Bizarres Gerät

Begonnen von rolfpeter, 05. Juni 2008, 07:38:03

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rolfpeter

Servus Freunde,

diesen krummen Hund habe ich auf einer jungneolithischen Stelle aufgelesen. Die Michelsberger Burschen haben ansonsten vorzugsweise schöne lange Spitzklingen oder große flache Abschlagkratzer hergestellt. Das Dings hier ist etwas anderes, Grundform war wohl eine stark gekrümmte Klinge oder ein Abschlag. Ich kann zwar keine Schlagwellen auf der Ventralseite erkennen, nehme aber an, daß der Schlag von dem schmalen Ende her kommt. Dieses schmale Ende ist sehr steil, ähnlich wie bei einer Spitzklinge zugerichtet. Man erkennt dort Arbeitsspuren, es könnte also als spitzer Kratzer verwendet worden sein. Material ist typischer Rijckholt-Flint.
Kennt ihr solche Geräte? Kratzer? Dödel-Heiligtum? Sonst was?









HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger


Hallo RP  :-)

Interessantes Teil  :kopfkratz:

Mir springt da spontan eine Idee entgegen !

Feuerschläger ?  :idee:

Könntest du mal ein paar weitere Detailfotos des schmalen Endes machen ?
Da müssten Spuren sein. Ich sehe aber von den Bildern her nur Andeutungen.

:winke:

rolfpeter

Hallo Steen,
vielen Dank! Ich kenne zwar nicht allzuviel von Feuerschlägern, aber die Benutzungsspuren sehen m.E. nach Kratzen aus. Ich habe aber die Spitze noch mal fotografiert, hier sind die Bilder:





HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

insurgent

Habe mich gerade vor einiger Zeit mit meinem Archäologen über Feuerschläger ausgetauscht. Die frühen Stücke wurden wie ein "Steichholz" verwendet, habe aber keinerlei Retuschen an den Seiten. Sie sind deshalb auch nur schwer zu erkennen. Es gibt wohl in Holland einen Archäologen, der sich näher damit beschäftigt. Die späteren Stücke sind dann von allen Seiten benutzt worden.

Bei Deinem Stück könnte es sich um einen spätneolithischen/bronzezeitlichen Löffelschaber handeln...sag ich mal so :zwinker:

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Der Wikinger

Zitat von: insurgent in 05. Juni 2008, 15:08:54
Habe mich gerade vor einiger Zeit mit meinem Archäologen über Feuerschläger ausgetauscht. Die frühen Stücke wurden wie ein "Steichholz" verwendet, habe aber keinerlei Retuschen an den Seiten. Sie sind deshalb auch nur schwer zu erkennen. Es gibt wohl in Holland einen Archäologen, der sich näher damit beschäftigt. Die späteren Stücke sind dann von allen Seiten benutzt worden.

Bei Deinem Stück könnte es sich um einen spätneolithischen/bronzezeitlichen Löffelschaber handeln...sag ich mal so :zwinker:

Schöne Grüße vom Insurgenten

Richtig, sieht wie ein Löffelschaber aus, nur sitzt ja bei denen normalerweise das Arbeitsgebiet am breiten Ende !   :super:


Silex

mir sieht das Gerät auch irgendwie  2-seitig aus. Also kombinierter Löffel-und Löffelstielschaber?
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Salaam und moin!

@insurgent: Wärest Du geneigt, den Namen Deines Archäologen preiszugeben? Ich nehme an, dass Deine nachstehend zitierten Feststellungen auf Informationen von jenem Archäologe zurückgehen, oder?
Und vielleicht noch folgendes zur Terminologie: Der Begriff "Feuerschläger" wird auch für Feuerstahle benutzt, weshalb ich im Folgenden den fest eingeführten Begriff "Feuerschlagstein" verwende.

- "Die frühen Stücke wurden wie ein "Steichholz" verwendet, haben aber keinerlei Retuschen an den Seiten."

Abgesehen davon, dass es natürlich hilfreich wäre zu wissen, was mit "frühen Stücken" gemeint ist, höre ich erstmals von deren Verwendung wie ein Streichholz. Da Streichhölzer reissend eingesetzt werden, sollten somit auch frühe Feuerschlagsteine derart benutzt worden sein. Dies wäre mir allerdings neu!
Nach mir vorliegenden Informationen lassen alle frühen Feuerschlagsteine - und es gibt sie bereits aus dem Magdalénien (spätes Jungpaläolithikum) - ausschliesslich den Schluss auf schlagende, nicht reissende Handhabung zu.

Zu den "frühen Stücken": Vor dem Hintergrund des erwähnten "holländischen Archäologen" (s.u.) kann es sich nur um spätpaläolithische Artefakte handeln, vor allem Stichel. Damit stimmt auch die Feststellung überein, sie "haben aber keinerlei Retuschen an den Seiten", d.h. sie lassen sich rein morphologisch tatsächlich nicht mit den "geläufigen" neolitisch-bronzezeitlich-eisenzeitlichen Feuerschlagsteinen vergleichen.

- Sie (die frühen Stücke) sind deshalb auch nur schwer zu erkennen."

Dies stimmt auf der Basis des vorstehend Gesagten. Sie wurden aber erkannt, weil intensive Gebrauchsspurenanalysen vorgenommen worden sind.

- "Es gibt wohl in Holland einen Archäologen, der sich näher damit beschäftigt."

Damit können nur Dick Stapert und seine Frau Lykke Johansen gemeint sein, die mehrere hochinteressante und wegweisende Arbeiten zum Thema veröffentlicht haben (google mal).

- "Die späteren Stücke sind dann von allen Seiten benutzt worden."

Bei den "späteren Stücken" handelt es sich um Feuerschlagsteine, die als verbindendes Merkmal eine mehr oder weniger langschmale Form besitzen und deshalb als "fingerförmige" Feuerschlagsteine bekannt sind. Klar gibt es auch kissenförmige Exemplare oder sogar kleine Abschlag- und Klingenrestkerne (LBK). Aber die langgestreckte Form hat sich (auch in der experimentellen Praxis) als ergnomisch optimalste Form erwiesen. 
Freilich halte ich das mit einer "Benutzung von allen Seiten" für eine Mähr! Die fingerförmigen Stücke weisen immer nur ein oder zwei Funktionsenden auf, während es sich bei den durchaus (steil) retuschierten Kanten lediglich um eine formgebende und überdies fingerfreundliche "Handhabungsretuschierung" handelt. Mit anderen Worten sind die Längsseiten, was ja auch Sinn macht, keine Funktionskanten.

@Steen und RP: Habe anfangs auch an die Möglichkeit der Interpretation als Feuerschlagstein gedacht. Was mich indes stutzig machte, ist die starke Längswölbung, die mir von klassischen Feurerschlagsteinen unbekannt ist. Schliesslich fehlen nach den weiteren Bildern ja auch die charakteristischen Spuren.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

rolfpeter

Danke Jungs,
was es nicht ist, weiß ich jetzt bestimmt!
Was es ist weiß ich jetzt immer noch nicht. Messer? Löffel? Stiel? oder einfach ein Besteckkratzer?
HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert