Ein "krummes Ding" vom Ostseestrand

Begonnen von Jumne, 19. November 2011, 22:04:38

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Jumne

Guten Abend liebe Sucher! :winke:

Eigentlich wollte ich heute auf den Acker, um nach Artefakten Ausschau zu halten. Aber da es so neblig war, wich ich aus an den Strand.
Es ist schon erstaunlich: ich habe jahrelang Fossilien gesammelt , aber immer nur die Augen auf fossile Merkmale gerichtet. Dabei kann man interessante Relikte aus der Steinzeit dort finden.
Heute nun suchte ich nach eben jenen Kriterien und habe einige kleine Abschläge und Klingen gefunden.
Aber eine davon fiel völlig aus dem Rahmen.
Diese möchte ich nun vorstellen. Ich weiß noch nicht wirklich wozu sie einst verwendet wurde...ob als Bohrer oder Stichel?
Jedenfalls wurde sie aus einem Abschlag gefertigt, und hat zur Spitze hin einen sichelförmigen Bogen.Sie ist an beiden Lateralkanten retuschiert bis hin zur Spitze, ebenso am proximalen Ende.
Länge: 6,5 cm, Breite (an breitester Stelle): 1,1 cm, Dicke (dickste Stelle): 0,5cm.
Würde mich freuen über Feedback eurerseits.

Neblige Grüße von der Küste
Jumne

Marienbad

moin Jumne,
es ist ein Klingenabschlag, die gebogene Form stammt von dem vorherigen Abbauschlägen des Kerns.
Das war nicht gezieltes Herrichten, sondern Zufall.
Die Einkerbung könnte für eine gezielte Bruchkante eingearbeitet worden sein, um dort die Klinge abzubrechen.
:winke:  Manfred

Steinkopf

Hallo!

Seh ich auch so wie Manfred. Allerdings ist die 'Kerbe' schon durch
eine Art 'Stufe' von Vorgängerabschlag angelegt.

mfg

Jan

Jumne

Ah, ich verstehe...jetzt wo ihr es sagt: stimmt die Einkerbung ist deutlich zu erkennen. :staun:
Hm, warum wurde die Klinge nun eigentlich noch bis zur Spitze hin retuschiert an den Lateralkanten?
Hat sich der "Werkzeugmacher" vielleicht die zufällig krumme Form doch noch zunutze machen können?
Oder hat er die Klinge komplett verworfen? Nun, darüber wird man wohl nur spekulieren können.  :zwinker:

Gruß
Annette :winke:

Steinkopf

Hallo Annette!

Zitat:
"Hat sich der "Werkzeugmacher" vielleicht die zufällig krumme Form doch noch zunutze machen können?
Oder hat er die Klinge komplett verworfen? Nun, darüber wird man wohl nur spekulieren können."

Diese Frage ist nach dem Foto schwer zu beantworten. Die fragilen Kanten der Flintartefakte werden
durch Bewegungen im Wasser und an Stränden typischerweise 'retuschiert'.
Diese durch Naturgewalten entstehende Retusche ist zumeist von beiden Seiten - also von oben und von unten.
Eine absichtliche Retusche um ein Gerät herzustellen, wird fast immer von einer Seite ausgeführt.
Wird eine Klingenkante als Gerät eingesetzt, gibt es ebenfalls eine 'Gebrauchsretusche'.

Du schaust Dir das schöne Stück sicher noch mal genau an um es 'herauszulesen'.

mfg

Jan

Jumne

Hm, wenn du mich so fragst Jan, so sehen die Retuschen auf der konkaven Seite gleichmässiger aus. Die auf der konvexen könnten wohl doch eher durch "Anschlagbewegungen" entstanden sein, da unregelmässiger. Am proximalen Ende sehe ich eigentlich auch noch sehr fein gearbeitete Retuschen. :kopfkratz:

VG
Annette