eigenartiger Kratzer

Begonnen von archfraser, 23. April 2017, 10:29:11

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archfraser

Hi

Hier ein Kratzer von meiner oft besuchten bandkeramischen Siedlungsstelle.
Das eigenartige ist die retuschierte Ausbuchtung und die sich an der Ventralfläche
befindlichen Kratzer-Retuschen.
Wäre für Infos und Belahrungen dankbar.

archfraser
,,Es mag sein, dass wir durch das Wissen anderer gelehrter werden. Weiser werden wir nur durch uns selbst."

Michel de Montaigne

thovalo

#1


Mit der bandkeramischen Kultur hat Dein Fundbeleg aus meiner Perspektive nach den Abbildungen und dem Vergleich mit charakteristischen Fundinventaren nichts zu tun.

Dein Fundbeleg ist die abgebrochene Distalpartie einer wohl nicht optimal geschlagenen Grundform. Die Proximalpartie ist improvisiert dorsal-ventral gerundet retuschiert worden da hier die stärkste Stelle der Grundform gelegen hat. Neben einer Verwendung als Kratzer kommt vielleicht sogar eher noch ein Bohrer in Frage .....


Was gegen Bandkeramik spricht:

- das Material ist Schotterfeuerstein
- die ad hoc - Schlagtechnik
- die ungleichförmige Grundform
- die improvisierte Lösung der dorso-ventralen Ausführung der Retuschierung


In der Bandkeramik wurden insbesondere gleichförmige Klingen mit einer vergleichsweise stark genormten Länge als Grundform verwendet.
Das Gerätespektrum der Gerätschaften aus Grundformen ist dabei gegenüber den Kulturen des jüngeren und späten Neolithikums sowie der Bronze- und Eisenzeit stark genormt. Massig finden sich Artefakte aus Klingengrundformen: Endretuschen, Sicheleinsätze, Spitzklingen, Bohrer, Klingenkratzer, Projektile und diese in einer bemerkenswerten typologischen Gleichförmigkeit

Die dafür benötigten Grundformen wurden weithin ausgetauscht und in der Bandkeramik ist der Maasfeuerstein, insbesondere der Lanayefeuerstein vom "Rijckholttyp", im Rehinland vorherrschend. Ich meine mich erinnern zu können, dass Du in der Eifel und Kölner Bucht suchst?


Was Du zeigst ist das Fragment eines Artefakts das aus meiner sicht sehr viel eher ab dem späten Neolithikum bis in die Metallzeiten datieren kann.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

archfraser

Hallo und vielen Dank Thovalo

Ich suche nur in Luxemburg in etwa 15 Kilometern Entfernung zur Mosel.
Aber auch hier sind die Materialien die du aufzählst vorherrschend.

Ich kann deiner Logik ebenfalls absolut folgen.
Auf diesem Areal gehören die Funde zwar zu 95% der Bandkeramik an, aber ich konnte ebenfalls
bereits Artefakte des Mesolithikums sowie der Bronzezeit verzeichnen.

Vielen Dank für deine detaillierte Erklärung und Beschreibung!

archfraser
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Michel de Montaigne