Ein Kratzer und ein verwendeter spitzer Abschlag aus Maasfeuerstein

Begonnen von thovalo, 19. Mai 2014, 19:21:42

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thovalo

 
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Gestern konnte ich infolge des aufgehenden Bewuchses die letzte Begehung auf einem großen Fundareal am rechten Niederrhein durchführen.

Die Gestern begangene Teilfläche ist eine zentrale Bodenerhebung inmitten der Flussaue, die inzwischen durch Arbeiten der Universität Köln. überraschend als Dünenbildung identifiziert werden konnte. Das Entstehungszeitraum der Ausbildung dieser ungewöhnlichen natürlichen Bodenbildung ist geologisch noch nicht abschließend gesichert ermittelt.

Einige Fundbelege deuten bereits auf Aufenthalte möglicherweise bereits im Endpaläolithikum und im Verlauf des Mesolithikums hin.


In diesem Fall handelt es sich allerdings um zwei Artefakte des jüngeren Neolithikums.
Auf dem Fundgelände befindet sich einer der am weitesten nördliche gelegenen Zentralorte der Michelsberger Kultur.


Der Kratzer misst 4.1 cm Länge und besteht aus einem fein homogenen Maasfeuerstein, der noch in das Spektrum der Ausprägung des Feuersteins vom Rijckholttyp in der Region um Rijckholt in den Niederlanden passen kann.

Der Abschlag läuft, von der im Querschnitt bemerkenswert dünnen Basis mit sehr flachen Bulbus ausgehend, in einer sich zunehmend verdickenden Distalpartie aus. Ein Verhältnis, dass der Möglichkeit der Führung des Kratzers in einer Schäftung sehr entgegen kommt.

Wie bei Kratzern dieser Zeitstellung weit überwiegend zu beobachten, ist die in dorsaler Aufsicht rechte Seite zum Funktionsende hin ebenfalls retuschiert. Die Retuschen werden im Bereich des gerundet zuretuschierten Funktionsende immer kräftiger.

Das umlaufend retuschierte Arbeitsende zeigt markante Spuren der Arbeit mit diesem Artefakt in Form von Aussplitterungen. Wie die meisten der hunderte großer Kratzer von diesem Gelände ist mit diesem Kratzer ein härteres Material wie Knochen oder Holz bearbeitet worden. Dabei kam es unter Druckeinwirkung zu den Ausbruchsmarken im Umlauf des Arbeitsbereichs.


Die Erhaltung ist makellos. Das Artefakt ist offenbar ganz aktuell an die Oberfläche gelangt.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Die beiden Bilder heben an einem der Negative im Arbeitsbereich die Merkmale des Gebrauchs exemplarisch deutlich hervor.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Der lang-schmal spitz zulaufende Abschlag misst 9.6 cm Länge und besteht aus einer charakteristischen Variante des Feuersteins vom Rijckholttyp aus der Region um Rijckholt in den Niederlanden.


Der Abschlag weist in dorsaler Aufsicht eine rezente eingebuchtete Beschädigung auf.
Das Material erscheint dort dunkler als der Rest der Oberflächen.
Die ventral erkennbaren Negative sind gleichfarbig mit dem restlichen Material.

Zur Spitze hin befinden sich beidseitig vergleichsweise ungleichmäßig ausgeprägte Retuschen, die durch schabende Bewegung und vielleicht auch durch bohrenden Gebrauch entstanden sind. Der größere flächige Ausbruch der Ventralpartie im Bereich der Spitze könnte auf eine drehende Bewegung in der Verwendung als Pfriem entstanden sein ... wer weiss.


Das ist in der Ausprägung keine klassische Spitzklinge der Zeit.


lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.