Dolch

Begonnen von Moonk, 19. Oktober 2012, 13:58:54

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Moonk

Hallo, dieses Teil fand ich Gestern. Zuerst sah ich nur ein kleines Stück hellen Flint, das ich mit dem Stock umdrehen wollte und dabei merkte ich schnell, das Stück muss größer sein, weil es nicht aus dem Bode kam.
Der Dolch steckte fast gerade im Boden, des Schäftungsende schaute nicht einmal einen Zentimeter heraus, und ich erkannte den Dolch erst als ich sah wie schmal das Teil ist und da wo der Dreck abgefallen war sah man auch die Retusche.
Bevor ich ihn dann aus dem Boden zog habe ich noch ein Bild (Bild11.jpg) gemacht, darauf sieht man wie weit ich ihm mit dem Stock bewegt habe, das Bild entstand sicher bevor ich ihm raus gezogen habe. Auch wenn die Handybilder sehr schlecht sind kann man trotzdem erkennen das nur ein kleines Stück Dolch aus der Erde "schaute".

Leider fehlt die Spitze aber die werde ich schon noch finden :zwinker:.
Ein natürliches Loch hat er auch und mit einem dünnen Draht hätte der Besitzer sich den Dolch umhängen können, da er aber geschäftet war brauchte er das nicht.


HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Kelten111

Dere  :winke:
Wie bereits in SSF  :Danke2: :Danke2:
Ein super Stück und Glückwunsch !!

Mfg Fredi :winke: :winke:

Erdmännchen


StoneMan

Moin,

ein wundererbares Stück, Glückwunsch dazu  :Danke2:

Und viel Glück für die Nachsuche  :super:


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Rambo

 :boh: mehr kann ich dazu nicht sagen
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Sprotte

Hallo Moonk,

ja ein wirklich schöner Dolch  :super:. Ist die Spitze rezent oder alt abgebrochen?

Viele Grüße
Sprotte

Steinkopf

Zunächst meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem herausragenden Fundstück!

Es muss ein erhabenes Gefühl gewesen sein, es aus der Erde zu ziehen und vom Acker zu tragen!

Sehe ich es richtig: Beide Enden sind eher breit als spitz?

Dann käme nach Peter Vang Petersens Typologie eher eine Zuordnung als (dänisch) 'Madkniv'
denn als Dolch in Frage. (Übersetzung: 'Essens-Messer', Küchenmesser, Fleischmesser)
Es sind die Abbildungen Nr. 205, 206 und 207 in "Flint fra Danmarks oldtid".
Dein Fundplatz ist doch sicherlich im Ostseeraum?

Vielleicht kannst Du noch mal nach Glanz, Gebrauchsspuren und der Spitze schauen?

Ich durfte ein solches Teil bei einem Freund in DK in die Hand nehmen -
Wie Dein Fund präzise gearbeitet aber erkennbar nicht als Dolch gestaltet.

LG

Jan

Birk

Das teil sieht ja wirklich super aus. :super: Da gratuliere ich dir mal ganz herzlich zu. Wenn man sich mal so überlegt, wie alt das schon ist und was für einer da mal mit durch die gegend gelaufen ist. Ganz zu schweigen vom Hersteller.  Hammer.
   
     Gruß
    Birk

Moonk

Danke, hier noch ein paar Bilder die vielleicht einige Fragen beantworten. :friede:

Fundort ist nicht die Ostsee, sondern das Ammerland (Niedersachsen), nördlich von Oldenburg.
Der Biegebruch scheint nicht mehr ganz frisch zu sein, ich tendiere mehr zu alt gebrochen.
Ich kann Schäftungsglanz erkennen, ich kann aber nichts erkennen was auf eine Verwendung als Messer hindeuten würde.
In der Nähe habe ich auch ein Stück Leichenbrand gefunden. Auf dem Acker wurde erst dreimal Mais angebaut, vorher war es sicher seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Wiese und auf einer Karte von 1793 war es Heide. http://de.wikipedia.org/wiki/Heide_(Landschaft)
Zur Spitze kann ich nichts sagen, da ich sie noch nicht gefunden habe. :zwinker:


HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#9
Lieber Hermann,
hier ist nun der Biegebruch klar erkennbar, dessen Alter nach den Bildern nicht sicher einzuschätzen ist.

Gleichfalls werden erneut die Merkmale des Gebrauchs als Feuerschlagstein deutlich!  :glotz:
Diese Funktionsweise kann ggf. auch nach dem Bruch erfolgt sein nachdem die Messerfunktion verloren gegangen war.
Der Begriff "Dolch" ist alt eingeführt und fest tradiert. Dolche sind ausdrücklich "Stichwaffen", Messer jedoch Schneidewerkzeuge mit
denen durchaus auch zugestochen werden konnte. Vermeintliche "Dolche" die offensichtlich mehrfach nachretuschiert worden sind waren sicher "MESSER". Eine "Stichwaffe" musst man ja nicht entlang der SCHNEIDENVERLÄUFE nachschärfen!

"Im Gegensatz zum Messer, das primär zum Schneiden ausgelegt ist, ist der Dolch als Stichwaffe konzipiert. Da Dolche zweischneidig sind, ist der Schneidenwinkel pro Schneide doppelt so groß wie der eines Messers mit vergleichbarer Schneidenbreite, also stumpfer. Aus diesem Grunde eignen sich Dolche weniger für Schneidarbeiten. Zudem ist der Dolch zur Erhöhung der Stabilität meist dicker als ein Messer mit gleicher Schneidenbreite. Die Stahlwahl und die geringere Härte zum Zweck der größeren Flexibilität tun ihr übriges, um die Schneidleistung zu verringern." ...... "Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Dolch vom spitzen Stoßinstrument zum zweischneidigen Gerät mit der zusätzlichen Funktion als Messer und wurde damit vielseitiger verwendbar.."

Das Messer aus Allensbach und das Messer des "Ötzi" werden immer wieder als DOLCHE bezeichnet, sind den Gebauchsspurenbildern zufolge AUSDRÜCKLICH UND AUSSCHLIESSLICH als Messer verwendet worden!


Bei den Grundformen lassen sich Dolche grundsätzlich in zwei Formen unterscheiden: Zum einen solche mit linsen- oder rautenförmigem Querschnitt (mit oder ohne Hohlkehle) und zum anderen Dreikantklingen, jeweils mit, partiell oder ohne Hohlschliff. Erstere sind noch zum Schneiden geeignet, letztere sind stabiler und konnten gegen leichtere Rüstungstypen eingesetzt werden.
Auch wenn nicht im Ostseeraum gefunden ist er dennoch dort entstanden und Richtung "Süden" ausgetauscht worden,
so wie Sicheln noch in reichlichen Stückzahlen die Niederlande erreicht haben. Diese Arbeiten sind wunderschön, jedoch
auch in fast schon seriellen Produktionen hergestellt und in Landschafen ausgetauscht worden die nicht über Silices
in dermassen beeindruckend hoher Qualität verfügen konnten.

glG thomas   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

lapillus

Hi,

wirklich toll dieser Flintdolch.

Den Begriff "Dolch" lese ich im steinzeitlichen Zusammenhang oft, ohne Hinweise auf den tatsächlichen Gebrauch.

@ glG thomas, beachtliches Fachwissen besitzt Du!

cu

lapillus
Zitat von: thovalo in 20. Oktober 2012, 10:57:37
Lieber Hermann,
hier ist nun der Biegebruch klar erkennbar, dessen Alter nach den Bildern nicht sicher einzuschätzen ist.

Gleichfalls werden erneut die Merkmale des Gebrauchs als Feuerschlagstein deutlich!  :glotz:
Diese Funktionsweise kann ggf. auch nach dem Bruch erfolgt sein nachdem die Messerfunktion verloren gegangen war.
Der Begriff "Dolch" ist alt eingeführt und fest tradiert. Dolche sind ausdrücklich "Stichwaffen", Messer jedoch Schneidewerkzeuge mit
denen durchaus auch zugestochen werden konnte. Vermeintliche "Dolche" die offensichtlich mehrfach nachretuschiert worden sind waren sicher "MESSER". Eine "Stichwaffe" musst man ja nicht entlang der SCHNEIDENVERLÄUFE nachschärfen!

