Ein kleiner Doppelstichel aus nordischen Feuerstein

Begonnen von thovalo, 28. Februar 2025, 14:02:35

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thovalo


Bei der Begehung eines spätaltsteinzeitlichen besiedelten Geländes an einem verlandeten Flusdlauf im Nachbarort, fand ich gestern einen kleinen Doppelstichel an einem lang schmalen Stück nordischen Feuersteins.

Ein Stichelschlag wurde an der Ecke einer geraden Endretusche ausgeführt. Diese Seite hatte Kontakt mit einem eisenhaltigen Objekt und die Kante an der das Negativ des Stichelschlags gelegen hatte, wurde dabei abgetrennt.

Das entgegengesetzte Ende weist keine besonders präparierte Schlagfläche auf, von der aus dann der Stichelschlag ausgeführt worden ist.

Mit nun 38 Sticheln handelt es sich um die höchste Anzahl von Sticheln von einem Fundgelände des Alleröd-Inerstatials aus der Zeit der Federmesserkulturen in Deutschland. Es gibt bislang keine Hinweise auf einen mehrmaligen Aufenthalt zu dieser Zeit auf dem Fundareal.


Aus dem Rheinland sind keine mesolithischen Fundinventare mit Sticheln bekannt, was genauso für die Zeit des Neolithikums gilt.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Die Seite mit dem Stichelschlag an einer Endretusche
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Der Stichelschlag von einer unpräparierten Fläche am gegenseitigen Ende aus.  :glotz:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Hallo Thomas,
zu dem Fundstück kann man nur gratulieren!
Ein geradezu lehrbuchmäßiger Stichel.

Grüße Peter

thovalo

#4
Ja, das stimmt, danke Peter! Es ist ja immer eine wirkliche Fleißarbeit in Halbmeter-Abständen nach Vorne geneigt seine Bahnen zu ziehen um diese kleinen  Artefakte "einfangen" zu können.

Hier noch eine Gesamtübersicht der acht spätaltsteinzeitlichen Stücke und eines neolithischen Artefakts (Oben rechts). Der Stichel befindet sich Unten recjts.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Shard

Zitat von: thovalo in 28. Februar 2025, 14:15:20Der Stichel befindet sich Unten links.


lG Thomas  :winke:

Servus,

kurzer Moment der Verwirrung: du meinst unten rechts?

Also die Artefakte hätte ich nicht erkannt. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher welches die Arbeitsflächen des Doppelstichels sind... Ich werde wohl erst Mal jeden Krümel Hornstein vorsichtshalber aufsammeln, damit ich nichts übersehe. 😅

Gruß Shard

thovalo

Zitat von: Shard in 28. Februar 2025, 16:24:09Servus,

kurzer Moment der Verwirrung: du meinst unten rechts?

Also die Artefakte hätte ich nicht erkannt. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher welches die Arbeitsflächen des Doppelstichels sind... Ich werde wohl erst Mal jeden Krümel Hornstein vorsichtshalber aufsammeln, damit ich nichts übersehe. 😅

Gruß Shard


Unten rechts! Danke für den Hinweis, den ich korrigieren konnte!


Der Fundplatz liegt noc recht isoliert auf der rechten Rheinseite. Verwendet wurde auf dem Areal des Lagerplatzes anscheinend ausschließllich nordischer Feuerstein, der entweder auf dem einzigen oberflächig erreichbaren Vorkommen zwei Dörfer weiter östlich oder doch weiter weg aus der Hellwegzone oder Westfalen stammt.

Die Artefakte des Inventars sind sehr kleinteilig und die Überreste oft rezent angeschlagen oder zerbrochen. Die Stichel sind meist sehr gut und unbeschädigt geblieben und sie sind alle zweifelsfrei und gut gearbeitet, wozu handwerklich auch nicht viel gehört. Tatsächlich habe ich erst durch die eigenen Funde über die Jahre den Typus des Stichels sicher zu erkennen gelernt.

Das Fundareal führt keine eigenen Silces, sodaß Alles was sich findet, eingetragen sein muß. Das macht das Auflesen relativ einfach. Dummerweise liegt viel Geröll mit einem hohen Quarzanteil in der Flur, sodass ich  dennoch sehr genau und geduldig hinsehen muss, um die Artefakte aus Feuerstein zu erkennen.

Es ist gut, dass Du auch die kleinsten Stücke mit aufliest. Denn darunter befinden sich auch die Stichellamellen, Kerbreste und Absplisse.

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Shard

Zitat von: thovalo in 28. Februar 2025, 22:58:48Das Fundareal führt keine eigenen Silces, sodaß Alles was sich findet, eingetragen sein muß. Das macht das Auflesen relativ einfach. Dummerweise liegt viel Geröll mit einem hohen Quarzanteil in der Flur, sodass ich  dennoch sehr genau und geduldig hinsehen muss, um die Artefakte aus Feuerstein zu erkennen.

So ähnlich geht es mir hier auch. Hornstein liegt hier nicht sehr viel rum, aber der Kalkstein sieht schon verflucht ähnlich zu dem hellen Hornstein aus. Ich hab mich schon ungezählte Male gebückt, um dann festzustellen dass es Kalkstein ist. 😅

Dann hoffe ich Mal noch einen Stichel zu finden, damit ich den besser verstehe.

Gruß Shard

thovalo

Zitat von: Shard in 01. März 2025, 06:34:32So ähnlich geht es mir hier auch. Hornstein liegt hier nicht sehr viel rum, aber der Kalkstein sieht schon verflucht ähnlich zu dem hellen Hornstein aus. Ich hab mich schon ungezählte Male gebückt, um dann festzustellen dass es Kalkstein ist. 😅

Dann hoffe ich Mal noch einen Stichel zu finden, damit ich den besser verstehe.

Gruß Shard

So ist das Vorgehen in Silexarmen Regionen am Besten. Alles auflesen und gerade in der späten Altstienzeit, ist es wichtig sich die Artefkte, wenn sie dann gereinigt sind ersteinmal in Ruhe und genau anzusehen.

Die Stichel sind hier in der Zeit oft estaunlich klein, meist zwischen 2.3 bis etwas 5 cm. Der Platz hier zeigt eine starke Tendenz zu einer Miniaturisierung die sich zwar nicht typologisch, aber von den Formaten her, bereits auf die Miniaturen des Mesolithikums zugbegewegt.

Im vorangegangenen Jungpaläolithikum (Magdalénien) sind es viel öfter Stichel an größeren Klingen. In dem hier geundenen Federmesserkontext sind sie nur selten an Klingen, sondern sehr viel häufiger an Abschlägen und gelegentlich auch an Gerätschaften wie Kratzer oder Boher kombiniert.

Wenn du den ersten Stichel erwischt hast, erschließt sich immer mehr das recht einfache Herstellungsprinzip. Dessen funktionialer Wert scheint sich dann mit dem Ende des Eiszeitalters und beim Leben in einer immer waldreicher werdenden Landschaft nicht bewehrt zu heben. Das kann mit dem Wegfall bestimmter Tätitkeiten in Beziehung stehen die man in der "neu" gewachsenen LEbenssituation nicht mehr benötigts.

Leider ist die Finanzierung des Projektes aktuell nicht weiter gesichert. Es sollen aktuell noch eine populärwissenschaftliche (Archäologie im Rheinland) und eine facharchäologische Publikation folgen.

Es gbit bereits weitere Neufunde, die aber nicht mehr in die Fundaufnhame mit eingegangen sind, da die Finanzierung zur Bearbeitung nun erst einmal abgeschlossen ist.


Mal sehen wie es weitergehend kann und wird.


lG Thpmas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.