Ein paar "Steinchen" und Fragen..

Begonnen von SusanBB, 06. Februar 2009, 14:53:40

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SusanBB

Ich habe heute endlich mal ein paar Bilder von einigen aufgesammelten Steinen machen können.

Alle Steine stammen vom gleichen Feld direkt bei uns am Haus und alle im Radius von ca. 20m gefunden.

Was mir bei einigen von ihnen aufgefallen ist: sie haben alle in etwa das gleiche "Schliffmuster" so als hätten sie mal ein Beil o.Ä. werden sollen (oder waren es mal und sind arg verwittert ?)





























Dann dieser kleine "Brummer" .. 18x10x4cm - erinnerte mich an einen Näpfchen/Schalenstein ?





Abschluß für heute macht ein Flint (?) mit einer markanten Kerbe drin.




Leider geben die Bilder nur bedingt wieder, wie die *Beile* aussehen. Ich hab zwar mein Bestes gegeben...aber Original bleibt eben immer Original.
Bilde ich mir was ein, oder sehen die Schleifspuren doch verdächtig aus ?

Liebe Grüsse

Susan

Kelten111

Hallo  :winke:
Und auch Hallo im Forum :zwinker:
Ich erkenn da leider nichts auch keine Schleifspuren würde eher auf Geoartefakt tippen :kopfkratz:
Aber such weiter wird sich schon mal was ergeben , oder hast eh noch was anderes ?
Evtl zeigst uns die auch noch :smoke:
:winke: :winke:

clan

Auch von mir ein willkommen, muss aber gleich gestehen, dass ich mich noch als Anfänger bezeichne. :winke:
Deine Funde sehen interessant aus. Die drei ersten Bilder sehen für mich aus wie Beilfragmente, mal sehen was die Experten dazu sagen.
Du schreibst, ihr habt viele Grabhügel in unmittelbarer Nähe, dann muss dort auch einiges zu finden sein.

Gruß Andreas  :winke:

neolithi

Ich sehe da keine menschlichen Bearbeitungsspuren. Einige Steine könnten Windkanter (siehe Wikipedia) sein. Der Flint am Schluss scheint mir einen fossilen Einschluss zu haben:Die "Kerbe" sieht aus wie ein Seeigelstachel oder Seelilienstängel.
Schöne Grüße
Anke

Silex

Leider kann ich auch kein eindeutiges Artefakt erkennen, "neolithi" hat es ja schon genauer geschrieben, aber die kommen in "so einer Umgebung"  zwangsfeldbegehig.
Und überhaupt: Herzlich willkommen  hier!!!

Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus Susan,

herzlich willkommen bei den Steinis!

Die beiden oberen Stücke könnten außerordentlich verwitterte und beschädigte Beilklingen sein....mit gutem Willen betrachtet. Ist aber aus der Ferne schwierig zu beurteilen. Mußt schon selbst eine Gewissensprüfung machen: sieht man Schliff usw.?
Die anderen Fotos zeigen Steine, keine Artefakte, nicht mal Geoartefakte! :kopfkratz:

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

SusanBB

Danke Ihr Lieben..
Man merkt ich hab noch viel zu lernen *g*

Ich hab mich mal durch gefühlte 10000 Seiten hier gewühlt und bei so einigen Dingern musste ich doch staunen - die hätte ich mit meinem momentanen Wissen wieder aufs Feld gelegt.


Was mich mal interessiert: es wird oft über uralte Patina gesprochen...die dazugehörigen Bilder zeigen dann einen hmm cremefarbenen, weich und samtig wirkenden Flint.
Ist diese weisse/creme Patina üblich für sehr alte Teile ? Wenn ja - dann sollte ich die Kamera noch mal auspacken.

Viracoacha

Alte Stücke müssen nicht zwangsläufig patiniert sein  :belehr:
Obwohl richtig alte (paläolithische) sind's dann irgendwie doch immer .
Für paläolithisches braucht's aber glaub ich wirklich schon DEN Kennerblick ....ich würd sie wahrscheinlich stets liegenlassen :irre:

Gruß Virac.

RonnyNisz

Hallo Susan,
zumindest der braue Stein ist ein Fossil. Du hast da einen Seeigelstachel im Flint (Feuerstein).

Gruß Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Der Wikinger


Hallo Ronny.  :-)

Ich frag dich mal, weil du so viel über Fossile weisst.  :super:

Wäre es nicht korrekter zu sagen: einen Abdruck / Negative eines Seeigelstachels ?  :kopfkratz:

RonnyNisz

Hallo Agersoe,

erstmal Danke für Deine Adelung zum Fossilienexperten.  :glotz:

Um einen Abdruck oder ein Negativ handelt es sich bei der Vertiefung vorne im Stein. Der langlaufende Stachel weiter hinten ist die Steinkernerhaltung eines Stachels, also der der eigentliche Stachel ist weg/Verwittert, der in der Entstehung gelartige Feuerstein ist in den Hohlraum eingedrungen und hat so den Innenraum abgebildet.

Wir haben das ja oft bei den Seeigeln, die an der Küste gefunden werden: Manche tragen noch die calcitisierte Schale, bei anderen ist die schon weg (abgerollt, verwittert) und wir haben "nur" noch den Steinkern. Dieser sieht oft attraktiver aus, weil die Ansatzpunkte der Stacheln schön sichtbar sind.

