Ein Kratzer aus niederländischen Rijckholtflint im Flintensteinformat

Begonnen von thovalo, 03. Oktober 2022, 19:25:48

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thovalo




Vorgestern fand sich am rechten Niederrhein im Bereich der Michelsberger Großsiedlung auch dieser rechteckig-blockartige Kratzer, der einem Flintenstein ähnlich ist. Es handelt sich aber um die hoch characteritische gemaserte Varietät des niederländischen Feuersteins aus den Flintminen von Sint Geetruid bei Rijckholt. Dort wurden keine Flintensteine produziert, was ich fast schon verwunderlich finde.

An den Fundplatz sind insbesondere Abschläge und deutlich weniger auch Klingen aus der Produktion der Flintminen bei Sint Geertruid ausgetauscht worden. Von den weit über zehntausend Fundbelegen liegen auch einige noch nicht zu Gerätschaften und aug Vorrat gehaltene Klingen und Abschläge vor. zweimal passten solche nicht genutzten Abscläge auch als Aufeinanderpasungen zusammen. Es wurden also regelrechte Abschlagserien produziert und dann in größeren zusammengefassten Einheitne über eine Landverbindung aus der Maasregion an den Ort eingeführt.


Der Kratzer hat eineintensiv abgearbeitete Lang- und eine ebenso intensiv abgearbeitete Schmalseite. Die zweite Langseite ist flach und war gut zum Spanabheben oder Schaben geeignet. So konnte man damit entweder Fleisch und Sehnen von geschlachteten Tieren lösen oder kleinere Hölzer intensiv bearbeiten.

Wären es Erstfunde für diesen Platz wären diese wichtige Hinweise auf eine Siedlung die im Jungneolithikum einen wie auch immer gestalteten
Austausch mit den Flintminen in den heutigen Niederlanen gehabt hatte. Doch liegen schon mehr als zehntausend Belegstücke aus dieser Flintvarietäte vor, sodass die Neufunde aus Rijchkoltfeuerstein des Fundplatzes "nur" das bisher schon bekannte Austauschsystem weiter unterstreicht und um neue Aspekte in der näheren Betrachtung von Funktionsmerkmalen erweitert.

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.