Dreieckige Pfeilspitze

Begonnen von rolfpeter, 18. Oktober 2008, 16:12:18

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rolfpeter

Servus Freunde,

es geht nicht viel zur Zeit, es fehlt mir offensichtlich am nötigen Druck. Heute trieb mich der Bauer sozusagen mit dem Grubber übers Feld. Immer 10m neben mir, ordentlich Feinstaub aus dem Fendt-Aggregat, ich mußte also einen Powersearch hinlegen - und siehe da, es klappt.
Diese Pfeilspitze konnte ich gerade noch vor dem heranstürmenden grünen Moloch retten.
Die Spitze ist 30 mm lang, 20 mm breit und 3 mm dick, das Gewicht beträgt 2,2 g. Sie besteht aus einem Rijckholt-artigen Feuerstein. Die Längskanten sind von der Ventralseite aus retuschiert, die eingezogene Basis trägt eine Retusche von Dorsal.
Nach meiner Meinung handelt es sich um ein typisches Produkt der Linearbandkeramik, was meint ihr?





HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin!

LBK-iger kann eine Pfeilspitze (im Rheinland) nicht sein. Sie trägt diese Signatur sozusagen als Banner vor sich her. Glückwunsch!

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

Schönes Ding für ne "powersearch".
Bin auch hier bei uns mit Pfeilspitzendatierungen komplett überfordert....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Rambo

Ich glaube mich erinnern zu können, das ich in einem Buch sinngemäß folgendes gelesen habe:
Pfeilspitzen mit "Schaft" wurden bevorzugt südlich der Alpen benutzt, währen Pfeilspitzen ohne Schaft eher nördlich der Alpnen  verwendet wurden.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Silex

Ja Leute, das ist ein  nicht nur regionales Problem.
Hier mal ein  Artikel  mit Kurzresümee:


" Arbeitstreffen des Arbeitskreises Steinzeit des Nds. Landesvereins für Urgeschichte am 08.09.2000 im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover

Dr. Bernd Stapel, Münster
Pfeilspitzen der Jungsteinzeit - Überblick zu Formen und Datierung

Zunächst wird der Aussagewert von Pfeilspitzen hinsichtlich Technik, Datierung sowie Wirtschaft und Gesellschaftsstruktur in urgeschichtlichen Kulturen gewürdigt. Der Referent verdeutlicht die Vorteile von Pfeil und Bogen gegenüber Speerschleudern, Speeren und Lanzen und berichtet kurz über typologische Merkmale (Herstellung aus Abschlägen, Umarbeitung von Klingen u.a., Querschneider und spitze Formen u.a.) sowie technologische (selektiertes Holz für Schäftung u.a.) Aspekte bei der Herstellung von Pfeilen bzw. Pfeilspitzen.

Im Folgenden stellt er niedersächsische Fundplätze mit Pfeilspitzen seit der Linienbandkeramik, Rössener Kultur, über die Michelsberger und Baalberger Kultur, Trichterbecherkultur sowie Walternienburg-/Bernburger Kultur bis zu den endneolithischen Becherkulturen vor. Dabei unterstreicht er die große Formenvielfalt von Pfeilspitzen und weist auf Veränderungen bei den jeweiligen Bearbeitungstechniken hin. Auf Grund des Fundmaterials lassen sich kaum feinere kulturelle Unterschiede heraus arbeiten, dagegen lassen sich über einen Formenvergleich Datierungen vornehmen. So treten in frühbäuerlichen Fundzusammenhängen (LBK) trapezförmige Formen auf, die möglicherweise auf mesolithisches Substrat zurück gehen, für die Michelsberger Kultur sind tropfenförmige Formen typisch, während in endneolithischen Zusammenhängen vollständig gemuschelte, gestielte oder geflügelte Pfeilspitzen vorherrschen. Schlanke Pfeilspitzen mit konvexen Seiten treten in frühbronzezeitlichen Zusammenhängen auf. Daneben kommen Pfeilspitzen von dreieckiger Form in diversen kulturellen Zusammenhängen vor, so dass diese Form für konkretere Zuweisungen - insbesondere, wenn sie als Oberflächenfund vorliegt - nicht geeignet ist. Dies gilt auch für die Querschneider; hinzu kommt, dass diese Form unter dem Siedlungsmaterial - anders als in Grabfunden mit eindeutigem Befund - häufig nicht definitiv zu klassifizieren ist. Hingegen als Grabfund geborgen, liefern sie in trichterbecherzeitlichen Zusammenhängen, wo viele Querschneider in schlechter Qualität auftreten, Hinweise für Änderungen in der Grabsitte. Hier ist der Aussagewert der Pfeilspitzen ungleich größer, als im Siedlungszusammenhang oder gar als Lesefund.

Grundsätzlich gilt jedoch, dass die Funktionalität vor der Formgebung der Pfeilspitzen stand. Zum Abschluss ergibt sich eine rege Diskussion über die Vor- und Nachteile von Querschneidern gegenüber spitzen Formen. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage nach der Erfindung von Pfeil und Bogen gestellt. So werden die jungpaläolithischen Federmesser als Bewehrung für Pfeile interpretiert, und es stellt sich die Frage, ob nicht auch die Kerbspitzen der Hamburger Kultur diese Funktion inne hatten."
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

clovis

Werter Edi , vielen Dank für deinen Beitrag.
Ich brauche immer mehrere Meinungen , um dann für mich die beste Antwort zu finden.
In Kiel am 11.10. bei den Experten ( Harm Paulsen hat übrigens die diesjährige goldene Schaufel erhalten ) . Stellte ich folgende Fragen : Was ist  mit den Angelhaken aus Stein , von Kleinmeinsdorf bei Plön ,
geworden ? Gibt es neuere Erkenntnisse ? Antwort : die Leute damals hatten keine Zeit , mit Angelhaken aus Stein , fischen zu gehen. Sie legten lieber Reusen aus , oder benutzten Fischstecher.Kann ja sein.
Soviel dazu. Eine weitere Frage von mir : Wieso gibt es verhältnismäßig wenige neo Pfeilspitzen zu den Querschneidern ? Meine Erfahrung - 50 Querschneider zu einer anders geformten neo oder bronzezeit , Pfeilspitze. Antwort : Sie ( die neo Leute ) benutzten überwiegend Knochenspitzen , da diese im erlegten Wild nicht zerbrachen.
Bitte , bewerten könnt ihr diese Aussagen.  Gute Nacht von clovis  ( wieder kein 6. sechser, Sch ...)
:winke: :prost:

Silex

Bei uns  Null Querschneider auf 500 Pfeilspitzen triangulärer  Machart....trotz  angeblicher neolithischer Leere und mesolithischem Fundreichtum hier , Clovis.
(Querschneider sind mir schon immer rätselhaft. Wieso kann ein im Norden üblicher Typ in der südlichen Mittelgebirgsregion derart inexistent sein? Hier gibt es Luft, Wasser, ähnliche Tiere etc.)


Eine Wildsau oder ein Ur wird man mit Knochenspitzen kaum knacken können

Angelhaken in der Steinzeit wurden sicherlich - in der  überragenden Mehrzahl- geschnitzt.
Reusen und  Netze waren vermutlich  an stehenden Gewässern wohl üblich.

Wir müssen  halt weitersuchen
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Zitat
LBK-iger kann eine Pfeilspitze (im Rheinland) nicht sein. Sie trägt diese Signatur sozusagen als Banner vor sich her. Glückwunsch!

Ich habe sie auch nur so schön dreieckig da gefunden wo Bandkeramiker gewohnt haben. Schönes Stück.

Schlicht und einfach dreieckig - so ist es eben hier im Rheinland. Es ist diese wunderbare Einfachheit. Speziell die Bandkeramiker hatten da etwas für übrig. Killen tun die Dinger trotzdem.

Gruß, Fritz.

rolfpeter

Hier noch mal Pfeilspitzen der rheinischen Linearbandkeramik, ein Ausriß aus RA 24, Margarete Dohrn-Ihming, Das bandkeramische Gräberfeld von Aldenhoven-Niedermerz.



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Kelten111

Hallo solches Material habe ich bei uns in der Gegend auch schon ab und zu gefunden aber nur sehr selten!
Ist der bei dir natürlich zu Finden?