Feuerschläger?

Begonnen von rolfpeter, 29. August 2005, 16:15:52

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rolfpeter

Hallo Freunde!

Hier ein Steinchen, (75*27*20 mm) das irgendwie von meinem sonstigen Fundspektrum abweicht.
Material ist ein dunkelgrauer, glänzender, speckiger Flint mit weißen Einsprengseln. Die Wallnerlinien sind ausgesprochen deutlich zu erkennen. Das Stück ist nicht patiniert. Die Grate sind leicht verrundet. Die neolithischen Steine von hier sehen normalerweise aus wie frisch geschlagen und geschüttelt.  Extrascharfe Grate!
Das Stück ist nicht aus einem klingenförmigen Abschlag hergestellt, die Wallnerlinien auf der Ventralseite laufen von der Längsseite aus.
Die Spitzen sind zertrümmert, deswegen vielleicht ein Retuscheur?
Fundort ist ein Geländesporn ca. 10m höher als die anschließende Ebene des Ellbaches. Der Boden ist steinig, nicht der Lößböden der für die hier üblichen neolithischen Siedlungsstellen sprechen würde. Im Umkreis von ca. 400m ist die bekannte mesolithische Fundstelle Hambach, aber auch eine Fundstelle Rössener Steininventares.

Ist es ein Artefakt?
Ist er älter als neolithisch?
Den Stein auf dem 3. Bild fand ich in unmittelbarer Nachbarschaft. Kratzer?

Irgendeine Idee, meine sehr geehrten Herrschaften? 

Danke schon mal

RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

servus RP, ein Artefakt ist es m.E. sicher und "alles läuft auf die obere Arbeitskante - im mittleren Bild- zu". Desweiteren ist eine deutliche Arbeitskante an der Seite retuschiert und scheinbaren Gebrauchsspuren auf dem Foto ersichtlich. Sägen- Schaben?
Das Ende mit dem Cortexrest scheint auch noch spitz zu sein, oder?
Zur zeitstellung kann ich nikks sagen- weil mir immer mehr auffällt wie verschieden die Einordnungen im Süden und Norden- ja sogar Oberpfalz und Niederbayern ausfallen- mesolithisch wär das Teil bei uns hier nicht. Neolithikum oder Endpaläolithikum...vom Gefühl  .... aber es gibt ja zu unserem großen Glück auch polyglotte Experten in  unserer Mitte -leiderviel zu selten
Von Steinfreund zu Steinfreunden
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Jau Danke Silex!

Mesolithisch glaube ich auch nicht. Endpaläolithisch wäre schon schön. Aber man kanns sich ja net aussuchen.Was mich so erstaunt, sind die abgewetzten Grate.
Und auch das Material hatte ich noch nie!

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

#3
Shalom!
RP - und Silex - Deine letzte Bemerkung "abgewetzte Grate" thanks man! Das hat mich in meiner initialen Bestimmung nach erster optischer Autopsie endgültig bestätigt. Zumal bei einem zweiten Blick allem Anschein auf dem kalottenförmigen Ende richtige verrundete - wenn auch kleine - Zonen vorhanden sind. Abgesehen vom Material, was mir in Richtung baltisch gehen könnte (freilich könnte es auch aus westlichen, z.B. belgischen Regionen stammen), spricht m.e. alles, d.h. sowohl die Grösse als auch die gedrungene und kräftige Form für einen Feuerschläger. Halte das Stück für allg. neolithisch. Würde ich irgendwann einmal "AmV" präsentieren.
Noch folgendes: Es stimmt, dass man noch in moderneren Arbeiten, vor allem aus dem frankophonen Raum, den Begriff "retouchoir" lesen kann. Allerdings steht bei einigen Archäologen, vor allem den Nicht-Schreibtischtätern, d.h. den "hands-on" Jungs schon lange fest, dass man Flint niemals zum Retuschieren verwendet hat, weil er viel zu hart ist und gerade bei der Druckretuschierung abrutscht! Da gibt´s ganz gute Literatur zu. Zahlreiche solcher Stücke sind bekannt, und bei allen handelt es sich tatsächlich um Feuerschlagsteine! 
Das andere Kerlchen ist wohl Schotterflint, oder?

Beste Grüsse
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Danke Khamsin!
An Feuerschläger hatte ich auch schon gedacht. Beide Enden des Steines sind zertrümmert. Allgemein neolithisch kommt ja bei uns überall vor.
Der Stein lag blitzblank sauber auf einem gegrubberten Acker, wo alles andere schmuddelig, schlammig, staubig, knüsselig war. Hat wohl eine enorme "Selbstreinigungskraft",   ist ja auch glatt wie ein Kinderpopo, das Kerlchen! Haha.
Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert