Ein Projektil in sekundärer Verwendung als Bohrer?

Begonnen von thovalo, 14. August 2017, 20:33:31

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thovalo



Hallo Steinesucher!

Das beidseitig flächig retuschierte Geschoß hat einen dreieckigen Umriss und eine beidseitig eingezogene Distalpartie. Unter den inzwischen mehr als 300 Pfeilspitzen vom Fundgelände weisen einige weitere das Phänomen einer eingezogenen Distalpartie auf. Dies exemplare könnten problemlos sekundär als Bohrer verwendet worden sein.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Danske

Wenn die Ressourcen knapp waren, wurde jedes Werkzeug so lange verwendet, bis es wirklich zu gar nichts mehr zu gebrauchen war.

Im Norden, wo die Leute mehr oder weniger über den Flint gestolpert sind, wurde weniger sparsam mit dem Werkstoff umgegangen.

LG Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

thovalo

#2
Zitat von: Danske in 14. August 2017, 21:25:49
Wenn die Ressourcen knapp waren, wurde jedes Werkzeug so lange verwendet, bis es wirklich zu gar nichts mehr zu gebrauchen war.

Im Norden, wo die Leute mehr oder weniger über den Flint gestolpert sind, wurde weniger sparsam mit dem Werkstoff umgegangen.

LG Holger


Ja!

Der Ort hier war, abgesehen von den sehr kompakten und nicht leicht zu bearbeitenden "Maaseiern", ohne eigene Silexressourcen. Die Silices wurden insbesondere aus der Maasregion (Frankreich, Belgien, Niederlande) an den Ort ausgetauscht. So hat man am Ort sicherlich die vorhandenen Silices weitgehend ausgenutzt. Dem steht allerdings entgegen das tausende große Grundformen vorkommen, die teils sogar ungenutzt, teils als großformatige Gerätschaften hinterlassen worden sind. Vermutlich waren diese eindrucksvollen großen Stücke, die wohl insbeondere auf die Zeit der "Michelsberger Kultur" zurück gehen werden, in Befunden verborgen und daher vor einer sekundären Weiterverwertung gesichert.

In den steinzeitlichen Gemeinwesen an diesem Ort ging es insbesondere den Feuersteinbeilklingen an den Kragen. Es finden sich bei jeder Begehung gleich mehrere Abschläge und "Restkerne" mit Schliffpartien aus Silexbeiklingen. Die scheinen regelrecht gehortet und an bestimmten Stellen zentral zerlegt worden zu sein. Es sind hunderte Silexbeilklignen gewesen die hier gelandet sind. Dann gibt es noch Trümmer vollkommen verbrannter Feuersteinbeil- und Feuersteindeschselklingen.

Ein materieller Engpass scheint insbesondere mit dem Ausklingen des Bezugs von Feuerstein aus dem zentralen Abbaugebiet bei Rijckholt in den Niederlanden gegen Ende des späten Neolithikums eingetreten zu sein. Der Austausch von Feuerstein über den Fluss hinweg reduzierte sich dann auf Schotterfeuerstein, Belgische Silexvarietäten, Silex aus Valkenburg in den Niederlanden und den braunlich-violetten Silex vom Lousberg bei Aachen.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.