Levallois-Spitze

Begonnen von Wutach, 06. Juli 2011, 19:11:37

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Wutach

Hallo allerseits,

ich möchte euch gerne diese klassische Levallois-Spitze aus der Gegend von Fritzlar zeigen, welche ich vor einiger Zeit fand. Solche Typen sind charakteristisch für ein Levallois-Mousterien und gelten hier als Leitform. Die Spitze ist aus einem Türkis-farbigen Kieselschiefer gefertigt. Man erkennt schön die Negative der bereits vorher am Kern getätigten Abschläge, die Kerben im Basisbereich und wichtig - den facettierten Schlagflächenrest.

LG Marc.

mifomex


Hallo Marc,

...sehr schoenes Musterbeispiel !..so langsam bekomme ich einen Ueberblick zu meinen Funden :glotz:
Wirklich toll dass Ihr hier diese Stuecke zeigt  :super: :super:

Vielen Dank und Gruesse :winke:
Sash
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Steinkopf

Ein sehr schönes Stück!
Alle Merkmale einer Levallois-Spitze sind klar zu erkennen.

Jan

Mark77

Echt "was Klaschiss.. was Klaschisses.. was Altes!!" (Zitat Heinz Erhard)

Klasse Fund!! :super: Ab damit in unseren Index bitte!!

Schöne Grüße,
Markus

Wutach

Vielen Dank für eure Kommentare!

LG Marc.

teabone

Hallo Marc,

eine Frage habe ich noch zu dieser außergewöhnlichen Spitze, ein Prototyp offenbar: wofür hat man sie verwendet, soweit man das weiß. War es eine Lanzenspitze oder ein anderes Werkzeug?

Gruß
Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Steinkopf

Was wissen wir wirklich über die Verwendung solcher Spitzen,
die es ja von ziemlich klein bis recht groß gibt?

Ich meine wirklich wissen, keine Mutmaßungen,
keine für wahr genommenen experimentell hergestellten Neubildungen.

Bei kritischer Auswertung der Funde und Befunde ist das MP doch
noch recht fremd.

Jan

Wutach

Hallo Augustin und Jan,

diese Frage lässt sich zum Glück eindeutig beantworten. Es handelt sich bei dieser Form tatsächlich um Waffenspitzen bzw. Projektile. So gibt es einerseits Gebrauchsspurenanalysen (J. Shea - "A functional study of the lithic industries associated with  hominid fossils in the Kebara and Qafzeh caves, Israel". In: P. Mellars und C. Stringer (Ed.) - "The Human Revolution" (1989), S. 611-625), zum anderen fand sich im Halswirbel eines Halbesels eine eingeschossene Levallois-Spitze (E.Boeda u.a. - "Levallois point imbedded in the vertebra of a wild Ass. (Equus africanus)". Hafting, projectile, Mousterian hunting weapon (1999)).

LG Marc.

Steinkopf

Hallo Marc!

Schönen Dank für diese Antwort mit Quellenangabe!!!

Jan

teabone

Hallo  Marc,

danke für die Antwort. Wird schon was für eine Lanze gewesen sein, bei der Größe.

Gruß
Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Kelten111

Wow  :super:
Echt ein Musterbeispiel unser Freund da abeville hat auch fast die selbe Spitze , aber leider ein Einzelfund da der Acker Stillgelegt wurde  :wuetend:

Wutach

Hey Fredi,

die würde ich ja auch zu gerne sehen. Aber ist vermutlich schwierig, oder?

LG Marc.

Kelten111

Dere Marc  :winke:
Mal schaun könnte aber schon a Zeit dauern evtl stellt er sie von sich aus mal ein .

Kelten111

Ich hoffe du hast nichts dagegen und stell meine Levallois-Spitze auch dazu !
Sie besteht aber aus Kalkhaltigen-Quarzit und ist von der Stelle wo mein Faustkeilblatt her ist .
Maße:5,5cm 3,7cm an der Dicksten Stelle 7mm

Wutach

Hallo Fredi,

ich habe selbstverständlich nichts dagegen! Ist ja Sinn der Sache. Ja, eindeutig Levallois-Technik. Schön facettierte Schlagflächenpräparation.

LG Marc.

Wutach

Hier noch ein Levallois-Kern vom gleichen Platz. Er ist aus schwarzem Kieselschiefer.

LG Marc.


Ajo II

Hallo!

Toller Beitrag, tolle Fotos, tolle Spitze und super Literaturtipp!

:Danke2:-schön für zeigen!

LG

Wutach

Lieber Ajo,

eigentlich zu viel des Lobes! Sei es drum. Dann zeige ich jetzt noch eine Levallois-Spitze von Buhlen, die zwar ein Oberflächenfund ist, aber als Leitform der Schicht II der Forschungsgrabung Buhlen in Nordhessen entspricht.

LG Marc.

Kelten111

Dere Marc  :winke:
Wieder eine Super Spitze , man kann am letzten Foto die Präparation erkennen  :glotz:
Hätte aber doch noch von der Abbaufläche ein Foto , damit man es deutlich erkennt  :glotz:
Danke das ich meine dazu stellen durfte !
Wurde das Material bei Euch so oft in MP benutzt ?

Mark77

Hallo Hans,

sieht für mich wie eine Pseudo-Levallois-Spitze aus.
Trotzdem ein schönes Stück! :super:

Schöne Grüße,
Markus

Harkonen

Hallo Marc,
Klassefundstücke zeigst Du, eines schöner als das andere.  :super:
der schöne schwarze Schiefer macht natürlich auch optisch was her, auf Deutsch, fotografieren leicht gemacht.

Grüße
Peter

Wutach

#21
Hallo Fredi,

der Kieselschiefer ist das meist genutzte Material im Mittelpaläolithikum in unserer Region. Deswegen wurde die Gegend vom ehemaligen Leiter des Landesmuseums Kassel Bergmann einst Kieselschieferprovinz bezeichnet.


Hallo Markus,

ich will den Hans gerne von dir grüssen! Da freut er sich bestimmt. Den Unterschied zu den Pseudo-Levallois-Spitzen habe ich bis heute nicht komplett verstanden - kannst Du es erklären. Vielen Dank im Voraus!

LG Marc.

Mark77

Sorry Marc, jetzt hab ich einmal wieder ohne nachzuprüfen geschrieben!! :schaem:

Also: eine Pseudo-Levalloisspitze ist eine bei der die Spitze nicht im ~90°-Winkel zur Schlagfläche steht.
Bei deinem Stück sieht man gut auf der Ventralseite den Bulbus samt der echt schönen Schlagnarbe auf einer der beiden Schenkel statt an der Basis. :winke:

Schöne Grüße,
Markus

P.S.: Ich nehm mir mal die Zeit (CSI läuft^^) den Textabschnitt aus Hahn zu zitieren (1993, 87f.) - die 3 Pünktchen in Klammern sind Literaturzitate, die ich weglasse:

ZitatUnter diesem Begriff werden Grundformen zusammengefaßt, die von der Präparation von Levalloiskernen (...) oder von dem Abbau von diskoiden Abschlagkernen (...) stammen.
Wie die Levalloisspitzen, laufen sie in einer Spitze aus infolge eines Leitgrades, der aber asymmetrisch zur Schlagachse des Abschlags steht. Auch natürliche Kluftflächen können solche Formen hervorbringen, wie bei den "Reutersruh-Spitzen" (...) bei denen eine intentionelle Herstellung fraglich erscheint. Wegen der fehlenden Präparation dürften sie ohnehin nicht zu den Zielabschlägen von präparierten Kernen, sondern zu den Präparierabschlägen (...) gerechnet werden.
Die Entstehung der verschiedenen Präparierabschläge von Kernen hat Bordes (...) zusammengestellt. Bei dem Ausnutzen eines einzelnen, zentralen Grates als Leitlinie entstehen automatisch spitz zulaufende Grundformen. Für die Beziehung Pseudo-Levalloisspitze sollte allerdings die umgekehrte dorsale Y-Gratlinienführung bestimmend bleiben, damit man sie von anderen Präparierabschlägen differenzieren kann.

P.P.S.: Keine Garantie für Schreibfehler im P.S.^^

Wutach

Hallo Markus,

vielen Dank für deine Mühe und die Erklärungen! Also die Schlagnarbe sitzt ausserhalb der Achse - das stimmt. Der Winkel zur Schlagfläche ist allerdings ziemlich genau 90°. Auch habe ich den Eindruck, das es sich schon um einen Zielabschlag handelt, dafür spricht auch die Schlagflächenpräparation. Jetzt bin ich mir immer noch nicht ganz sicher, oder reicht die Assynchronität bereits für eine Zuweisung als Pseudo-Levallois-Spitze?

LG Marc.

Mark77

Hallo Marc,

kannst du bei dem Ventralbild bitte die Schlagrichtung des Abschlags einzeichnen?!
Danke, das Rohmaterial lässt mir den Blick drauf nicht wirklich zu.^^

Schöne Grüße,
Markus

Wutach

Hallo Markus,

mit der Zeichnerei am Computer hab ich es nicht so. Aber die Schlagrichtung auf dem Bild mit der Ventralansicht ist von rechts unten nach links oben - also auf dem Foto diagonal.

LG Marc.

Mark77

Hallo Marc,

bin auch nicht der wahre Jakob.
Aber so könnte man sich dein Stück als sehr simple Zeichnung vorstellen.

Schöne Grüße,
Markus

Wutach

Hallo Markus,

richtig! Ich dachte, es ginge um den Winkel zwischen Schlagfläche und Ventralfläche. Aber so wie Du es zeigst, ist die Sache klar. Nochmals Danke!

LG Marc.