Bohrer?

Begonnen von fuchs, 21. Juli 2010, 15:57:53

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fuchs

Hallo miteinander,
ich hätte da mal wieder ein unbestimmtes Teil. Die Patina könnte  jungpaläolithisch bis frühmesolithisch sein. Das Stück ist 22*10*4 mm groß und alt gebrochen. Ob intentionell, weiß ich nicht.
Zuerst dachte ich an eine Spitze eines Messers, wegen der Retuschen am Rücken. Auch Rückenspitze geisterte durch meinen Kopf.
Dann sind mir die Absplitterungen im Spitzenbereich an der scharfen Lateralkante aufgefallen. Könnte es sich evtl um einen Bohrer handeln?
Kann mir jemand weiter helfen?

Harkonen

Hallo,
nicht böse sein!
wie sagt man in Bayern?
Des is goa nix.

Lieber Fuchs,
kein Abschlag, keine Retusche, für mich ist auch nicht annähernd eine Bearbeitungsspur erkennbar.
Wird schon, irgendwann liegt ein Supergerät von Dir vor. :prost:

Gruß
Harkonen

Priamos

Hallo Fuchs! :winke:
Vielleicht kannst du die Retuschen von Bild 4 nochmal ablichten, um etwas Klarheit zu schaffen! Denn auf dem Foto sind leider nur die Absplisse zu erkennen.
Schöne Grüße :winke:
Christian

sauhund

Zitat von: fuchs in 21. Juli 2010, 15:57:53
Die Patina könnte  jungpaläolithisch bis frühmesolithisch sein.


Die Patina ist nur äußerst selten ein Indiz für das Alter. Auf dem selben Acker können Funde, die definitiv neolithisch sind, von weiß patiniert bis hin wie "frisch geschlagen" sein. Eine Datierung lediglich anhand der Patina ist nicht möglich.

Marienbad

Moin Christian,

das ist nichts, kein Bohrer und auch kein Abfallprodukt...... :besorgt:

     Manfred   :winke:

fuchs

Hallo miteinander,
@ Harkonen: Wenn es nichts ist, wieso sollte ich böse sein?

@ Priamos: Fotos folgen heute nachmittag.

@ Sauhund: Weiß patinierte neolithische Artefakte? Habe ich noch nie gehört. Hier im Rheinland ist die Patina ein verlässliches Indiz für das Alter eines Artefaktes, zumindest ist das die gängige Einschätzung. Es ist jedoch möglich, das formenkundlich ältere Artefakte keine Patina aufweisen. Das liegt dann an den Lagebedingungen.

@ All: Danke für die Einschätzungen.

a.k.a. rentner

Hallo miteinander
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43105.0.html

Hier eine schöne Zusammenfassung von RP zur Patinierung im Rheinland.
Insgesamt wird hier durchaus, und wohl nicht ganz zu unrecht, die patina als Datierungsmerkmal erklärt.

Zwei Gedanken, bzw. Einschränkungen, möchte ich aber hervorheben:

"Je nach Boden können auch neolithische Artefakte weiß patinieren. Da hat der Thomas Kuck mal was im AIR drüber geschrieben. War wohl ein Dolomit-haltiger Boden bei Nideggen."

"........, daß die mesolithischen Stücke häufig braun patiniert sind. Die Fundstellen liegen meist in den Talauen und so wird es sich um eine Feuchtbodenpatina handeln."

Bei Deinem Stück scheint die Patina sehr dünn zu sein........
Anmerken möchte ich, daß natürlich auch das Material, bzw die "Qualität" desselben  eine Rolle spielt.

Gerade zum Ende des Paläolithikums (meine geringe Erfahrung) werden ja sehr verschiedene Materialien (Lydit, Chalcedon, Jaspis, etc,etc,) verwendet.
So neigen z.B. an einer grossflächigen Fundstelle in Mitteldeutschland mit wechselndem Bodenmilieu (sandig/lössig/humös/teilweise Süsswasserpatinafreundlich) ältere Artefakte aus Chalcedon gar nicht zu patinieren, spezieller....weniger schöner..... Flint hingegen durchaus, sodaß selbst endneolithisches dick und weiss verkrustet sein kann. 
Gerade die eindeutigsten und "geometrischten" filigranen Mikrolithen ebenfalls kaum........

Aus der Ferne wirkt dies hier wie von einer dünnen Süsswasserpatina überzogen, an der Kante mit den feinen Aussplitterungen scheint die auch zu fehlen oder nicht so stark ausgebildet zu sein.....evtl. lädt dies zu Schlussfolgerungen ein......aber wohl erst nach den neuen Fotos.

Trotz fehlender Grössenangaben wirkt der Querschnitt auch zu massiv um in (unmittelbarprä-)mikrolithisches zu tendieren.

Immerhin kannst Du suchen gehen, beneidenswert.

m.  :winke:

fuchs

So, hallo nochmal,
die neuen Fotos zeigen den bearbeiteten Bereich besser, sofern es sich um ein Artefakt handeln sollte. Zudem ist hoffentlich auch zu erkennen, dass die Patina auch in diesem Bereich vorhanden ist. Das mit der neolithischen Patina war mir neu, trifft hier aber sicherlich nicht zu, da es sich um gewöhnlichen Lößboden handelt.
Die hier vorgestellte Patina wird wohl eher in den Übergangsbereich Paläolithikum/Mesolithikum datieren, wobei zu erwähnen ist, dass hier in der Gegend das frühe Mesolithikum fehlt.
Die Fundstelle liegt auf einer Erhebung, ca 70 Meter über NN, somit kann eine Süsswasserpatinierung wohl auch ausgeschlossen werden.
Alle sonstigen Funde von dieser Stelle sind unpatiniert, sowohl (spät-)mesolithische, als auch neolithische. Lediglich zwei unspezifische Abschläge weisen die gleiche Patina auf wie der mutmaßliche Bohrer.
Auf dem letzten Foto ist die Spitze der Spitze unscharf, dafür ist der darunterlegende Bereich scharf. Wenn ich da nichts überinterpretiere,
kann man die rundliche Abnutzung erkennen.
@ Michi: Die Maße sind: 22mm lang, 10 mm breit, 4 mm dick.

Harkonen

Hallo Christian,
vom Foto her würde ich die Absplitterungen und Absprengungen als natürlich entstanden bezeichnen, auch die vermeintlichen Retuschen im Bild eins täuschen.

Gruß
Harkonen

fuchs

Hallo Harkonen,
kann natürlich natürlich sein. Allerdings müssen die Absplitterungen und Absplitterungen aus der Zeit vor dem Pflug stammen, da die Bereiche patiniert sind. Auffällig ist auch, dass nur der Bereich der Spitze solche Beschädigungen aufweist, die Rinde jedoch nicht verrollt ist, obwohl sie relativ weich ist. (Bin leider gerade erst auf die Idee gekommen, sie mit dem Fingernagel zu ritzen.)
Klar kann die Rinde auch an einem geschützten Bereich einer Schotterknolle erhalten bleiben, ohne zu verrollen. Ich persönlich halte eine Bearbeitung für wahrscheinlicher als die lange Kausalkette natürlicher Erklärungen, aber das ist nur meine Einschätzung. Gerade bei zweifelhaften Stücken kann man neue Informationen und Ansichten sammeln, das macht es gerade interessant. So habe ich zB etwas über die weiße neolithische Patina gelernt.
Also, selbst wenn das nichts ist, so kann die Auseinandersetzung mit dem Teil durchaus fruchtbar sein. Deshalb freue ich mich über jeden Kommentar, egal ob für oder gegen Artefakt!

Harkonen

Zitat von: fuchs in 22. Juli 2010, 18:31:00
Hallo Harkonen,
kann natürlich natürlich sein. Allerdings müssen die Absplitterungen und Absplitterungen aus der Zeit vor dem Pflug stammen, da die Bereiche patiniert sind. Auffällig ist auch, dass nur der Bereich der Spitze solche Beschädigungen aufweist, die Rinde jedoch nicht verrollt ist, obwohl sie relativ weich ist. (Bin leider gerade erst auf die Idee gekommen, sie mit dem Fingernagel zu ritzen.)
Klar kann die Rinde auch an einem geschützten Bereich einer Schotterknolle erhalten bleiben, ohne zu verrollen. Ich persönlich halte eine Bearbeitung für wahrscheinlicher als die lange Kausalkette natürlicher Erklärungen, aber das ist nur meine Einschätzung. Gerade bei zweifelhaften Stücken kann man neue Informationen und Ansichten sammeln, das macht es gerade interessant. So habe ich zB etwas über die weiße neolithische Patina gelernt.
Also, selbst wenn das nichts ist, so kann die Auseinandersetzung mit dem Teil durchaus fruchtbar sein. Deshalb freue ich mich über jeden Kommentar, egal ob für oder gegen Artefakt!


genau so soll es ja sein, ist ja nichts persönliches und Beleidigen oder jemanden in seinm Stolz verletzen will man ja auch nicht.

Grüße

Harkonen

fuchs

Hallo Harkonen,
brauchst du bei mir keine Angst haben.