4fach-Bohrer?

Begonnen von neolithi, 15. Juli 2009, 21:54:52

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neolithi

Ich werfe mal wieder etwas in die Runde: einen urigen Abschlag mit - wie ich sehe - vier zugearbeiteten Ecken zu Bohrern/Stechern o.Ä. . Evtl. ein frühes Ikea-Werkzeug?

Fundort: SH,Ostsee, neolitisch/bronzezeitlich

Viel Spaß beim Gucken!

neolithi

Marienbad

...moin neolithi,

das ist ja ein irres Teil :glotz: fehlt mir noch in meiner Werkzeugkiste :-D

Ist das ein frischer Fund? Acker oder Strand?

HG  Manfred :winke:

Silex

Da kann man nur staunen, Neolithi....und sich wundern!
Danke fürs Zeigen.
Wieder mal was ganz Anderes aus der Anderwelt.... und die hat noch viel Verwunderungspotential.

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

neolithi

Hallo Manfred,
das Ding kommt vom Acker und ist von diesem Frühjahr. Und gehört wg. seiner Urigkeit zu meinen Lieblingsfunden.
Ich hatte mal in meinem Werkzeugkasten ein modernes Werkzeug mit drei verschieden großen Kreuzschlitzschraubendreher-Enden. Daran erinnert mich dieser Multi-Bohrer.

HG
neolithi

Grafschaft Mark

Möchte euch jetzt nicht anzweifeln und bin mir sicher das ihr euch besser damit auskennt als ich, aber mein erster Gedanke war "Steinschloss Flint"...

Ist es nicht möglich das es ein Flint eines Steinschlosses ist, welcher von allen 4 Seiten genutzt wurde???

Marienbad

...das mit der Flinte glaube ich nicht, wie soll das Stück denn eingespannt werden. Es würde immer mit einem der nach li. und re. laufenden Schenkeln irgendwo anhaken.
Sicher ist, dass gute Stück wurde von Menschenhand geschaffen und eignete sich im Neolithikum bestens zum Schaben, Kratzen, Bohren und Pfriemeln.

steinsucher

Hallo Forum,

ja, Staunen und Wundern. Das ist eigentlich das einzige, was man tun kann. Der Sommer wird zu lang. Man beginnt in Allem etwas zu sehen. Jetzt beginnen aber auch gestandene "Forumer" selbst in übelst gequetschten Abplatzern Feuersteinfragmenten noch Werkzeuge oder gar Kombiwerkzeuge zu sehen.

Mag natürlich sein, dass mein Augenwerkzeug nachlässt. Aber wo sind denn die eindeutigen Merkmale einer (menschlichen) Bearbeitung? Auch fehlen typische Arbeitsretuschen. Aus welchem Umfeld stammt das Teil? Und nach welchen Kriterien kann man es auch noch in eine bestimmte Zeitstufe einordnen?

Ich sehe hier ein Stück Feuerstein-Schotter. Mehr nicht und auch nicht weniger. Man kann mit jedem Stein einem Menschen das Hirn korrigieren, deshalb ist er aber noch kein entwickeltes Werkzeug. Der hier war sicher zu klein dazu, aber er war mit Sicherheit kein Werkzeug.

Wie immer: Nur meine Meinung!

Frohes Schaffen, Fritz.



rentner

Ich bin gespannt..........
das wird heiter.......

neolithi

#8
"Wat de Buur net kennt, dat frett he net" ...


@steinsucher:
Die zeitliche Einordnung kommt durch die vielen anderen Funde dieses Ackers, der schon vor längerer Zeit vom Landesamt gründlich untersucht wurde, zustande. Und wir  haben noch etliche Bohrer, Schaber, Klingen, auch Beilfragmente geschliffener Beile, Kernbeile, ein Meißelfragment, Sichel-Dolchfragment und unzählige Abschläge , die alle in die zeitliche Einordnung des Amtes passen, gefunden.

An Schotterstück glaube ich nicht. Wenn ich heute Zeit finde, versuche ich ein paar mehr Detailaufnahmen zu machen, die die Bearbeitungsspuren besser zeigen.

@Marienbad:
Ich kann das Ding ja in zwei Wochen zur Tagung mitnehmen, damit du einen direkten Blick darauf werfen kannst. Vielleicht klärt das besser.

HG
neolithi


neolithi

#9
So, hier die angekündigten Detailaufnahmen meines Daumens,ähh, des nicht überall anerkannten Multibohrers...

Bis auf eine "Bohrspitze" würde ich bei jeder, wenn sie denn allein ein Artefakt zieren würde, sagen, das ist wohl zugearbeitet.

Na, bin gespannt,wie es weitergeht.

HG
neolithi

neolithi

Fortsetzung der Bilder:

HeiligeLiga


steinsucher

Hallo "neolithi", hallo Forum,

die Bilder sind definitiv besser. Ich habe vorhin meinen Beitrag aus der letzten Nacht mit Bewunderung gelesen, nur ein grober Fehler drin, super.

"Wat de Buur net kennt, dat frett he net" ... hieß da , wo ich aufgewachsen bin "Wat de Buur nich kennt, dat frett hei nich" ... So ein großer Unterschied ist da ja gar nicht.

So richtig einsortieren kann ich das Teil immer noch nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Form während der Benutzung entstanden ist. Die Gebrauchsretuschen machen den Eindruck, als wäre an ziemlich hartem Material damit gearbeitet worden. Vielleicht eine schabende (kratzende, hobelnde) Tätigkeit. Durch Abnutzung und Nachschärfen sind dann vielleicht diese "Zipfel" entstanden. Ich habe die Spitzen mal mit einem Stück verglichen, mit dem ich ein Loch durch eine Geweihsprosse gebohrt habe. Sieht fast identisch aus. Es ist mit einigen Spitzen also wahrscheinlich gebohrt worden. Als eine gezielt hergestellte Werkzeugtype würde ich das Stück nicht sehen, aber es wurde wahrscheinlich für "multi" Funktionen eingesetzt.

Zeitstellung?  Zu weit weg.

Aus Heinsberg,

"steinsucher"



Grenzton

Hallo neolithi.

Das Teil nennt man wohl Sternförmiger Bohrer (Percoir ètoile).
Lt. Hahn finden sich derartige Artefakte aus dem Magdalenien in Frankreich.

Gruß, der Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!

neolithi

Das ist ja interessant. Allerdings kommt Altsteinzeit hier in SH nicht in Frage. Aber vielleicht hat  ja jemand die Altvorderen geschätzt.
Ich habe zu dem Percoir en étoile gegoogelt und eine Abbildung gefunden.
Ich hoffe, der Link ist so zu gebrauchen (die Seite 169 anscrollen):

http://books.google.de/books?id=GXH7TDivtJgC&pg=PA168&lpg=PA169&ots=WKz_Qa4rsq&dq=per%C3%A7oir+en+%C3%A9toile

HG
neolithi

Der Wikinger


Ohne Zweifel ein Bohrer mit mehreren Bohrspitzen. 2-4 !  :super:

Kelten111

Super schönes Stück ( Bohrer ) und selten dazu :super: :super: