seltsames Teil aus Altsammlung

Begonnen von Wiedehopf, 26. Mai 2021, 21:33:28

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Wiedehopf

Guten Abend,

aus einer Altsammlung (Umgebung von Malmö, Südschweden) stammt dieses merkwürdige Teil. Ich denke es ist ein abgebrochener Flintdolch. Die 'Schneide', wenn man sie so bezeichnen mag, scheint mir irgendwie nachträglich (rezent) bearbeitet zu sein, denn ihre Patina weicht leicht von der Patina des Reststückes ab. Vielleicht wollte ein Vorbesitzer das Teil irgendwie 'verschönern' oder ausbessern ???  Ich habe überhaupt in älteren Privatsammlungen einen recht 'kreativen' Umgang mit beschädigten Originalen festgestellt (großflächige Überspachtelungen, freie Ergänzungen fehlender Teile, sonstige Ausbesserungen).

Viele Grüße
Michael       

Neos

Moin, Michael,

ich bin bei dir, dass dieses Artefakt ursprünglich einmal mit größter Wahrscheinlichkeit ein Dolch war. Ein wunderbar gearbeiteter. Und ganz offensichtlich wurde er - vermutlich weil die Spitze abgebrochen und Recycling keine moderne Erfindung ist - dann zu einem Beil umgearbeitet.

Kann es eventuell sein, dass die Schneide - so es denn eine ist - geschliffen ist?

Ich habe so etwas in der Art auf jeden Fall noch nicht gesehen. Herzlichen Dank fürs Zeigen, Michael! Ein tolles Stück! :super:

Viele Grüße

Frank

Steinkopf

#2
Hi,

ist der abgebroche Dolch vielleicht als Stößel für Mörser benutzt worden?
Es gibt Beispiele für Sekundärverwendung schlanker Flintartefakte für diesen Zweck.
Dies bleibt sicher oft unerkannt!

LG
Jan

Wiedehopf

Ja, das vordere Ende ('Schneide') ist geschliffen, alles andere retouchiert. Für ein Beil oder einen Stößel scheint es mir recht flach zu sein (hinten am erhaltenen Ende ca 0,8 cm dick, vorne an der angeschliffenen Schneide ca 0,6 cm dick).

Viele Grüße
Michael


Steinkopf

#4
Die Gebrauchsspur für diesen Zweck ist gewölbt und fühlt sich glatt an.
Mit dem Nobel-Griff perfekt!

In der französischen Literatur als Outil á broyar beschrieben,
ein Beispiel ist in  Jean-Claude Marquet: La Prehistoire en Tourraine Chambray, o. J.
beschrieben und abgebildet.
Hab selbt solche sekundär als Stößel benutzte Stücke gefunden, die ich zunächst nicht erkannt habe.

LG
Jan

Wiedehopf

Das könnte hinkommen (gewölbt und glatt). Ich füge noch zwei Bilder vom vorderen Ende bei.

Viele Grüße
Michael

Steinkopf

Moin Michael,

Danke für die neuen Bilder.
Bin mir da nicht mehr so sicher.

LG
Jan

thovalo



Das ist eine spannende sekundäre Gebrauchsvariante!  :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.