Ein neolithischer Feuerschlagstein vom rechten Niederrhein

Begonnen von thovalo, 07. Februar 2011, 12:25:03

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thovalo

 :-D

Dieser eindrucksvolle kleinformatige mögliche "Feuerschlagstein" aus schwarzem Feuerstein der Varietät "Rijkholt" (Rijkholt/Sint Geertruid; Niederlande) ist glücklicherweise vollständig erhalten.

Durch die verwendete kurze und zu einer Spitze hin auslaufende Grundform und die intensive Nutzung, ist die Ventralseite bis in die Fläche hinein "retuschiert". Doch sind die Negative nicht immer flach und gleichmäßig, sondern häufiger auch in tiefen Stufen und deutlich ungleichmäßig ausgeführt worden.

Der Fundbeleg vermittelt durch den Umriss und die ventralen "Retuschen" den Eindruck einer verworfenen Pfeilspitzenvorarbeit. Doch ist der gesamte Kantenumlauf vermutlich durch die Verwendung des Fundbelegs als Feuerschlagstein zermürbt und teilweise verrundet.


Auffallend ist die deutlich ausgeprägte Retuschierung der dorsalen Seite der Basislinie.
Vielleicht wurde dadurch eine scharfe Kante oder ein vorstehender Grat "entschärft".  :glotz:


Länge: 4.2 cm; max. Breite: 2.2 cm; max Dm: 1 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Moin Thomas,
woran machst Du den Feuerschlagstein fest? Deine von Dir bisher gezeigten Feuerschlagsteine wiesen am Ende immer starke Verrundungen auf.
Mich erinnert das Artefakt an ein spitznackiges Scheibenbeil. Diese wurden als ad hoc Werkzeug auf meinem neolithischen Fundkomplex meist aus Frostscherben hergestellt. Die Schneide wurde so belassen wie sie war. Sie Konnte durch Stichelschläge oder wie bei deinem Stück zu sehen von beiden Seiten nachgeschärft werden. Da die meisten Stücke dieser Art auf meinem Platz fragmentarisch vorkommen, kann ich Dir nur die Bilder dieses einen halbwegs vergleichbaren Stückes zeigen. Ein Anderes hat Jürgen schon als Dechsel aus Grundform klassifiziert.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo

 :-)

Die Schlageinwirkung beim Feuerschlagen betrifft nicht nur die Schmalenden, sondern auch die Seiten und hier sind auch Teile der Kanten einschließlich der Spitze verrundet.

Solche kleinen Beilklingen wie Du sie zeigen kannst sind hier nicht bekannt ......

..... die in den Niederlanden und auch hier belegten kleinformatigen "afslagbeiltje" sind in den Fundinventaren hier zwar auch mit vertreten, aber nur sehr selten!


LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Solche kleinen Beilklingen wie Du sie zeigen kannst sind hier nicht bekannt ......

..... die in den Niederlanden und auch hier belegten kleinformatigen "afslagbeiltje" sind in den Fundinventaren hier zwar auch mit vertreten, aber nur sehr selten!

Moin Thomas,
oder sie wurden nicht als Solche erkannt.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

thovalo

Zitat von: steinwanderer in 07. Februar 2011, 20:58:23
Solche kleinen Beilklingen wie Du sie zeigen kannst sind hier nicht bekannt ......

..... die in den Niederlanden und auch hier belegten kleinformatigen "afslagbeiltje" sind in den Fundinventaren hier zwar auch mit vertreten, aber nur sehr selten!

Moin Thomas,
oder sie wurden nicht als Solche erkannt.
Gruß Klaus


........ das ist auch gut möglich ...... wie die Dechselklingen aus Feuerstein, die ja auch erst seit einigen Jahren immer mehr in den Focus geraten ..... allerdings bleiben sie dennoch sehr seltene Fundnachweise!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Feuerschlagsteine sind zumeist länglich zugerichtete Flintstücke. Gebrauchte Exemplare erkennt man am besten mit dem Daumen: Der strapazierte Polfühlt sich recht glatt an. Anders als bei länglichen Stücken, die irgenwie zur Steinbearbeitung benutzt wurden (Knuseflint nach P.V.Petersen).

Die Form der Feuerschlagsteine kann recht vielgestaltig sein. Manche Exemplare sind aus kräftigen Klingen. Die umlaufende Retuschen sind lediglich formgebend. Andere Exemplare sind kleine Mini-Dolche oder sogar sekundär gerauchte Dolchreste.

Bei besonders sorfgfältig gearbeiteten Grundformen mag auch die Ästhetik oder der Status eine Rolle gespielt haben. Schwieriger wird es bei nicht gebrauchtgen Stücken. Dann bleibt es eine Vermutung, warum soviel Arbeit in ein schwer zuzuordnendes Stück gesgteckt wurde.

Gruß Jan

thovalo

 :-)

Auf dem großen Fundgelände hier gibt es sehr unterschiedliche Formen und Formate von Silices mit zermürbten und verrundeten Kantenverläufen.

Im Grunde konnte wohl jedes Silexstück zum Feuer schlagen verwendet werden, wenn eine geeignete Kante vorhanden gewesen ist ......

Diese "ad hoc- Geräte" sehen dann anders aus, als die eigens zum Feuerschlagen zuretuschierten lang gestreckten Formen!

LG  thomas    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinwanderer

Moin Thomas,
der Pol am Ende eines jeden Feuerschlägers beweist doch wohl das der Anschlag mit der Spitze und nicht mit der Kante erfolgte.
Alle von mir gefundenen Feuerschlagsteine haben meist eine umlaufende Kantenretusche und weisen nur am Ende einen Schlagpol auf (siehe Bild).
Deshalb wird es wohl etwas anderes mit den Verrundungen an den Kanten deines Stückes auf sich haben.
Jetzt komme ich wieder auf das Scheibenbeil zurück. Weil diese oben auf ein Holzknie fixiert wurden,Leder oder anderes, durften die Kanten nicht zu scharf sein und wurden wie bei deinem Stück grob geglättet.
Du schriebst das wohl jedes Flintstück zum Feuermachen benutzt werden konnte, was wohl stimmt. Da mit dem Feuer auch kultische Handlungen vollzogen wurden (siehe verbrannte Artefakte), war das Feuer für die Menschen damals an sich schon ein Heiligtum. Deshalb wurde es wohl nicht mal eben erzeugt.Die wohlgearbeiteten Feuerschlagsteine, tlw. aus Flinddolchen hergestellt, zeugen von der Achtung des Feuers.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav