Das Fragment einer gelochten Steinscheibe

Begonnen von thovalo, 06. September 2015, 14:00:22

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thovalo




     :-)


Gestern konnte ich dieses ca. Fünftel einer Steinscheibe mit mittlerer Lochung auflesen.

Der Durchmesser des erhaltenen Fragments beträgt 4.6 cm, das Loch hatte einen Dm von etwa 1.5 cm - 2 cm.
Die vollständige Scheibe besaß einen Gesamtdurchmesser von ca. 11 cm bis 12 cm.

Der Fundplatz überliefert die Hinterlassenschaften einer germanischen Hofesstelle des 1.-3. Jhs. n. Chr., des Endneolithikums (geflügelte und gestielte Pfeilspitzen), des späten Neolithikums (u.a. Pfeilschneiden), des Jungneolithikums (Spitzklingen, große Kratzer aus Maasfeuerstein) und der "Bischheimer Kultur" (u.a. entsprechend verzierte Feinkeramik).

Das Material dieser Steinscheibe erinnert mich an feinen grobkörnigen Kohlensandstein resp. quarzitisch gebundenen Sandstein. Im Fundbereich streuen viele Trümmer von Mahlsteinen aus Kohlensandstein. Ich habe bislang nicht den Eindruck, dass es sich um einen "Kunststein" handelt. Gegenüber der rauen Körnigkeit die im Bruchbild sicht- und fühlbar ist, sind die alten Außenflächen glatt aber weder plan beschliffen noch glänzend poliert, was ich am ehesten im Bereich der konisch ausgeführten Lochung erwartet hätte. Ich habe den Eindruck dass das Gestein mit der Zeit oberflächig progressiv verwittert sein könnte.

Die Rostspuren sind eindeutig Kontaktspuren der intensiven modernen Landwirtschaft die den Fundbeleg wohl auch durch entsprechende Belastung zerbrochen haben wird.

Ich wüsste keinen modernen Gebrauch solcher Steinscheiben, bin da aber auch 0-handwerklich kundig. Gibt es sowas als Bauelemente oder Teile irgendwelcher rotierender Maschinen?

Erinnerte mich an erster Stelle an einen "Miniaturschleifstein" auf einer drehbaren Achse, wie es sie in wuchtigen Formaten und aus anderen Gestein gegeben hat und ich sie noch aus meiner Kindheit kenne. In einem Kasten das Wasser zum Anfeuchten und an der Seite eine Drehkurbel über die der Stein in Rotation gebracht werden konnte. Der Randumlauf der den großen drehbaren Schleifsteinen gegenüber viel kleineren Steinscheibe ist allerdings gewölbt und zu einer Seite hin leicht schräg.


Das ist vielleicht eher eine Art Schwungscheibe an einem bohrenden Werkzeug, vielleicht aus der Zeit der gemanischen Siedlung, aber das ist zu speziell als dass ich da etwas entsprechendes wüsste.


Vielleicht ist das doch was Modernes?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.


thovalo



Hallo Peter!

Der Stein würde ja weniger in so ein technologisches high-end-Produkt passen  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 06. September 2015, 14:29:34

Hallo Peter!

Der Stein würde ja weniger in so ein technologisches high-end-Produkt passen  :zwinker:

Hallo Thomas,
war ja nur ein Beispiel,
die handbetriebenen "Alten" habe ich jetzt nachgelegt. Die Scheiben gab es in allen mögl. Größen.
Als ich noch Kind war kam halbjährlich der Scherenschleifer vorbei, dieser hatte eine handbetriebene Schleifmaschine im Schlepptau, welch eine Plackerei.