Schöne Grüße nach Dänemark,

Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

Schollentreter

Hallo Susan,

Bilder 1-6 sind kaum Beile, nicht einmal Rohlinge. Eher Wetzsteine, wenn überhaupt (musst mal nach glattpolierten Schliffflächen suchen). Der Rest ganz eindeutig Windkanter, z.T. mit schöner Mikrokorassion (kleine ausgewitterte Näpfchen). Sind zwar keine Artefakte, aber dafür z.T. schöne Geofakte, die gerne in sandigem Boden (Gleithang von Flüssen, exponierte alte Flussterrassen) herumliegen und als Klimazeugen der letzten Eiszeit gelten können. Das letzte Bild zeigt in der Tat einen fossilen Seeigelstachel als Negativabdruck. Ob Windkanter oder nicht, vermag man allerdings aufgrund des Fotos nicht zu sagen.

(Mittel-)paläolithische Artefakte zeigen häufig eine typische Patina und ihre Bearbeitungsspuren sind, genau wie deine Windkanter, gelegentlich von den darüberfegenden Sandkörnchen verrundet. Ein klares Indiz für das hohe Alter des Fundstücks, das die letzte Eiszeit noch an der Oberfläche miterlebt hat.

Grüße,

Thomas

Khamsin

Moin!

Man lernt ja gerne immer dazu, deshalb meine Frage:
Was ist eine "Mikrokorassion"?
Ich meine nicht die Näpfchen, sondern den Begriff.

Herzliche Grüsse KIS

"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Loenne

Wenn Khamsin das Wort nicht kennt, gibt es das auch nicht.   :zwinker:

Und Willkommen im Forum, Susan  :winke:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

Schollentreter

Hallo Khamsin,

der Begriff "Mikrokorrasion" ist ein Fachbegriff für äolische, d.h. durch Windschliff erfolgte, Reliefbildung. Hier wird er speziell auf Windkanter angewandt, deren Oberfläche Miniaturformen aufweisen. In "Die zentrale Sahara" von Prof. Dr. Detlef Busche (Geographisches Institut der Uni Würzburg), 1998, S. 201 ff ist von solchen Korrasionskleinformen die Rede: "Die windüberschliffene [...] Fläche setzt sich aus einer Vielzahl flacher, unregelmäßig geformter Becken zusammen, die sich nur teilweise an Gesteinsstrukturen anlehnen. Aus der Nähe betrachtet, wird dieses Wannenrelief durch feine, nahezu parallele Rillen und Grate im Millimeterbereich und darunter gegliedert. [...] (Dies) sind Miniaturformen des Windschliffs." Dort werden auch hübsche Fotos dieser Stücke gezeigt. Aus Copyrightgründen kann ich hier nur mal eigene Fundstücke aus Namibia zeigen, die ebensolche Formen besitzen.

Bild 1: WK 1; Das Stück ist eigentlich aus Kalkstein, der Glanz stammt vom ,,Wüstenlack"

Bild 2: WK 2

Diese Dinger gibt es, wie gesagt, auch bei uns hierzulande, speziell dort, wo im eisfreien Periglazialraum eine un- bis kaum bewachsene Tundra herrschte und der Wind die Sandkörner ungehindert über die abgelagerten Steine schmirgeln konnte:

Bild 3: WK 3

Bild 4: WK 4

Nicht nur natürlich abgelagerte Steine bekamen dies zu spüren, sondern auch an Jagdstationen liegen gebliebene Werkzeuge, wie man (allerdings nicht ganz so deutlich) an den nachfolgenden Bildern sehen kann. Der Schaber ist aus patiniertem Radiolarit (~ Kieselschiefer) und teils mit Sand verkrustet. Er stammt quasi von der gleichen Fundsituation wie die oben gezeigten Windkanter 3 und 4. Man sieht, dass die Unterseite deutlich windverschliffen ist und die Retuschen daher an ,,Schärfe" verloren haben.

Bild 5: MPv

Bild 6: MPh

Schöne Grüße,

Thomas

Der Wikinger

Erstmal willkommen im Forum, Schollentreter !!  :super:

Sehr interessantes Thema !

Die Frage meldet sich bei mir, ob die Steine von SusanBB auch diesen Prozess unterliegen, oder ob da nur weichere Stellen herauserodiert sind ???  :kopfkratz:

Habe hier eine Erklärung gefunden, und es gibt noch mehr, wenn man googlt !

http://de.wikipedia.org/wiki/Korrasion

:winke:

Schollentreter

Hallo,

die Oberflächenform des "Brummers" von Susan dürfte tatsächlich vorgeformt gewesen sein. Augenscheinlich handelt es sich dabei um (Bunt-)Sandstein, übrigens auch bei den Stücken auf Abb. 1 ff. Gleichartige Stücke hab ich jüngst erst auf einer Flussterrasse des Mains aufgesammelt und mich ebenfalls über die intentionell anmutende Form gewundert. Hätten auch Klopfsteine sein können. Da dort aber zig Windkanter aus anderem Flussgeröll herumliegen und Klopfsteine hier eher anders ausschauen, blieb ich skeptisch.

Zurück zu Susans "Brummer". Vgl. hierzu: http://scheinpflug.homepage.t-online.de/ufr-geol.htm Diese großen Löcher stammen ziemlich sicher von einer Verwitterungs-Vorform, die dann nochmal vom Windschliff überprägt wurde.
Schöne Grüße,

Thomas