Ein für mich besonderer Fund (XI): Spitz, (asymmetrisch) geflügelt, bedornt

Begonnen von Jondalar, 09. August 2025, 09:14:12

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Jondalar

Hallo zusammen,

ich finde die 'in Situ'-Fotos hier im Forum immer besonders spannend. Manchmal ja fast wie ein Suchbild... Ich selbst werde etwas Derartiges wohl kaum mal zustande bringen, da ich bei den allermeisten Suchgängen gar kein Smartphon dabei habe und ich mich zudem als 'Grabscher' bezeichnen würde. Also, wenn ich etwas Vielversprechendes gefunden zu haben glaube, ist meine Hand meist schneller als mein Hirn...    ;)

Nicht so bei diesem Stück: Es schaute mit der Spitze ein ganz klein wenig aus der sandigen Erde nahe des Bächleins. Für mich war, ob der bereits erkennbar flächigen Retuschen, sofort klar, dass es etwas Neolithisches/Bronzezeitliches ist. Doch was? Ich kniete mich untypisch langsam hin und steckte Daumen und Zeigefinger in die Erde, um das Stück zu betasten. Bemerkte den einen Flügel, dann den anderen. Zu meiner großen und freudigen Überraschung ließ sich dazwischen dann sogar noch ein Schäftungsdorn erfühlen.

Auch wenn ich hier schon einmal eine nett anzusehende Pfeilspitze als einen für mich besonderen Fund eingestellt hatte

Sucherforum - Steinartefakte - Ein für mich besonderer Fund (VI): 1,5 Gramm neolithische Schönheit

so verdient es dieses bedornte Stück ebenfalls.

Länge: 28mm
Breite: 18mm
Dicke: max. 4mm
Gewicht: 2gr.
Fundort: Landkreis Gifhorn

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Rheingauner


Neos

Moin, Jondalar,

wow, was für ein tolles Stück! Hammer!!!
Ich freue mich total für dich, dass du eine solche wundervolle Spitze finden durftest!  :Danke2:

Ich würde stark vermuten, dass wir da schon in der frühen Bronzezeit sind. Oder was denkst du?

Viele Grüße

Frank

PS: Und wo hast du dein in situ-Foto versteckt? Das wollen wir (sehr) gerne auch sehen!  :smoke:

Shard

Ich glaube das gibt es nicht. Er hatte sicher kein Handy dabei. 😉
Wäre aber wohl die Gelegenheit gewesen, weil der der Greifreflex diesmal nicht da war.

Gruß Shard

Steinkopf

Hi Jondalar

Meinen Glückwunsch zu diesem ganz besonderen Fundstück!

LG
Jan

thovalo


Guten Tag Jondalar!


Das ist eine perfekt erhalten gebliebene, geflügelte Pfeilspitze mit Schäftungsdorn. Beim Ausarbeiten der Flügel kann es passieren, dass eine Ecke verloren geht oder die Proportionen nicht mehr austariert werden können. Das änderte nichts ander Funktionsfähigkeit.

Ob diese Art der Pfeilspitzen Vorbilder für Metallarbeiten, umgekehrt oder wechselseitig gewesen sind, das bleibt bislang ungeklärt und diese Frage wird sich vermutlich auch zukünftig nicht mit absoluter Sicherheit klären lassen.

Oft sind sie mit den Becherkulturen verbunden, die bis in die Bronzezeit Bestand hatten.


Tatsächlich gehört Disziplin dazu, vor dem Aufheben ein Bild zu machen, weil das sehr gut vermittelt, wie Funde anzutreffen und erkennbar sind.

Was für mich mein Smartphone  dabei aber tatsächlich wichtig macht, ist das Einmessen des Fundpunktes. Das wird spätestens dann wichtig, wenn es auf einer Fläche eine Mehrzahl an Funden gibt. Dann ist das Einmessen ausgesprochen wichtig.

Ich nutze die kostenfreie App "Meine GPS Position", die sich im archäologischen Kontext bewährt hat.

Du darfst mit im Auge behalten, dass dieser Typ von Pfeilspitze auch oft mit in Bestattungen gegeben wurde. Oftmals ein einziger Pfeil, vom dem sich dann eben nur die Spitze erhalten hat. Die höchste Anzahl aus meinen Begehungen waren bislang drei Pfeilspitzen dieses Typs eng beieinander. Die Bögen sind  total vergangen. Dazu findet sich selten eine Armschutplatte, häufiger Becherfragmente, Metalldorne zur feinen Feuersteinbearbeitung  und exklusiv mal ein Metalldolch.


Weil man ja nie weiß, ob da nicht noch mehr vorkommt, ist das Einmesser tatsächlich gar nicht so schlecht. Wenn man dich da eingearbeitet hat geht es auch recht fix.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Rheingauner,
vielen Dank! Und bei dieser Gelegenheit auch vielen Dank für Deine Arbeit hier im Forum!
Viele Grüße

Jondalar
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(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Frank,

vielen Dank für die 'Blumen'. Ich selbst bin mir bei der zeitlichen Einordnung des Stückes unsicher. Habe ja beim Lesen der Beiträge über Pfeilspitzen hier im Forum den Eindruck gewonnen, dass man sich, was derartige Funde anbetrifft, bedeckt hält. Da steht dann oft 'spätneolithisch/bronzezeitlich'...

Ich hoffe, Du hattest eine spannende 'Frühjahrssaison' und konntest u.a. Deine ja etwas dürftige Scheibenbeilkollektion ein wenig ergänzen...   ;)

Freue mich schon, ohne das Dich das unter Druck setzen soll, auf die nächste Vorstellung eines ja immer ungewöhnlichen Fundes von Dir
Viele Grüße

Jondalar


p.s.: ich habe mich da missverständlich ausgedrückt Auch von diesem Stück gibt es leider kein 'in situ'-Foto  :(   Im Unterschied zu den meisten anderen Funden ist es mir bei diesem lediglich gelungen, mir ein wenig Zeit zu nehmen, die Spannung zu genießen und es mir LANGSAM anzueignen. Werde aber versuchen häufiger das Handy mitzunehmen und verspreche, dass erste derartige Foto hier einzustellen!
 
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Jondalar

Hallo Shard,

völlig richtig! Wieder kein Foto, obwohl ich bei diesem Fund, ob der aufziehenden Regenfront, eine kurze Regenpause nutzend und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit mit dem Auto unterwegs war, was die Chance auf eine Handymitnahme deutlich erhöht...
Viele Grüße

Jondalar


p.s.: Der Regen hat mich trotzdem voll erwischt, aber das war mir angesichts des Fundes völlig egal!
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Jondalar

Hallo Jan,

vielen Dank für Deinen Zuspruch!
Viele Grüße

Jondalar
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Jondalar

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine ausführliche und spannende Einordnung des Fundes!

Wenn ich Dich richtig verstehe, ziehst Du eine Bestattung der Glockenbecherkultur in Erwägung. Da die Spitze so gut erhalten ist, dieser Teil des Feldes bisher (ich habe den Fundort erst vor 2 Jahren entdeckt) keine weiteren eindeutig neolithischen Funde erbracht hat und am Fundtag tiefgepflügt worden war, halte ich ein Grab für absolut plausibel. Sicherlich werde ich den Fundort im Auge behalten!
Und natürlich hast Du völlig recht, dass es wünschenswert wäre, die Funde einzumessen. Ich trage sie halt in Kartenausschnitte ein, was aber sicherlich nicht die gleiche Informationstiefe hat. Vielen Dank an dieser Stelle auch für den Hinweis auf die App!
Viele Grüße

Jondalar
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Neos

Hallo, Jondalar,

Zitat von: Jondalar in 10. August 2025, 08:22:53Ich hoffe, Du hattest eine spannende 'Frühjahrssaison' und konntest u.a. Deine ja etwas dürftige Scheibenbeilkollektion ein wenig ergänzen...  ;)

meine Frühjahrssaison war tatsächlich insofern spannend, als dass ich einen neuen und verhältnismäßig kleinen Fundplatz entdeckt habe, der mir schon nach nur drei Exkursionen ein paar ganz nette Artefakte beschert hat.

Und was meine kleine "Scheibenbeilkollektion" betrifft: Ich arbeite daran. :zwinker:

ZitatFreue mich schon, ohne das Dich das unter Druck setzen soll, auf die nächste Vorstellung eines ja immer ungewöhnlichen Fundes von Dir

Ich bin gerade dabei, eine weitere Fotodokumentation zu erstellen. Und, ja, ich könnte mir vorstellen, dass die eventuell bei dem einen oder anderen auf Interesse stoßen könnte. Soviel sei verraten: Ich gehe für schleswig-holsteinische Verhältnisse sehr weit in die Vergangenheit zurück.

Zitatp.s.: ich habe mich da missverständlich ausgedrückt Auch von diesem Stück gibt es leider kein 'in situ'-Foto  :( 

Erst leckerfitzig machen und dann so was...  :nono:

ZitatIm Unterschied zu den meisten anderen Funden ist es mir bei diesem lediglich gelungen, mir ein wenig Zeit zu nehmen, die Spannung zu genießen und es mir LANGSAM anzueignen.

OK, heißt: Ein Anfang ist gemacht!

ZitatWerde aber versuchen häufiger das Handy mitzunehmen und verspreche, dass erste derartige Foto hier einzustellen!

 :super:

Viele Grüße

Frank

Neos

Eine Sache noch zu dem Tipp von Thomas zur App und generell zum Thema Einmessen:

Hinsichtlich dieser App kann ich nichts beitragen, da ich sie nicht kenne. In den Rezensionen liest man jedoch, dass die häufige Werbung darin extrem nervig sei – selbst in der Bezahlversion. @Thomas: Kannst du das eventuell bestätigen?

Nutzt sonst eventuell eine(r) von euch eine App, die er oder sie empfehlen kann, fürs Einmessen der Artefakte? Mich würde das sehr interessieren!

Generell macht das Einmessen von Funden auf jeden Fall Sinn. Für die Archäologen, die diese Infos erhalten, wie auch für einen selbst. Nur so kann man z. B. Funkonzentrationen wirklich deutlich entdecken und sie auch grafisch darstellen.

Persephone

Moin Frank,

ich nutze Topo GPS und bin damit sehr zufrieden.
Sie kostet, wenn ich mich recht erinnere, knapp 5€, kommt ohne Werbung aus und läßt sich auf alle gängigen Koordinatensysteme einstellen.
Die Handhabung ist einfach.

 :winke: Persephone

Neos

Moin, Persephone,

Zitat von: Persephone in 10. August 2025, 16:50:01ich nutze Topo GPS und bin damit sehr zufrieden.
Sie kostet, wenn ich mich recht erinnere, knapp 5€, kommt ohne Werbung aus und läßt sich auf alle gängigen Koordinatensysteme einstellen.
Die Handhabung ist einfach.

klasse, dank dir für den Tipp! Ich werde mir die App die Tage mal anschauen!  :super:

Viele Grüße

Frank