ein neuer Jungpaläolithischer Bohrer

Begonnen von Furchenhäschen, 11. Oktober 2015, 11:44:23

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Furchenhäschen

Hallo,
anbei zeige ich hier einen gestern gemachten Neufund aus dem Jungpaläolithikum in Oberbayern.
Das Jungpaläolithikum ist der jüngere Abschnitt der eurasischen Altsteinzeit!
Dieser zeitliche Abschnitt begann vor etwa 40.000 Jahren und dauerte bis zum Ende der letzten Kaltzeit (Anfang Holozän) um etwa 10.000 v. Chr.
Mit dem Jungpaläolithikum begann die Einwanderung des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens sapiens) nach Europa.

Aus dieser Zeitspanne stammt auch der Lesefund des hier gezeigten Bohrers.
Diese Jagdstation, auf einem Hügel gelegen wurde von mir in den 80er Jahren entdeckt und lieferte schon einige interessante Artefakte, zurückreichend auch schon aus dem Mittelpaläolithikum.
Das Material des aus dem örtlichen Jurahornsteins ist von einem samtigen Glanz überzogen. Die Bohrerspitze hat sich hervorragend erhalten.
Der ohnehin schon recht flache Bulbus weist trotzdem noch eine leichte gewollte Reduktion auf.

Grüße
Peter

Pipin

Moin Peter,

mir ist da ein Detail aufgefallen ,  und ich möchte dazu hier offen Fragen:

Sind die von mir rot gezeichneten Seiten "natürlich" spitz zum Schlagpunkt zulaufend oder vielleicht intentionell?


Furchenhäschen

Zitat von: Pipin in 11. Oktober 2015, 12:49:29
Moin Peter,

mir ist da ein Detail aufgefallen ,  und ich möchte dazu hier offen Fragen:

Sind die von mir rot gezeichneten Seiten "natürlich" spitz zum Schlagpunkt zulaufend oder vielleicht intentionell?


Hallo Pipin,
das wird wohl so zufällig entstanden sein!
Deine rote Markierung, links zeigt den Bereich eines Streifens der natürlichen Kortex.
Die Schräge rechts ergibt sich durch den Abschlag, siehe auch reduzierter Bulbus unmittelbar.

Gruß
Peter

Pipin

Ok danke, Ich hab gefragt, weil ich 2-3 Kratzer gefunden habe, die spitz zum Schlagpunkt zulaufen. Und ich wollte wissen,  ob es vielleicht eine Formgebung ist, die eine zeitliche Zuordnung zulassen könnte.

Kelten111

Hallo.
Dürfte schon ins Jp gehören ähnliche finde ich auf der Fundstelle des Magdalene.
Soweit ich sehe beginnt das Artefakt an zu patinieren.
Schönes Stück  :super:
Mfg

Furchenhäschen

Zitat von: Kelten111 in 11. Oktober 2015, 15:28:33
Hallo.
Dürfte schon ins Jp gehören ähnliche finde ich auf der Fundstelle des Magdalene.
Soweit ich sehe beginnt das Artefakt an zu patinieren.
Schönes Stück  :super:
Mfg

Servus,
ist schon ordentlich patiniert und eben der charakteristische Glanz mit den leichten Verrundungen der Grate.
Ja und über den Fund habe ich mich sehr gefreut.

Gruß
Peter

Furchenhäschen

Servus,
anbei nochmal die fachliche Vorbeurteilung vom Archäologen:

Servus Peter,
Das ist wirklich ein interessantes Artefakt. Die ausgearbeitete Bohrerspitze scheint mir nicht verletzt zu sein sondern in ihrer originalen Zurichtung erhalten. Der samtige Glanz ist Windschliff, was eine Datierung vor das Kältemaximum der Würmeiszeit indiziert. Formell kommt damit Gravettien oder Aurignatien in Frage. Das lässt sich z.Zt. noch nicht näher spezifizieren. Nach den bisherigen Funden vom ............ könnte es durchaus Aurign. sein, womit wir um die 30 000 vor heute liegen dürften.

Wenn wir uns das nächste mal treffen möchte ich das- zugegeben auch ästhetisch sehr schöne Artefakt- gerne einmal in Händen halten und genau inspizieren.

Ende und

Gruß
Peter

RockandRole

Servus Peter,

Interessant finde ich, dass hier so etwas wie eine doppelte Schulterung besteht. Evtl. könnte das schöne Werkzeug auch für 2 verschiedene Durchmesser von Löchern verwendet worden sein. Ich fantasier jetzt einfach ein bisschen  :zwinker:

Die 'Ausdünnung' auf der Ventralseite, könnte die nicht auch ein Schlaganfall sein?

Übrigens mag ich auch gerne mal die Retusche aus der Nähe sehen!! Evtl. 30000 Jahre alte, vom Bohren stammende  Gebrauchsspuren sieht man ja auch nicht alle Tage.

Gibt es dort auch Leitfunde des Aurignacien?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Furchenhäschen

Zitat von: RockandRole in 25. Oktober 2015, 16:52:28
Servus Peter,

Die 'Ausdünnung' auf der Ventralseite, könnte die nicht auch ein Schlaganfall sein?

Übrigens mag ich auch gerne mal die Retusche aus der Nähe sehen!! Evtl. 30000 Jahre alte, vom Bohren stammende  Gebrauchsspuren sieht man ja auch nicht alle Tage.

Gibt es dort auch Leitfunde des Aurignacien?

Liebe Grüße Daniel
Servus Daniel,
die Reduzierung des Bulbus wurde in dieser Zeit reccht gerne praktiziert, war ja in manchen Fällen auch sehr zweckmässig.
Einen Blick auf das Artefakt aus unmittelbarer Nähe kann ich Dir nur bei einem Treffen in der nächsten Zeit  oder einen Versand mit der Post garantieren. Fototechnisch haut das mit der Camera so gewünscht nicht hin.
Leitfunde vom MP bis einschl.Mesolithikum liegen vor.

Grüße
Peter

StoneMan

Moin,

ein wirklich schöner Fundbeleg Peter  :Danke2:

Das ist schon irre, dass sich diverse Werkzeuge und insbesonder deren Formen über so lange
Zeiträume nicht/kaum verändern. Und mitunter sogar an´Fertigungs-Qualität´ verlieren.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry