Ein spätaltsteinzeilcher Korrekturabschlag

Begonnen von thovalo, 20. September 2020, 11:23:08

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thovalo

Hallo Ihr Lieben!

Ich habe enorme Probleme die Bilder so anzupassen das sie hier auch hochgeladen werden können. Daher poste ich seit längerer Zeit nur noch wenig von meinen Fundbelegen. heute scheint es aber mal geklappt zu haben.

Hier ein Korrekturabschlag nach Steckenbleibern von einem spätaltteinzeitlichen Fundplatz bei Düsseldorf. Die hinge fracture hat den zum Kern erkorenen Silexstück aus nordischen Feuerstein das sehr wahrscheinlich aus einer Oberflächenfundlage bei Ratingen-Breitscheid stammt lang-schmal gelöst. Den dazu passenden Kern habe ich offenbar noch nicht gefunden, denn die Anpassungsversuche liefen ins Leere.

Der Fundsituation war eine nur abgeerntete staubtrockene Feldflur. Inzwischen konnte ich über altes Kartenmaterial die Lage des Platzes an einem Mäander des hiesigen Flüsschens belegen das in Duisburger Stadtgebiet in den Rhein entwässert. Es ist nach der Publikation der bisher einzige komplexe Fundplatz der Federmesserkultur am rechten Rheinlauf. Weil die Menschen hier nur mühsam an Silices kamen und sie sicher belegt nur nordischen Feuerstein aus Oberflächenablagerungen verwendeten sind sowohl die KErnsteine wie auch die Fundbelege kleinformatig. Die relative Kleinformatigkeit ist also der allgemeinen Tendenz zu einer kleinformatigen Materialkultur im späten Paläolithikum und hier zusätzlich der Materialknappheit geschuldet.

Das bisherige Fundinventar umfasst bislang reichlich Debitage, sehr oportunistisch abgebaute Kernsteine, einen zur Feuersteinbearbeitung genutzten Amboßstein, einen Schlagstein aus Quazit, einen Retuscheur aus Tonschiefer mit gegenständiger Schlifffacetten an einer Schmalseite.

An retuschierten Gerätschaften und Geräteeinsätzen fanden sich bislang kurze Kratzer aus kleineren kräftigen Abschlägen, Belge von schmalen und breiteren Rückenmessern, zwei Federmesser, die sehr seltene Variante einer gebogenen Rückenspitze mit umlaufend retuschierten Schäftungsstiel sowie die alt abgebrochene Distalbartie einer "geraden Rückenspitze".

Die markante Geräteform in diesem Inventars sind die Stichel. Es gibt sie in zwei Formaten. Eine kräftige Variante aus massiven Abschlägen und eine kleinformatige aus deutoich feineren Abschlägen. Diese zwei Formate erklären sich mit der Bearbeitung von Geweih, Knochne und Hoiz. Die kraftigen Stichel dienten den groberen Arbeiten z.B. an Geweihen und Knochen und die feinenStichel z.B. dem Ziehen von Rillen in Pfeilschäftungen zur Verankerung der schmalen Rückenmesser. Es wurde zudem nicht nur kräftiges "Hochwild" bejagt" sodern insbesondere auch Wasservögel sodass die kleinen Stichel auch zur Bearbeitung feiner Voegelknochen gedient haben können.

Als mögliches Zierstück oder Teil eines Verschlusssystems liegt dazu noch eine Steinperle vor.


Bei diesem Gang konnte ich in drei Stunden nur drei Fundbelege auflesen. Angesichts des hoehn Alters und der extremem Seltenheit entlang des rechten Rhienlaufs ist das für mich immer noch sehr erfreulich und ein schönes Ergebnis.


lG Thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hallo Thomas,

Du hast uns mit Deinem Bericht auf eine Wanderung mitgenommen, der die Lokalität
und ihre Besonderheiten der Ressourcen verdeutlicht.
Danke dafür!

LG
Jan

Danske

Hallo Thomas,

deine Ausführungen sind, wie bei fast allen deiner Funde, informativ und sehr interessant. Auch von mir vielen Dank dafür. :Danke2:

LG
Holger
Das Leben ist die Summe all unserer Entscheidungen

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.