Als Neuling hier im Forum begüße ich Euch alle! Habe erst gestern Abend diese Seite entdeckt und möchte zum Einstand zwei jüngst gefundene Artefakte vorstellen. Habe mir vor 14 Tagen eine Woche Such-Urlaub in den Neuen Bundesländern erlaubt. Nur Aufsammlungen von Äckern und am Küstensaum. Alle FO müßten der Ertebölle-Kultur zugerechnet werden. Z. zt. breiten sich meine neuen Funde auf dem Wohnzimmerboden aus...ab und an werde ich davon etwas posten... Habe ein längliches, lanzettförmiges  Flintgerät gefunden (9,1 cm lang/spitzovaler Querschnitt/größte Breite 2,6 cm/etwas abgerollt). Handelt es sich vielleicht um ein Retuschierwerkzeug? Ich bitte um Hinweise!

Weiterhin fand ich ein großes Flint-Gerät??, das mich an einen Faustkeil erinnert... Es handelt sich um eine Flintknolle, die an einem Ende beiderseitig zugespitzt scheint (Länge 16,2 cm/spitzovaler Querschnitt/11,0 cm an der breitesten Stelle). Das Stück zeigt sich noch recht scharfkantig, jedoch nicht neu geschlagen! Ich fand es im Zusammenhang mit Schabern und Klingen der Ertebölle-Kultur. Um was für ein Werkzeug mag es sich handeln? Gab es solche recht plumpen Geräte überhaupt noch in der Ertebölle-Zeit??

Noch zwei Bilder zur Verdeutlichung...

servus Cragar..da liegt  ein wahrer Schatz im Wohnzimmer . Hast Du die Fundstelle selbst entdeckt? Der "Riesenkeil" hat eine eindeutige Spitzenzurichtung und wird wohl sein adäquates Arbeitsziel erfüllt haben. Die retuschierte Spitze (oder Klinge) oben scheint mir auch einen Schäftungsschlag - rechts- aufzuweisen . Leider  bin ich in nordischen Steinzeiten dermaßen unbewandert dass  ich regelmäßig danebenhaue. Aber hier gibts  ja Nordler mit  Durchblick .....
Sevus
Im Wohnzimmer liegen noch ein paar "Gute"

Hallo silex, meine kürzlich gemachten Funde stammen von nur 3 Fundorten! Es sind auch noch mehr, als auf dem Bild zu sehen. Allerdings dominieren sehr viele einfache Abschläge. Ich habe nun erstmal alles ausgebreitet um einen Überblick zu bekommen und um "die Spreu vom Weizen zu trennen", d. h. retuschierte Stücke herauszufischen. Ein paar schöne und feine retuschierte Artefakte werde ich noch vorstellen. Leider bekommen ich die Feinheiten der Retuschen nicht so recht ins Bild, da der Nahabstand meiner Kameras (Pentax Optio S4i und Casio QV-5700) nicht so optimal ist. Werde da noch ein wenig experimentieren müssen...

@silex: Zur Fundstelle o. a. Objekte kann ich sagen.... ja, ich habe sie entdeckt und fahre seit 2003 jedes Jahr auch wieder hin, wenn es Zeit und Geldbeutel erlauben... Habe mit meiner Partnerin ehemals dort Urlaub gemacht...und da mein Blick ständig auf den Boden gerichtet ist....habe ich zufällig was gefunden...dort hätte sonst niemand etwas vermutet....

Hallo cragar 

Beim ersten Stück, hätte ich vielleicht eine Idee, bräuchte aber ein Foto von dem Seitenprofil des Gerätes.
Ein Retuschiergerät ist es nach meinen Kenntnissen auf keinen Fall, denn würde man mit Flint auf Flint schlagen, würde er zersplittern.
Retuschen wurden mit Kreide-/Sandsteine gemacht, den je weicher der Stein ist, um so feinere Retuschen konnte man machen.

Das zweite Stück würde ich nicht ein Gerät nennen, sondern einen Kern oder einen Block.

Ich denke es wurde für kleine Scheibenabschläge benutzt.

