Menschliche Werkzeuge- direkt und indirekt

Begonnen von Silex, 10. Juni 2006, 00:49:13

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Silex

Von einer rein mesolithische Fundstelle- direkt am Rand einer Braunkohletagebaugrube (ja das gibts - gabs auch in Bayern- 2 Minuten Fußweg vor meiner Haustür)- da haben sie  ein ganzes, uraltes Dorf weggeschoben. Meine erste Fundstelle- 2 Jahre hab ich gesucht bis ich das erste Werkzeug fand.... und ab dann gehts ganz schnell......das zweite... und  dann sinds ganz schnell ein paar hundert.
Kein Wasser  weit und breit (der Grundwasserspiegel war für den Tagebau mittels Pumpen um 50 m abgesenkt worden)   - das Gegenmittel:
Gespräche mit Rentnern und alte Karten... Und das Ergebnis : Hier war eine ergiebige Quelle und ein sprudelnder Bach. Vor 60 Jahren waren noch Weiher und ein Bach in den Karten eingezeichnet. Jetzt kennt kein Einheimischer mehr den alten Flurnamen und die ehemalige Quelle. Die Grube ist teilweise aufgefüllt und bepflanzt- und der Großteil der heutigen Einwohnerschaft kennt nicht mal mehr die Existenz des Braunkohlentagebaues. und das Ende liegt kaum 30 Jahre zurück....
Da wird es schwierig den Menschen die Vorgeschichte , natürlich erst recht dieSteinzeit nahezubringen......Die Rohmaterialien von dieser Fundstelle sind von exzellenter Qualität...dito die Werkzeuge . Ein leider  inzwischen verstorbener  Experte hat eine mesolithische Begehung des Platzes über einen Zeitraum von 1000 Jahren konstatiert.
Sämtliche Fundstücke stammen -mit wenigen Ausnahmen- aus einem kleinen Streubereich der durch den Aushub für die Fundamente eines großen Strommastes  stammen.  Die Fundstreuung  "ergießt" sich  von hier kegelförmig den Hang hinab
Wie gar nicht so selten - inzwischen- war der Ausgangspunkt der Suche  die Anwesenheit von mehreren Rentnern die sich hier ein Ruhe- und Ausschaubänkchen aufgestellt hatten und ziemlich zufrieden  über die , heute gewiß weniger, anmutige Szenerie blickten......Aber ein kleiner Rest der Erinnerung  schlummert anscheinend noch  in den ganz Alten      .... und in den Halbstarken, denn auch die suchen regelmäßig solche Stellen auf..... Für mich ist das ein Faszinosum.... ebenso wie die Plätze der Selbstmörder (aber nur in ländlichen Gegenden...wo das Tradieren von  Geschichte noch möglich ist).... Sie  suchen (suchten) regelmäßig Plätze die als Richtstätten, Gräberfelder, Wasenplätze -dort wo Abdecker verendete Tiere restverwerteten und verscharrten.



Ob das Kieferfragment- der Zahn links passt genau in das linke  Kieferteil -wirklich auch mesolithisch ist ( die Funde von diesem Acker sind bisher rein mittelsteinzeitlich) muss mangels wissenschaftlichem Interesses leider fraglich bleiben.
Was ich sagen wollte: Manchmal braucht es Jahre um einen Acker zu begreifen..... viele Assoziationen und Beobachtungen... viele "Fehlgänge" und Mißerfolge um zu verstehen.   Nach  ca. 90 Besuchen hab ich begriffen dass diese mesolithische Schicht nur dem Strommast zu "verdanken" ist der in eine Schicht vorgedrungen ist die  unsere Vorstellungskraft überfordert.......
Gute Nacht
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Schang

Schöne Funde !!!


hast sogar noch Recht mit den Halbstarken  !!

Die tagen auch in meiner Gegend vorwiegend auf alten Siedlungsplätzen und vermüllen die mit Kronkorken !!  :wuetend: :wuetend:

Das sind nunmal die "Wohlfühlplätze" auf denen von morgens bis Abends die Sonne scheint !!!   :-) :-) :-)

wir sammeln ja GsD alle Epochen !!!  :zwinker: :zwinker: :winke:

schöne Funde !!

Schang

Silex

Genau.... und hier noch eine unterschätzte Fundgattung vom selben Acker. Miniabsplisse und Abfälle der Werkzeugherstellung .
..wenn diese Teilchen in größeren Mengen vorliegen dann ist der Charakter einer Fundstelle schon ein bißchen näher spezifiziert, denn man kann  deswegen davon ausgehen dass hier  ein längerfristiger Lagerplatz vorliegt der die Herstellung und Instandsetzung der Jagdbewaffnung  nach der Schweifjagd ermöglichte-
vermute ich zumindest.... denn es gibt Plätze die liefern nur ein paar Fertigprodukte.... über Jahre hinweg... oder nur ein einziges Projektil.....
Die Teile sind bisweilen papierdünn und fast alle getempert- was die mesolithische Einordnung seitens der Fachleute unterstreicht.
Finden kann man sowas nur wenn man sich wegen eines größeren , interessanten  Teiles bückt und die Augen fast an der Ackeroberfläche schrammen.....und wenn man den Acker immer wieder besucht...
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.