Gruß
Peter

thovalo




Genau, das kenne ich auch "noch" ....... gibt einem selber das Gefühl eines "gewissen" eigenen Alters   :heul:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 06. September 2015, 14:37:08


Genau, das kenne ich auch "noch" ....... gibt einem selber das Gefühl eines "gewissen" eigenen Alters   :heul:

das hättest Dir aber auch verkneifen können, jetzt muss ich auch. :heul:

:winke:

Kelten111


thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

RockandRole

Jetzt werdet mal nicht sentimental ihr Jungspunde  :zwinker:
gefährliches Drittelwissen

Wulfher

Moin

Wie wäre denn der Ansatz das es sich um das Schwungrad einer Dreule Handelt,dann würde die Germanische Hofstelle auf jeden Fall passen.

Gruß Wulfher

thovalo

Zitat von: Wulfher in 06. September 2015, 15:20:22
Moin

Wie wäre denn der Ansatz das es sich um das Schwungrad einer Dreule Handelt,dann würde die Germanische Hofstelle auf jeden Fall passen.

Gruß Wulfher


Danke Wulfer für Deinen Hinweis,  :super:
denn das ist eine Zeit in der ich mich, bis auf die Keramik, wenig auskenne!

Die Idee hatte ich schon zaghaft am Anfang als ich das Teil noch verdreckt auf dem Acker in den Fingern hatte, wusste aber nicht ob es das im germanischen Kontext gegeben haben kann. Kann wie ich jetzt gelesen habe!

Ich glaube ich kann das Morgen ggf. bereits mit den zuständigen Archäologen näher austauschen!
Die wie ich würden sich sicher sehr freuen, wenn das zuträfe!

Das sind ja eher seltene Fundnachweise.

lG Thomas    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Hallo,
auch die germanische Dreule schien möglich
aber die massiven Rostanhaftungen im angenommenen Schleifbereich
geben jedenfalls meines Erachtens einen anderen Gebrauch vor.

Gruß
Peter

thovalo

#12
Zitat von: Furchenhäschen in 06. September 2015, 15:28:06
Hallo,
auch die germanische Dreule schien möglich
aber die massiven Rostanhaftungen im angenommenen Schleifbereich
geben jedenfalls meines Erachtens einen anderen Gebrauch vor
.

Gruß
Peter



Da muss ich klar sagen dass es sich um regelrechte "Einschlagspuren" der landwirtschaftlichen Geräte handelt. Die befinden sich auch auf den Breitseiten. Das sind dicke gerissene "Linien" und erhabene Knubbel. Das sind kein Spuren des bearbeiteten Materials "Eisen". Auf dem rauen Gestein haftet das fest an. Die "Eisenpest"  :zwinker:  findet sich bei viel Pech auch auf den dort reichlich vorhandenen neolithischen Silexartefakten und ganz besonders auch an den Mahlsteintrümmer aus ähnlich rauen Kohlensandstein.

Leider hab ich einen solchen Mahlsteinbeleg gestern nicht mehr an mich genommen, weil die Satteltasche voll gewesen ist.



Dreule oder Rennspindel

https://de.wikipedia.org/wiki/Rennspindel


unten im Anhang unter Weblinks sogar eine PDF zur Bauanleitung


Zitat: "Die Rennspindel gehört zu den frühen mechanischen Handbohrmaschinen, war bereits den Römern bekannt und fand bis in die jüngere Gegenwart Verwendung, bis sie von moderneren Bohrgeräten und später von Bohrmaschinen verdrängt wurden. Heute werden Rennspindeln vor allem bei der Darstellung historischer Handwerkstechniken verwendet."

Eine nachgebaute mit Steingewicht:  

http://www.valkyrjar-sippe.de/dreule.php


Das Steingewicht ist dann ja auch das Einzige was von so einem Gerät zurück bleiben kann.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.


RockandRole

Danke auch für den Link mit der Rennspindel..da könnte man fast meinen, dass manche Scheibenkeulen aus dem Neolithikum einen ähnlichen Zweck gehabt haben..die Bohrertypen dafür gab es ja. Sind natürlich nur Fantasien  :dumdidum:

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

thovalo

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