MfG agersoe

Moin!
Beim ersten Stück habe ich den Eindruck, dass am linken Ende eine rundliche Zerrüttungszone ist. Vermutlich denkt auch agersoe in dieselbe Richtung: Sollte das zutreffen, dann könnte es sich um einen sog. Feuerschlagstein handeln; jedenfalls würde auch die langschmale Form in diese Richtung deuten. Ein Retuscheur kann es nicht sein; warum, hat agersoe in aller Klarheit festgestellt.
Beim zweiten Stück schliesse ich mich voll und ganz angersoes Ansprache an, zumal es "Faustkeile" im Spätmesolithikum/Frühestneolithikum nicht gibt.
Beste Grüsse und Gratulation zu Deinen Funden

Hallo Khamsin, hallo agersoe, vielen Dank für die freundlichen Auskünfte!! Hier nun weitere Detailfotos:

Hallo wieder cragar 

Das sind genau die Fotos, die ich brauche.

Bei mir ist jetzt kein Zweifel mehr, es handelt sich um einen Feuerschlagstein.

MfG agersoe

@agersoe:  Vielen herzlichen Dank für die freundliche Bestimmung des Feuerschlagsteins! Zum zweiten Objekt möchte ich jedoch noch einmal nachfragen:"Das zweite Stück würde ich nicht ein Gerät nennen, sondern einen Kern oder einen Block. Ich denke es wurde für kleine Scheibenabschläge benutzt." Ist ein Kernstein so bewußt symmetrisch abgebaut worden? Mit scharfer fast perfekter 4-gratiger Spitze? Weil.....das Objekt zeigt eine fast gleichförmige Spitze, auch im Querschnitt.....kann es sich nicht doch um eine Art Picke handeln, die geschäftet wurde.....??? Unterhalb der Spitze befindet sich auf beiden(!) Seiten des Objektes.......ein "Schäftungsschlag"....und zwar genau entgegengesetzt plaziert.......so daß hierdurch eine gleichmäßige Ausdünnung stattfand...........??? Wahrscheinlich habe ich zu viel Phantasie.....aber ich mußte einfach noch mal nachhaken.....Es grüßt sehr freundlich cragar

Hallo wieder cragar 

Ja, Kernsteine können tatsächlich symmetrisch abgebaut sein, ich würde sogar sagen, sie sind es fast immer.
Es ist nähmlich so, das die Flintabschläge um richtig abzulaufen, in Serie geschlagen werden müssen.

Bei deinem Stück hat der Flintschmied deutlich das Stück von beiden Seiten und in Serie abgebaut.
Wenn man das tut auf beiden Seiten ergibt sich natürlich eine Spitze da wo sich die Abschläge der beiden Seiten treffen !! 

Wegen dem "Schäftungsschlag" würde ich mal zustimmen, ja ich denke das ist Phantasie !! 

MfG agersoe

Ok, vielen Dank noch einmal....stecke eben noch in den Anfängen in dieser Sparte....aber ich lerne schnell dazu, als von Geburt-an-Universalsammler und Freund der Steine schlechthin....In Sachen Unkundige fällt mir dabei folgendes ein: Ich kenne da einen gestandenen Mann, mit Frau und Kind und Hund, der absolute Sammler.....was Vorzeitliches betrifft....aber er hat in seinem Leben noch nie eine wissenschaftliche Abhandlung gelesen, geschweige denn, weiß er was von Internet-Foren.....Der hat tolle Sachen zusammengetragen, aus Kies- und Sandgruben entlang der Weser...von Bernsteinen in allen Größen über Lochsteinbeile, Geweihäxte und kleine tadellos erhaltene Gefäßkeramiken.....bis hin zu "Fischaugen im Feuerstein eingeschlossen"...; kein Witz, er glaubt allen Ernstes soetwas "eingeschlossen" im Feuerstein zu besitzen....so hat er denn auch Dutzende "fossilisierte Teile des menschlichen Körpers" in seiner Sammlung.....er glaubt ganz fest daran....und ist stolz darauf..... Dem Archäologen dreht sich hier wahrscheinlich der Magen um.......aber irgendwie werden wir alle auch von solchen Sammlern einmal profitieren........