Ein Heinsberger Napoleonshut

Begonnen von steinsucher, 02. Dezember 2007, 19:57:43

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steinsucher

Hallo Forum,

stellt Euch mal folgende Situation vor:

Irgendwo um Heinsberg/Rheinland bewegt sich im Jahre 1991 eine Gruppe Menschen mit dem Fahrrad über Wind umtoste Höhen (ca 60m ü. NN). Vorneweg der Clanchef, dahinter eine fluchende Ehefrau und zwei meckernde Kinder. Kaum war der höchste Punkt des Weges überschritten (oder überfahren), erweckte ein Objekt am Wegesrand die Aufmerksamkeit des Clanchefs. Irgendwie passten die Umrisse in ein Raster und das Gehirn befahl eine Vollbremsung einzuleiten. Die Überraschung im hinteren Glied der Kette war groß und um ein Haar hätte sich ein Drama in Form eines Auffahrunfalls abgespielt.

Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, wurde das Teil begutachtet. Es handelte sich um einen anständigen Brocken Stein mit einer gehörigen Portion Erde verschmiert. Ein Landmann mochte ihn scheinbar nicht auf seinem Acker und hatte ihn entfernt. Aber diese Form...

Also bekam die Ehefrau den Brocken als Zuladung auf ihr Fahrrad. Schlecht, wenn man als einziger einen Korb montiert hat. Unter weiterem Gemecker und unter Beschimpfungen ging es nun nach Hause. Dort wurde gleich der Schlauch herausgeholt und dann "Wasser marsch".

Und das kam dabei heraus:

(Fortsetzung folgt.)

rolfpeter

 :staun:
Tolles Stück, Nomen est Omen, sowas fehlt mir noch in der Sammlung.
Aus welchem Material ist's denn hergestellt? Gibt es Beifunde? Der wackere Landmann wird es ja nicht allzu weit getragen haben!
Danke für's Zeigen, sieht man ausgesprochen selten!

Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

Hier die Fortsetzung:

Es war ein gut erhaltener Mahlstein aus Basaltlava. Die Form gleicht einem extremen Bootskiel oder aber einem auf der Spitze stehenden "Napoleonshut". So werden diese Teile ja auch allgemein genannt. Er wiegt noch stattliche 8 kg, ist ca. 38 cm lang, ca. 23 cm hoch und ca. 14,5 cm breit. Die Arbeitsfläche ist kaum abgenutzt. Eine Spitze ist modern abgebrochen, eine Nachsuche hat bis heute aber nichts ergeben. Das Teil weist einige moderne Kratzspuren auf.

Im Umfeld ist bis heute nichts mehr gefunden worden. Auch der ursprüngliche Fundort ist nicht bekannt.

Beim Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege geht man davon aus, dass das Stück zeitlich etwa 100 v. Ch. anzusiedeln ist.

Der Vollständigkeit halber noch ein Bild der Arbeitsfläche.

Silex

Ich musste erst mal guugln:
http://www.kleiekotzer.com/assets/images/Typologie_Muhlsteine.jpg
bis ich auf LaTéneMahlstein kam.
Oder bin ich doch falsch?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Silex,

neeh, falsch bist du nicht. Wir waren wohl beide am Tippen und ich habe nur eine Minute früher abgedrückt. Danke für den Link. Das Teil ist also in die späte LaTéne-Zeit eingeordnet worden (an Stufen wage ich mich nicht). Aber ich hatte, wie immer, das Gefühl, kompetent informiert worden zu sein.

Gruß,

Fritz