Ein feiner mittelsteinzeitlicher Kernstein bei der ersten Nachbegehung

Begonnen von thovalo, 31. Oktober 2025, 11:11:41

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thovalo



Moin!

Vorgestern habe ich den mesolithischen Fundplatz auf einem Dünenrücken, nahe hinter unserm Haus, nach den starken Regenfällen der letzten Tage erstmals nachbegehen können.

Dabei fand sich ein verbrannter Abschlag und ein ausdrucksvoller Kernstein. Der Kernstein besteht aus einem geradezu brilliant feinen Feuerstein und wirkt so frisch, als hätte man ihn erst einen Tag vor seiner Entdeckung dort hinterlassen. In der Übersicht der Mikrolithen ist zumindest ein Aufenthalt im späten Mesolithikum sicher dokumentiert (drei trapezoide Mikrolithen/ zwei symmetrische Dreieckspitzen/ ein zusätzlich beidendig retuschiertes Rückenmesser(chen)/ eine einfache Spitze, ein deutlich ungleichschenkliges Dreieck). Als Einzelfund kam dort auch ein spätatlsteinzeitliches Federmesser vor.

Der Anzahl der Kernsteine nach, spielte die Bearbeitung des weithin nicht in der Region vorhandenen Feuersteins auf dem Platz eine deutliche Rolle. Es liegen zwar auch viele Klingen und Abschläge vor. Anpassungen sind an den bislang gefunden Kernsteinenjedoch noch nicht gelungen. Das ist erstaunlich, weil der verwendete Feuerstien oft sehr individuelle Merkmale aufweist, ein Erkennen von Anpassungen also relativ leicht möglich wäre. Es scheint, auch nach 30 Jahren Begehungszeit (mit 11 Jahren Pause, weil der Platz in dieser Zeit nur als Wiese geeutz worden war) noch deutlich mehr Fundmaterial im Boden zu liegen.

Beifunde waren diesemal bei diesem einen Lauf gleich drei Münzen. Die älteste datiert in das Jahr 1846, eine Preussische, in Düsseldorf emmitiert Scheidemünze im wert von zwei Pfennigen. Auf der Rückseite steht: 180 einen Thaler. Dann 10 Rentenpfenig aus der Zeit der Weimarer Republik 1924 und ein Reichspfennig von 1943. Also drei kleine Stückchen neuerer Deutscher Geschichte über knapp einhundert Jahre hinweg.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Thomas,

eine hübsche Kollektion, die Dir da vergönnt war zu finden! Und auch 3 Münzen auf einen Streich... Ich gehe mal von Augenfunden aus... Unfassbar!

Auf die Idee, an einem Fundort gefundene Klingen an die Kernsteine anzupassen, bin ich bisher noch nicht gekommen. Hielt ich für unwahrscheinlich... Vielen Dank für den Impuls.
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

stratocaster

Wir wollen ja nicht über Geld reden, aber als Gegenwert zur Münze von 1846
könnte man sich ein Wiener Schnitzel mit Salat und Bratkartoffeln und ein Glas Bier leisten. :zwinker:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

thovalo

Zitat von: Jondalar in 31. Oktober 2025, 18:32:32Hallo Thomas,

eine hübsche Kollektion, die Dir da vergönnt war zu finden! Und auch 3 Münzen auf einen Streich... Ich gehe mal von Augenfunden aus... Unfassbar!

Auf die Idee, an einem Fundort gefundene Klingen an die Kernsteine anzupassen, bin ich bisher noch nicht gekommen. Hielt ich für unwahrscheinlich... Vielen Dank für den Impuls.
Viele Grüße

Jondalar

Bei Grabungsfunden hat der Versuch Anpassungen zu finden oft einen guten Erfolg. Bei Oberflächenfundzusammenhängen gelingt das sehr viel seltener. Unter zehntausenden Artefakten der Jungteinzeit von einem anderen Fundgelände, drei Dörfer weiter, ist mir das immer wieder mal gelungen. Das ist allerdings auch aufwändig.

Hier auf dem mesolithischen Platz ist die Farbgebung der bislang einge hundert, ausschließlich nordischen Feuersteinstücke, sehr buntfarbig und auch in der Textur vielfältig. Da die Kernsteine sicher erkennen lassen, dass hier aktiv Feuerstein bearbeiet wurde, finde ich den Aufwand vertretbar und sinnvoll.

Bislang konnte ich auf diesem Platz zwei Bruchstücke einer Klinge in einem Abstand von acht Jahren wieder zusammenfügen.


Noch sehr viel schwieriger ist es AUEINANDERPASSUNGEN zu finden. Das ist dann die 3 D -Variante. Das ist mir abislang auch nur sehr selten gelungen.

https://sucherforum.de/steinartefakte/aufeinanderpassung-zweier-kratzer/msg333403/#msg333403



lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Thomas,
vielen Dank für die Erläuterungen und das Beispiel einer Aufeinanderpassung. Unfassbar, dass die beiden Kratzer zusammenpassen und dass Du das auch noch erkannt hast!
Viele Grüße

Jondalar

P.s.: gelegentlich mache ich mir ja Gedanken, wie weit Stücke durch die landwirtschaftliche Bearbeitung 'verdriftet' werden können und mein Gefühl sagt mir, dass das gar nicht so weit sein kann... Was ja die Wahrscheinlichkeit einer Anpassung auch bei Oberflächenfunden erhöhen würde...
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