine intensive Nutzung des Platzes als Schlagplatz und als Rohmaterialquelle, vor allem in Form der sogenannten Maaseier, schließen lassen: jede Menge Debitage und Kerne bzw. Kernreste in allen Größen und Formen ließen sich dort auflesen, von denen ich Euch hier eine Auswahl zeigen möchte.
Beginnen möchte ich aber mit einer relative großen Klinge (8 cm) aus Schotterfeuerstein (glaube ich). Sie scheint von einer hauchdünnen Patina überzogen zu sein, die sich an einigen weißen Flecken deutlicher ausprägt. Das distale Ende zeigt Nutzungsspuren bzw. Retuschen, da bin ich mir auch nicht sicher. Sie könnte insgesamt ganz gut in den spätpaläolithischen Kontext passen, in den auch zwei weitere Funde ähnlich großer Klingen aus der Nähe zählen:


queque

Das zweite spannendere Stück ist ebenfalls eine Klinge, aber sehr viel kleiner. Leider fehlt die distale Partie. An einer Seite zeigen sich proximal Retuschen. Geht soetwas schon als Rückenretuschierung durch?

queque

Zum Schluss noch die Kerne in allen möglichen Größen und Formen. Sie sind überwiegend aus Maaseifeuerstein, es sind aber auch Stücke aus Schotterfeuerstein darunter. Ein oder zwei scheinen bipolar abgebaut worden zu sein.
Wie immer bin ich gespannt auf Eure Kommentare und Einschätzungen.

Viele Grüße
Bastl


thovalo

Zitat von: queque in 22. November 2021, 08:58:10
Guten Tag zusammen,
am Samstag habe ich knapp drei Stunden lang das "andere Ufer" gegenüber einem Fundplatz mit vorwiegend mesolithischen, aber auch spätpaläolithischen und wenigen neolithischen Fundstücken erkundet: Auch auf dieser Fläche liegen mehrere "Nester" mit allen möglichen Funden, die auf eine intensive Nutzung des Platzes als Schlagplatz und als Rohmaterialquelle, vor allem in Form der sogenannten Maaseier, schließen lassen: jede Menge Debitage und Kerne bzw. Kernreste in allen Größen und Formen ließen sich dort auflesen, von denen ich Euch hier eine Auswahl zeigen möchte.
Beginnen möchte ich aber mit einer relative großen Klinge (8 cm) aus Schotterfeuerstein (glaube ich). Sie scheint von einer hauchdünnen Patina überzogen zu sein, die sich an einigen weißen Flecken deutlicher ausprägt. Das distale Ende zeigt Nutzungsspuren bzw. Retuschen, da bin ich mir auch nicht sicher. Sie könnte insgesamt ganz gut in den spätpaläolithischen Kontext passen, in den auch zwei weitere Funde ähnlich großer Klingen aus der Nähe zählen:



Tatsächlich ist mein Problem, dass ich mich in Bezug auf die long-blade-Kultur, die allerletzte Phase des späten Paläolithikums, gar nicht auskenne. Ich habe zwar die Stücke der nahe gelegenen Grabung auch hier als Fotografien, aber ich würde so eine Klinge auch auf meinen Michelsberger Plätzen finden können. Auch dort gibt es dann den leichten Anflug einer Patinierung.

Ich glaube die long-blade-Zuordnung der ergrabenen Stelle war nur dadurch klar zu identifizieren, weil man den Platz ergraben konnte. Da war dann in der Zusammensetzung auch der zeitliche Rahmen festzustellen. Dieser zusammenfassende klärende Rahmen fehlt hier aber.

Die Retuschierung der zweiten kleineren Klinge liegt einmal ventral und einmal dorsal und dorsal geht sie dann in die Fläche. Flächige Retuschen kenne ich so aus dem bisherigen Material das ich gesehen habe nicht. Aber wie es in dieser speziellen kurzen Kulturphase damit ausgesehen hat weiss ich nicht.


liebe Grüße
Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

queque

Lieber Thomas,
vielen Dank für Deine Einschätzungen. Was Du über die Long-Blade-Kultur schreibst, kann ich nur zu gut nachvollziehen. Ich kann mich noch gut an den Vortrag von M. Heinen erinnern und meine Verwunderung ob der Ähnlichkeit der Artefakte dieser Zeitstellung mit den Funden von MK Plätzen.
Tatsächlich gibt es mit so wenig Material keine Antworten, nur Eindrücke, Vermutungen und Spekulationen. Ich hoffe, dass ich auf dem Platz in dieser Saison noch ein bisschen laufen kann.
Viele Grüße
Bastl