Dolch aus Leberopal!

Begonnen von szeletien, 04. Januar 2009, 13:25:40

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szeletien

Hallo Forum
Hallo Steinzeitler

Möchte Euch hier einen Dolch zeigen, der wiederum aus dem umstrittenen Material besteht. Auch auf dieser Fundstelle gibt es dieses Rohmaterial in kleineren Mengen. Wir haben inzwischen mehrere Fundstellen mit diesem Material entdeckt.  Man sieht hier, wie man aus fremdem Material, das sich auch sehr gut bearbeiten läßt schöne Werkzeuge herstellen kann.

Grüße Szeletien

Kelten111

Na siehst du brauch auch ne neue Cam!
Super Teil habe wie du weist ja auch noch mehr von dem Zeug !
Aber mit der Qualität kann man auf meinen Fotos schlecht was erkennen!

Harigast


queque

Hallo Szeletien,

sehr schönes Stück!!! Weißt Du genaueres über die Zeitstellung? In welcher Region bist Du unterwegs?
Grüße vom Bastlmann

szeletien

Hallo queque
Ich bin in Niederbayern unterwegs, aber hier ist momentan alles zugefrohren -10 Grad Nachts und am Tag ein bisschen wärmer.
Datierung: Endneolithikum

Gruß aus dem Bayrischen Wald
Szeletien

Kelten111

Versuch du mal mit Handykamara bessere Fotos zu machen Harigast! :kopfkratz:

Der Wikinger


Wirklich ein schönes Stück !  :super:

Komisch ist aber, dass bei mir im Norden wäre so ein Stück NIE als Dolch bestimmt worden  !?!?!

Hat ein Archäologe die Bestimmung gemacht ?  :kopfkratz:

szeletien

#7
Hallo Wikinger

Dieses Artefakt wurde von unserem zuständigen Archäologen datiert. Hab leider keine Zeichnung und keine Publikation. Ich hab es viel älter geschätzt.(Blattspitze?).
Wie hättet Ihr dieses Artefakt eingestuft?

Gruß Szeletien

Der Wikinger


Bei uns wäre das Stück von der ganzen Form her, sicherlich als kleiner mesolithischer Kernbeil eingestuft worden.
Dieser Typ und diese Form war ganz typisch für die mesolithische Maglemose-Kultur.


queque

Ich hätte es wohl auch für älter gehalten. Bei uns im Rheinland ist mir dieses Material nicht bekannt. Aber auch von der Grundform her typologische ähnliche Stück aus dem hiesigen Neolithikum, soweit ich sie kenne und meine Kenntnisse sind bestimmt eher bescheiden, sind anders, nämlich feiner und regelmäßiger kantenretuschiert. Solche eher groben Flächenretuschen, wie sie dein Stück anscheinend zeigt (ist ja immer schwierig vom Foto her sowas genau zu beurteilen), kenne ich für das Neolithikum hier kaum. Wäre wohl auch eher in Richtung Blattspitze gelaufen. Aber die Profis werdens schon wissen.
Schöne Grüße

Rambo

Ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschliessen, auch ich hätte  auf viel älter datiert, auf keinen Fall Neolithikum.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

queque

Habe nochmal ein bisschen geblättert, was es bei uns in der Gegend Ähnliches gibt. Ich hätte das Teil wohl für eine Spitze vergleichbar mit denen auf dem ersten Bild gehalten. Das sind paläolithische Spitzentypen aus Rheindahlen (Bild stammt aus: Alt- und Mittelsteinzeitliche Fundplätze des Rheinlandes. Zusammengestellt von Stephan Veil. Köln 1978, S. 66).
Habe dann bei Lutz Fiedler noch ein von ihm als "Spitzgerät" tituliertes Artefakt vom BK-Fundplatz Köln-Lindenthal gefunden (aus: Lutz Fiedler: Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland. In: Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III. Köln 1979, Tafel 42). Scheint aber eine Ecke massiver zu sein als Dein Teil. Könntest Du eventuell noch ein Bild einstellen, auf dem der Querschnitt des Gerätes erkennbar wird?
Grüße vom
Bastlmann

Silex

Ich wollte mich hier etwas zurückhalten weil mir diese Geräte- zumindest viele davon -  zwiespältig vorkommen.
Sei es  die Datierung, die Bezeichnung, das Material....
Zudem bin ich mangels Eigenfunden nicht fit in Altsteinzeit.

Hier wieder so ein Ding....eindeutig Artefakt...irgendwo zwischen Blattspitze, Dolchvorarbeitsanmutung und Dolch.

Ein Artikel "Der Schlagplatz am Osterberg bei Pfünz " ( in: Steinzeitliche Kulturen  an Donau und Altmühl) zeigt ähnliche Formen aber durchwegs größer und besser durchretuschiert obwohl es sich lediglich um eine Halbfabrikationsfundstelle handelt.
Wenn gewünscht stell ich ein paar Zeichnungen  des LfD aus obigem Beitrag rein.
Das Buch sollte man haben.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

szeletien

Hallo Forum
Hallo allerseits
Servus Edi würde mich sehr freuen wenn Du ein paar Zeichnungen einstellen kannst.
Hab nochmal Fotos eingestellt, queque. Der Querschnitt ist konvex - konvex, die maximale Dicke hat 1cm. Länge 7cm, Breite 27mm. Danke für Eure freudliche Unterstützung!

Gruß Szeletien

Kelten111

Ich denke auch eher in richtung Blattspitze mein lieber Freund Jürgen !
Ist komisch das dieser Stein scheinbar nur bei uns vorkommt , und natürlich nahmen die Menschen früher die einheimischen Steine her solange sie die
sich schön verarbeiten lassen . :zwinker:

queque

High there nochmal,

Szeletien, ich kann mir nicht helfen: Auch auf den neuen Fotos sieht das Gerät für mich richtig alt aus, schön speckig patiniert, wie die paläolithischen Teile, die ich nur aus dem Museum kenne, von denen ich aber noch nie eines in der Hand hatte, geschweige denn eines gefunden hätte. Vielleicht solltest Du Dich mal an Jürgen Weiner von der Außenstelle des rheinischen Landesamtes für Bodendenkmalpflege in Nideggen-Wollersheim wenden. Das ist ein absoluter überregionaler Steinzeit-Spezialist, der vor allen Dingen auch selber solche Geräte herstellen kann. Ich kenne ihn als sehr freundlichen und hilfsbereiten Menschen, der bei solchen Fragen gerne weiter hilft.
Schönen Abend wünscht Dir und Euch
der Bastlmann

Silex

Ein Urteil trau ich mir, wie geschrieben , nicht zu.
Weiß auch nicht ob man so etwas als Spitze schäften konnte....
Vielleicht ist es für Dolch und  Erntemesser zu klein.....
Die Kamera hat sich auf jeden Fall gelohnt, Kelten!
Hier noch 2  Erntemesserhalbfabrikatsbruchstücke aus dem Eichstätter Raum und eine Blattspitze aus der Höhle von Mauern in Zeichnungen aus dem Buch " Steinzeitliche Kulturen  an Donau und Altmühl".
Dieses Opalmaterial zeigt  auch bei diesem Fundstück dass es relativ inhomogen ist und von sattglatter Silexdichte bis zu bröseligen Partien  durchzogen scheint.

Da wird es schwer bis unmöglich  flächenretuschierte Blattspitzen herzustellen....
Es verwundert mich dass in Eurer Gegend nicht auch ortsfremde Premiumrohstoffe rumliegen....da wanderten doch sehr viele Paläolithiker durch.....?

Bin gespannt was aus dem Fundstück wird!
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

arriba

Schöner Fund, bin gespannt was du noch rausfindest  :-)

- der Leberopal kommt nicht nur bei euch vor - google Mal "Menilite"  :zwinker:

:winke: Rikke

Pinky


rolfpeter

Servus,

sehr schöner Fund und für eine Händi-Kamera exquisite Fotos!
Ich schließe mich dem Wikinger an und halte den Fund für eine Dechselklingen- oder Beilklingen-Vorarbeit. Zum Vergleich ist hier ein Edel-Fund von Steinsuchers Fritz:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26886.0.html

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin!

Nicht alles, was langoval, vergleichsweise dünn ist und zudem eine umlaufende Retuschierung aufweist, muss ein "Dolch" sein. Allerdings ist das nun wirklich ein zweifelsfreies Artefakt. Wie man unschwer Dank der guten und vielen Bilder erkennen kann, hat da jemand versucht, aus einem (wahrscheinlich direkt hart geschlagenen massiven) Abschlag, was zu machen. Das ist ihm auch - zumindest zum Teil - gelungen. Ich kann mich aber - "irgendwie" - nicht des Gefühls erwehren (Das letzte Bild, das letzte Bild...!), als es sich bei dem Stück eher um den Versuch einer Blattspitze handeln könnte, denn etwas Neolithisches. Obwohl es ohne Zweifel kleine Beil- und Dechselklingen gibt, halte ich diese Formintention des Herstellers für wenig wahrscheinlich. Dann wäre auch zumindest der Versuch der Anlage einer Schneide zu erwarten, aber gewiss nicht so, wie die distalen Negative hier zeigen.
Und wenn man die neolithischen Dolche Bayerns kennt, dann kann das einfach keiner sein! Freilich, wenn man sich wiederum die z.B. Mauerner Blattspitze(n) anschaut (Danke Edi!), dann wird doch deutlich, was die seinerzeit konnten. Vielleicht handelt es sich wirklich um den Versuch der Anfertigung einer Blattspitze.

Ach ja, das Material ist nicht schlecht, und wenn man nichts anderes hatte... Ich weiss nicht, ob Leberopal fürs Bayerische Paläolithikum nachgewiesen ist. Da sollte man einmal nachforschen.

Werden wir auch vermutlich das inhärente Rätsel nicht lösen, so ist es doch auf jeden Fall ein auffälliges und schönes Fundstück, Gratulation!

Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

szeletien

Hallo Forum
Hallo Freunde
Als erstes möchte ich mich bei allen hier sehr herzlichlich bedanken für die freundliche Hilfe. Danke!!!!!!!!
Mit Herrn Weiner hatte ich erst vor kurzem E-Mail Kontakt, wegen der kürzlich hier eingestellten Dechselklinge. Er möchte sie gerne noch in seinem Beitrag aufnehmen, zusammen mit der von KeltenIII gefunden Dechselklinge.  Werde Euch natürlich auf dem laufenden halten. Jch möchte ihm dieses  Artefakt auch gerne vorstellen. Er wird mir sicher weiterhelfen. Danke (Khamsin) für Deine Beschreibung, bin immer wieder überrascht. Bis bald! Es wird sicher noch spannend!!

Grüße alle Szeletien

Markus

Würde mich mal interessieren, ob der gute Herr Weiner dieses Forum und den Weg der Meldung in seinem Beitrag/Aufsatz erwähnt.
Wäre ja mal was tolles  :zwinker:

steinsucher

ZitatWürde mich mal interessieren, ob der gute Herr Weiner dieses Forum und den Weg der Meldung in seinem Beitrag/Aufsatz erwähnt.
Wäre ja mal was tolles

Hallo Forum, hallo emce80,

denken ich mal schon. Er hat bisher bei dokumentierten Funden nie sich selbst in den Vordergrund gestellt, sondern erst einmal die Funde und, wenn erwünscht, die Finder. Ob er das Forum kennt, hängt natürlich von der Meldung ab. Man müsste ihm mal einen Link zur Verfügung stellen. Ich habe ihn persönlich kennen gelernt. Er würde sicher an dieses Forum Ansprüche stellen, aber es auch akzeptieren. Und deshalb glaube ich auch nicht, dass er Probleme damit haben würde, dieses Forum als Referenz anzugeben, im Gegenteil er ist einer der wenigen Archäologen, die auf uns "private Sammler" zählen. Frag mal RP, der kennt ihn auch.

Leider unterliegen Beiträge und Aufsätze immer noch dem "Copyright". Ansonsten währe hier viel mehr möglich. Dann könnte man auch vom JW hier tolle Beiträge zugänglich machen. Liegt aber eben beim Verlag.

Gute Nacht, :winke:

Fritz





queque

Hallo Steinefreunde,

ich habe es zwei oder drei Mal erlebt, dass Herr Weiner auf dieses Forum hingewiesen hat und das durchaus im positiven Sinne. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, nimmt er die Beiträge mehr oder weniger regelmäßig zur Kenntnis.
Schönen Abend Euch
Bastlmann