Mikrolithen-Kern-Verdacht ?

Begonnen von agersoe, 21. April 2007, 00:03:40

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Der Wikinger

Hallo Leute !  :-)

Viele von Euch haben hier deutlich mehr Erfahrung !

Könnte dies ein Mikrolithen-kern sein, oder haben wir hier nur ein Wunder der Natur ?


Silex

Wenn das "oben" eine Schlagfläche ist und auch von dort Klinglein abgeschlagen wurden- z.B. die beiden markierten "Negative",  aber genau die schauen irgendwie so verschliffen aus??? Liegt da noch ein Geheimnis  innewohnend?
Ansonsten würde ich durchaus auf einen bipolaren Mikrokern (für agersoes Verhältnisse) tippen , der ziemlich herumgestoßen wurde.
Wenn ich dann wieder zu Deinem letzten Prunkbeil rüberschiele dann kann ich es fast nicht glauben.
Ansonsten wäre es ein perfektes Beispiel für die Mikrolithisierung im Rohstoffparadies-  damit die Anpassung an völlig neue  Waffen und Jagdmethoden.
Wie Khamsin schon andeutete  ist die These dass Mikrolithisierung  eine Anpassung an Rohstoffarmut gewesen sei höchstwahrscheinlich  eine Legende.
Aber was mich noch interessieren würde, agersoe, gibt es  so  wenige Mikrowerkzeughinweise  in  Eurer Fundlandschaft?

Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

..vergessen ...die  beiden erwähnten seltsamen "Abschlagsoberflächen"...die aber vielleicht nur im Foto so herunterkommen als ob sie nicht von der oberen Kante her geschlagen wären
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi  :-)

Vielen Dank für deine Gedanken zum Stück !!

Ja, es gibt schon sehr viele Fundorte in DK, unsere Maglemose-Kultur, wo die Mikrolithen ganz dominant sind. (trotz reichlich Rohmaterial ! )
Auf meiner Insel sind auch einige gefunden, es ist aber kein Alltagsfund.

Wie du ganz richtig bemerkst, gibt es diese merkwürdige "Verschliffenheit", oder Quetschungen wenn man will, was mich auch zweifelnd macht !! :besorgt:
Ich habe so das Gefühl, dass man hier von ein Wunder der Natur getäuscht werden kann, und das es in Wirklichkeit ein sogenanntes, moränen-zerquetschtes Stück ist !!

:winke:

Silex

#4
Bin mir fast sicher dass es ein Artefakt ist...agersoe...
könnten das nicht Auslaufspuren eines  menschlichen Schleifvorganges sein. Minibeil? Meissel?
Von unten  kommen  Abschläge... aber was ist an der oberen Fläche? Bruch? oder Schlagfläche? oder Schlagfläche nach Bruch? oder Bruch nach  ehedem weiter oben liegender Schlagfläche.
Vielleicht  in Erwägung käme ein eventueller "Zweizeiter",  der nach Jahrtausenden nochmal aufgehoben wurde. Aber dies wäre in Eurer Gegend  mehr als ein Hauptgewinn. Bei uns kommt es  aus Not(?) oder anderen Gründen manchmal vor.....ich möchte nicht wissen was ein Neolithiker dachte wenn er einen Faustkeil.... oder eine Solutreén-Spitze fand
Ich phantasiere ein wenig, agersoe,  aber wenn es für Dich schon etwas "Absonderliches" ist dann sind wohl  weitschweifigere Gedanken angesagt.
Mit der Zeit bekommt man ein  sicheres Gefühl für  die heimatlichen Erzeugnisse und für das was   nicht im Schema liegt.
(Ich mache mir  darüber manchmal Gedanken. Was leistet das Gehirn bei der Augensuche. Wie viele  Erfahrungswerte bilden ein Suchraster? Gewöhnlichkeit?( Außergewöhnlichkeit? folgender Parameter)
Größe? Materialoberfläche? ( Lichtbrechung?) , Grundform? , Umgebung?.... und wenn man das Ding dann in der Hand hat dann greifen erst die Erfahrungen von Literatur und Bildern die in uns verankert sind....)

"Moränengeschiebe" glaub ich nicht. Hast Du einen guten Archäologen? Wenn ich mich recht entsinne hast Du noch nie davon geschrieben..... und ich habe keinen Deiner Beiträge übersehen....seitdem ich hier bin...!!!
Servus
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo wieder Edi  :-)

Es gibt auf dem Stück keine gewöhnlich Schleifung, eher handelt es sich um eine Art Patina oder Vergammelung !

Die Abschlagsspuren können schon echt sein, aber die Spuren, wie Wallner Linien und so sind fast oder ganz weg.

Wenns was ist dann sicherlich den Rest eines Mikrolithenkerns.

Einen Achäologen habe ich, aber dann doch eigentlich nicht. Es gibt auf meiner Insel keine Archäologen, und die die davon was wissen wohnen auf einer grösseren Nachbarinsel, Langeland.
Der absolute Experte auf dem Gebiet ist dieses Jahr (leider) Rentner geworden. Muss auch mal Kontakt mit dem neuen aufnehmen, kenne ihn ein bisschen von früher.

Das nur wenige hier davon was wissen, hat auch den Seiteneffekt, dass ab und zu leute zu mir kommen mit ihren Funden !!  :engel: :platt: :narr:

wühlmaus

@ silex: Sorry, ich hab versehentlich auf den falschen Button geklickt ... ich wollte eigentlich bloß auf den thread antworten ... und war ganz in Gedanken. Nichts wurde verändert.  :engel:

So jetzt nochmal zurück zum Stück:

Ich denke mal, dass es tatsächlich das ist, wonach es ausschaut, nämlich ein (vom Wasser?) stark verschliffener Mikroklingenkern mit einer Schlagfläche. Das verrückte an dem Stück ist halt nur, dass sich zufälligerweise bloß die Schlagspuren erhalten haben, die in die "falsche" Richtung zeigen ... Wahrscheinlich hat der Kern beim Schlagen auf einer harten Unterlage gelegen, so daß ein Teil der Schlagenergie zurückkam. Darauf könnte vielleicht auch der Abbruch-Steg bei einem der Abschlag-Negative hinweisen...

:winke:
Gerd