Klinge

Begonnen von sven, 27. September 2009, 19:36:15

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

sven

Hallo,

Kann mir jemand etwas zu dieser mit großen Retuschen versehenen, dick patinierten Klinge sagen? Sie stammt aus Südfrankreich. Wie alt mag sie sein?

Grüße von
Sven

Kelten111

Mittelpaleo!
Schönes Stück :smoke:


Kelten111

Hier Foto und Beschreibung aus meinen Fachbuch aus Frankreich .
Racloir bedeutet Schaber :winke:
Evtl finde ich noch bessere Beispiele :winke: :winke:

Der Wikinger

Das verstehe ich nun wirklich nicht, Kelte !   :staun:

Wie kannst du mit solcher Sicherheit eine Klinge, ohne jeglichen Zusammenhang, so genau bestimmen ?? :kopfkratz:

Die von dir gezeigte Klinge aus dem Buch sieht doch morphologisch ganz wesentlich anders aus, als die von Sven.

Wäre dieser Fund hier bei mir gefunden, wäre sie ein neolithischer Feuerschläger !!!  :belehr:

Ganz typisch dafür, sind die recht hohen Retuschen auf der Kante, und zwar auf der ganzen Kante. Diese Art der Retuschierung gibt eine Stabilität der Klinge, damit man mit ihr schlagen kann.
Ein anderes Indiz ist die Quetschung an der Spitze, wo das Innere des Flintes sichtbar ist. Solche kommen durch Abplatzungen durch "Feuerschlagen".

Wissen kann ich es aber nicht in diesem Falle, da die Klinge ja aus Südfrankreich ist.  :nono:

:winke:

steinsucher

#4
Hallo Forum, hallo Sven, hallo Kelten111,

die Klinge kann schon aus Südfrankreich stammen, aber nicht das gezeigte Stück auf der Zeichnung. Auf dem zweiten Bild von Kelten111 sieht man die Unterschrift und die sagt: "Abou-Sif (Jordanie)". Das liegt wohl in Jordanien. Im Übrigen ist auch keine Ähnlichkeit vorhanden.

Bei diesem schönen Stück kann ich mir gar nicht vorstellen, dass man so etwas zum Feuerschlagen benutzt haben soll. Aber da hat der Wikinger sicher in seiner Gegend genug Belege gefunden. Hier im Rheinland hätte ich zuerst mal auf "Michelsberger Klinge" getippt. Diese Klingen haben auch oft steile Retuschen, sind aber beim Auffinden meist spitz.

Wichtig wäre, etwas über die Fundumstände zu erfahren. Oberfläche, Ausgrabung, Örtlichkeit usw. In Frankreich müssen sich ja auch viele Museen etwas Geld dazu verdienen. Das tun sie dann, indem sie überschüssiges Inventar verkaufen.

Es gibt vergleichbare Funde aus Les Eyzies (Abri du Poisson) und La Ferrassie (Aurignacien).

Aus Heinsberg,

ein Steinsucher.

rolfpeter

Servus,

genau wie Fritz kam mir als erster Gedanke: Michelsberger Spitzklinge.
Und auch genau wie Fritz denke ich, wenn die Klinge aus Südfrankreich stammt, bei solchen steil retuschierten spitzen Klingen ans Aurignacien.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Kelten111

Ja war schon Spät und habe schnell schnell noch was ähnliches aus meinen Buch gesucht!
Hier ein Bild von Aurignacien Klingen ( retuschiert) !!
Die rechte Klinge kommt doch hin oder?!!! :glotz:

Larry Flint

#7
... nö, eigentlich nicht: Irgendwie scheint mir die Taillierung beider Klingen auf der Zeichnung spezifisch für das zu sein, was mir - als paläolithisch doch verhältnismäßig Unbedarftem - in Verweigerung jeglicher Beschreibung in Bezug auf seine genaue Bezeichnung vorenthalten wird.

:kopfkratz:

Der Larifari-Larry


Kelten111

Bilder sind von  Wikipedia :winke:

queque

Das ändert nichts, vor allem, weil Wikipedia nun nicht unbedingt die Nummer Eins für wissenschaftlich einwandfreie und unverdächtige Informationen ist. Was die Taillierung der Klingen auf der gezeigten Abbildung angeht, so muss ich / man Larry absolut Recht geben: Die haben nichts mit der gezeigten und im Übrigen wunderschönen Klinge zu tun. Mich würden noch die Fundumstände interessieren: Acker? Höhle? Abris? Flussufer? etc...
Gruß :winke:
Bastl

steinsucher

Hallo ihr Lieben,

die von mir erwähnten Stellen sind natürlich nur Beispiele. Es gibt ja durchaus noch mehr. Im Anhang noch eine Tafel mit Funden aus "La Vachons", ebenfalls eine Aurignacien-Fundstelle mit, glaube ich, guten Vergleichen zu Svens Klinge. Die Klingen wurden auch nicht nach DIN gearbeitet. Daher gibt es sicher Abweichungen im Aussehen. Und beim Betrachten von Nummer 5 und Nummer 15 kann man auch Kelten111's Beispiele bestimmt hier einordnen, auch wenn's Wikipedia ist.

Die Quelle meiner gezeigten Zeichnung ist: "Hermann Müller-Karpe, Handbuch der Vorgeschichte, Band 1, Altsteinzeit, im Verlag C.H. Beck"

Gruß,

ein Steinsucher.


queque

Ja, Fritz, gerade die Stüche Nr. 22 und 23 haben eine einwandfreie Ähnlichkeit. Ist doch immer wieder seltsam, wie sehr sich Stücke, die zig Tausend Jahre getrennt sind, sich ähneln. Bei uns würde man ja wirklich, RP erwähnte es bereits, an michelsberger (Spitz-)Klingen denken.
Die Funktion bestimmt halt die Form.
Gruß
Bastl

queque

... sorry, meinte die Abbildungen 21 und 22  :engel:
Trotzdem Gruß
Bastl

steinsucher

Hallo nochmal,

und noch eine Beispielseite mit Funden aus Les Cottés, obere Schicht. Ebenfalls Aurignacien. Die Bilder 15, 16 und 17 zeigen auch, dass Kelten111 mit seiner zweiten Tafel absolut im grünen Bereich liegt.

Quelle: "Hermann Müller-Karpe, Handbuch der Vorgeschichte, Band 1, Altsteinzeit, im Verlag C.H. Beck"

Gruß vom Steinsucher.



sven

Schön, daß ich mit diesem Stück eine rege Debatte angestoßen habe.
Dieses Stück war quasi mein erster Fund! Er hat mich dazu gebracht, mich mit der Suche nach Artefakten zu beschäftigen.
Also, ich besuchte eine romanische Kirchenruine im unteren Rhone-Tal und war schon hier sehr begeistert, da offensichtlich große Steine eines römischen Tempels mit verbaut waren. Von einem Kapitell starrte mich auch noch ein gehörntes Wesen an. Als ich mich noch etwas in der näheren Umgebung umsah, entdeckte ich einen frischen Graben (ca. 1m tief) zum Verlegen einer Leitung. Im Aushub nun etliche Knochen-sicher von einem Friedhof. Aber auch Keramikscherben-wohl mittelalterlich. Bei den Schädeln fiel mir nun auf, daß einige völlig abgenutzte Zähne hatten, andere aber total gesunde. Bei meiner völlig laienhaften Forschung hatte ich auf einmal ein erstaunlich schweres Rippenbruchstück in der Hand. Bei näherer Untersuchung stellte ich fest, daß es diese hier gezeigte Klinge war. Daß das alles nicht zusammenpasst, war mir schon klar. Die Klinge und ein paar Scherben jedenfalls nahm ich mit, die Knochen nicht. Interessant bleibt noch die unmittelbare Nähe einer Quelle zu erwähnen und eine Häufung schönen bunt gebänderten Sandsteins. Lag die Klinge unter dieser Gesteinsschicht, die da durchbrochen wurde?  Im Nachhinein ärgere ich mich gewaltig, daß ich nichts unternommen habe, den Befund und die Funde vor Ort zu melden. Als Entschuldigung schiebe ich immer meine bescheidenen Französischkenntnisse vor.
Für einen Feuerschläger halte ich sie übrigens nicht-sie ist zu filigran und die Spitze ist frisch abgebrochen, daher sieht man schön die Stärke der Patina.
Sind nun eigentlich die langen Retuschen vor dem Abschlagen der Klinge geschlagen worden?

Viele Grüße

Sven