"Im Gegensatz zum Messer, das primär zum Schneiden ausgelegt ist, ist der Dolch als Stichwaffe konzipiert. Da Dolche zweischneidig sind, ist der Schneidenwinkel pro Schneide doppelt so groß wie der eines Messers mit vergleichbarer Schneidenbreite, also stumpfer. Aus diesem Grunde eignen sich Dolche weniger für Schneidarbeiten. Zudem ist der Dolch zur Erhöhung der Stabilität meist dicker als ein Messer mit gleicher Schneidenbreite. Die Stahlwahl und die geringere Härte zum Zweck der größeren Flexibilität tun ihr übriges, um die Schneidleistung zu verringern." ...... "Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Dolch vom spitzen Stoßinstrument zum zweischneidigen Gerät mit der zusätzlichen Funktion als Messer und wurde damit vielseitiger verwendbar.."

Das Messer aus Allensbach und das Messer des "Ötzi" werden immer wieder als DOLCHE bezeichnet, sind den Gebauchsspurenbildern zufolge AUSDRÜCKLICH UND AUSSCHLIESSLICH als Messer verwendet worden!


Bei den Grundformen lassen sich Dolche grundsätzlich in zwei Formen unterscheiden: Zum einen solche mit linsen- oder rautenförmigem Querschnitt (mit oder ohne Hohlkehle) und zum anderen Dreikantklingen, jeweils mit, partiell oder ohne Hohlschliff. Erstere sind noch zum Schneiden geeignet, letztere sind stabiler und konnten gegen leichtere Rüstungstypen eingesetzt werden.
Auch wenn nicht im Ostseeraum gefunden ist er dennoch dort entstanden und Richtung "Süden" ausgetauscht worden,
so wie Sicheln noch in reichlichen Stückzahlen die Niederlande erreicht haben. Diese Arbeiten sind wunderschön, jedoch
auch in fast schon seriellen Produktionen hergestellt und in Landschafen ausgetauscht worden die nicht über Silices
in dermassen beeindruckend hoher Qualität verfügen konnten.

glG thomas   :winke:

thovalo



Den Begriff "Dolch" lese ich im steinzeitlichen Zusammenhang oft, ohne Hinweise auf den tatsächlichen Gebrauch.

Das ist ein eingeführter und so auch etablierter und akzeptierter Begriff ohne das die Funktion dem entsprochen haben muss!
Meist sind die Gebrauchsspuren sehr vielseitig: Schneiden, Schaben, Ritzen, manchmal sogar auch "Bohren" usw.
Materialien die bearbeitet worden sind: Haut, Gräser, Getreide, sonstige Pflanzen, Fleisch, Hölzer usw.

@ glG thomas, beachtliches Fachwissen besitzt Du!


Das bringt die Zeit und Fachwissen gibt es hier allein und insbeondere schon gebündelt in der Summe ALLER hier Beteiligten!



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Siebenpapagei

etwas spät,

aber auch von mir einen herzlichen Glückwunsch zu diesem extrem tollen Fund :staun: :prost:
Besonders in deiner Fundgegend ist ein derartiges Stück in der heutigen Zeit wirklich etwas ganz besonderes und außergewöhnlich. Die erst jüngere Nutzung dieser Fläche als Ackerland erklärt sicherlich die gute Erhaltung. Wenn es auf dem Acker auch Leichenbrand gibt, dann könnte es sich ja eventuell um ein Gräberfeld handeln? Gibt es auch Keramik ?

LG

Ralf :winke:

Moonk

Hallo Ralf, auf dem Acker ist auch ein zerstörtes Megalithgrab, in der Nähe ist des Grabes findet sich Tiefstichkeramik von der TBK. Natürlich liegt auch unverzierte vorgeschichtliche Keramik herum, die sich aber zeitlich nicht bestimmen lässt. Auf der Stelle (gut 50 Meter vom Grab entfernt) wo der Dolch (oder das Madkniv) lag, habe ich noch keine Keramik gefunden.
Einige Meter neben dem Grab habe ich mal diese kleine geflügelte Spitze gefunden, die zeitlich (Endneolithisch/Frühbronzezeitlich) vielleicht zum Dolch passen könnte.


HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk