Ein schöner Kratzer

Begonnen von Poseidon1, 22. August 2006, 18:13:45

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Poseidon1

Hallo Leute!
Nach wirklich viel zu langer Zeit bin auch ich mal wieder aufs Feld gegangen.  Kaum über den Zaun gestiegen, liegt dieses hübsche Kerlchen mit einer schönen, versteinerten Muschel direkt zu meinen Füßen. Offensichtlich hatte der Schöpfer dieses Kratzers einen Sinn für Ästhetik. Oder wurde der Stein mit der Versteinerung nur zufällig ausgwählt? Anbei noch ein ähnliches Stück.

Gruß, Poseidon

Poseidon1


Silex

Das  ist ein fettes Teil, Poseidon,
ich hatte auch schon mal eine Pfeilspitze gepostet die sauber um einen Einschluss herum herausgearbeitet war.
Was  dachte sich wohl ein Steinzeitler über eine in einen Stein hinein "verzauberte" Muschel? -Und  "sie" werden viele Versteinerungen bei der Steinschlägerei entdeckt haben- vielleicht waren sie sogar Spezialisten in der  Deutung dieser Einschlüsse....

Danke,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Moin!

Schon aus dem Mittelpaläolithikum sind Faustkeile bekannt, in denen sich Fossilien erhalten haben, und man hat in der Tat den Eindruck, als habe der Neandertaler bei der Ausarbeitung des Gerätes sorgsam darauf geachtet, das Fossil zu erhalten. In einer berühmten Höhle in Frankreich, der Grotte de l´Hyène, wurde in den späten 1940ern bei Ausgrabungen in mittelpaläolithischen Fundschichten Eine Ansammlung von Mineralien, darunter auch Schwefelkiesknollen, u.a. auch Fossilien in Form von Steinkernen gefunden. André Leroi-Gourhan, der Ausgräber, deutet diese Stücke als Kuriosa, deren besondere Formen bzw. allgemein ungewöhnliches Erscheinungsbild den Neandertalern aufgefallen sind und diese dazu führte, die Stücke mitzunehmen.
Aus dem Jungpaläolithikum ist bestens bekannt, dass man fossile Schnecken/Muscheln sammelte und diese zu Anhängern für Ketten verarbeitete (Aufhängelöcher).
Wundern kann das natürlich nicht, denn das waren Menschen wie wir. Auch wir heben solche Stücke, z.B. am Strand auf und nehmen sie im allgemeinen mit. Wenn aber die frühen Menschen aus Überlebunsgründen ihre Umwelt viel, viel besser kannten als wir heutigen, um wieviel wahrscheinlicher muss es dann sein, dass sie derartige Kuriosa deutlich besser erkannten und gleichermassen sammelten!

Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger

Zitat von: Khamsin in 23. August 2006, 08:00:57

Wundern kann das natürlich nicht, denn das waren Menschen wie wir. Auch wir heben solche Stücke, z.B. am Strand auf und nehmen sie im allgemeinen mit. Wenn aber die frühen Menschen aus Überlebunsgründen ihre Umwelt viel, viel besser kannten als wir heutigen, um wieviel wahrscheinlicher muss es dann sein, dass sie derartige Kuriosa deutlich besser erkannten und gleichermassen sammelten!


Wie wahr das ist !!!  :super:

Im Neolithikum hat man ja auch sehr viele Beispiele, dass der Flint vom Aussehen her bewusst ausgewählt wurde für besondere Geräte.
Hier ein Beispiel:
In diesem schönen Depotfund von Opferbeilen sind ganz deutlich einige der Beile aus besonders schönem Falster-Flint hergestellt worden:
Sie hatten wohl auch die Ansicht, dass auch ihre Götter einen ästhetischen Sinn hatten !!!

 



rolfpeter

Wie recht ihr habt!

Mit einem solchen Beiljuwel läßt man sich ja nochmal so gerne opfern!
Oder waren die Beile das Opfer.

Ist das aus Deiner Sammlung Agersoe?

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Zitat von: rolfpeter in 24. August 2006, 14:07:41

Ist das aus Deiner Sammlung Agersoe?


Nein, rolfpeter  :-D  :narr:

Leider nicht, es handelt sich um einen fantastischen Depotfund, der im National Museum in Kopenhagen zu sehen ist !!