Bin hier überfordert ??

Begonnen von agersoe, 29. Juli 2010, 18:11:38

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Der Wikinger

Dieses Gerät aus einer Klinge hätte ich gerne bestimmt ?  :kopfkratz:

Die Klinge ist sehr gerade, und hat zur Spitze hin, und auf dem anderen Ende Retuschen.
Die unretuschierten Partien sind immernoch sehr scharf.
Die Klinge dürfte aus grauem Senonflint sein, und ist schön dunkel rotbraun patiniert.
Die Oberfläche ist merkwürdig, fettig glänzend.

Hier einige Bilder:












:winke:

Marienbad

Moin Steen,
mein erster Gedanke ist:
bei dieser Länge kommt sicher eine Pfeilschneide nicht in Frage, da denke ich schon an
Speer oder Harpunenspitze.

der zweite Gedanke ist es ein "Messerchen" ?
Kommt das Teil von einer torfigen Gegend ?
Ich habe von genannten Gegenden einige Schaber, die auch wie gefettet glänzen.
Was ist denn Dein Gedankengang bei diesem Fundstück ?

    :winke:   Manfred

Der Wikinger


Richtig kommt aus einem Moor-Acker.
Tja, also ich dachte Kerbspitze vielleicht Hamburgerkultur, aber dann mit einer grösse von fast 10 cm ??  :kopfkratz:
Die Retuschen sitzen aber schon richtig, und die Schäfungskerbe ist ja mehr als deutlich, oder ... ?

Marienbad

...die Schäftungskerbe ist recht deutlich und ausgeprägt.
Da waren dann wohl doch die frühesten Jäger und Sammler vor Ort.
Hast Du denn schon Funde aus dieser Epoche in der näheren
Umgebung gefunden?
Ist ja ein " Brummer" für eine Pfeilspitze aber warum nicht.
Mal sehen was noch an Vorschlägen und Hinweisen kommt.  :kopfkratz:

  :winke:

queque

Zitat von: Der Wikinger in 29. Juli 2010, 18:55:29
Richtig kommt aus einem Moor-Acker.
Tja, also ich dachte Kerbspitze vielleicht Hamburgerkultur, aber dann mit einer grösse von fast 10 cm ??  :kopfkratz:
Die Retuschen sitzen aber schon richtig, und die Schäfungskerbe ist ja mehr als deutlich, oder ... ?

Obwohl ich hier im Rheinland mit der Hamburger-Kultur nur wenig zu tun habe, ging mein erster Gedanke beim ersten Bild auch in Richtung Kerbspitze. Aber die Größe ist schon irritierend. Werde später mal die Literatur hier befragen.

Interessantes Teil, Steen.
Viele Grüße
Bastl

Der Wikinger

#5
Danke Leute  :-)

@ Manfred: Nein, es gibt keine Funde der Epoche in der näheren Umgebung, sondern sehr viel Neolithikum.
Auf der ganzen Insel sind die ältesten Funde Schaftzungenpfeile der Brommekultur, etwa 11.000 v.Chr.
Hier einige davon zu sehen: http://palaeo.wikidev.net/Istidsj%C3%A6gere_p%C3%A5_%C3%86r%C3%B8
Wenn dieser Fund Hamburgkultur sein sollte wäre es schon mehr als 1000 Jahre älter.

Hier mal ein Bild mit der Spitze stehend, und mit Markierung der retuschierten Stellen.




:winke:

Moonk

#6
Hallo, könnte es nicht eine jungpaläolithische Stielspitze sein, bei der Kerbspitze (Hamburger Kultur) muß da nicht der Rücken retuschiert sein? :kopfkratz:

HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Silex

Es wird hier nicht viele Leute mit Mickerinternetanschluss geben  , schätze ich mal. Aber ich kann nicht mal ein Fünftel der Bilder anschauen - vom ersten seh ich  nur einen Streifen BLAU.
Aber ich könnte sowieso kaum was zum Nordikum beitragen. Aber interessant wäre es vermutlich doch, Wikinger.
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Zitat von: Moonk in 29. Juli 2010, 20:32:26
Hallo, könnte es nicht eine jungpaläolithische Stielspitze sein, bei der Kerbspitze (Hamburger Kultur) muß da nicht der Rücken retuschiert sein? :kopfkratz:

HG Moonk :smoke:


Glaube ich eigentlich nicht ?  :kopfkratz:

Das wären dann wohl Gravettespitzen oder Federmesser.

Habe dies gefunden, dort steht (runterscrollen) unter dem Bild: Karakteristische Speerspitze aus der Hamburgerkultur.
http://da.wikipedia.org/wiki/Hamburgkultur

Ich weiss ja eben garnichts davon !  :heul:

:winke:

Moonk

Hallo Steen, hier mal ein Bild von J.Hahn (Erkennen u. Bestimmen von Stein und Knochenartefakten). Bitte Nr.9 und Nr.14 vergleichen.
Als ich meine Hamburger Kerbspitze beim Amt (waren 3 Archäologen anwesend) gezeigt habe, meinte der ältere Archäologe (war früher der Chef) das diese Rückenretusche bei Kerbspitzen typisch ist für die Hamburger Kultur.
Es gibt aber auch Kerbspitzen die nicht von der Hamburger Kultur sind und die sehen auch anders aus.
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Der Wikinger

Tja, Moonk !
Mir bringt das ja leider keine Aufklärung.
Ein bisschen wie das Ding rechts vom 8 sieht es ja schon aus, nur sind die Kerben dort rechts, auf meinem Fund links.

Ja, ich weiss nicht, ob es sowas sein kann?
Die Frage ist, wenn nicht, was ist es dann?  :kopfkratz:

.............................................................

Hier für meinen südlichen Freund Edi, ein Bild noch in kleinere Grösse:



:winke:

Moonk

Hallo Steen, was für eine Stielspitze sprechen könnte wäre:
1. Auch hier sind Bearbeitungspuren, spricht fürs Schäften.
2. Stiel und Spitze liegen auf einer Linie.
3. Bei einer Hamburger Kerbspitze sollten die Retuschen hier sein.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist ja nicht einmal sicher ob die Hamburger Kerbspitzen als Projektil verwendet wurden.
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Roskva

Hi  :-)

- ich denke schon dass es richtung Brommespitze gehen kann, allein wegen der grösse! Aber auch das Aussehen  :kopfkratz: Das Teil ist einfach zu groß für alles andere, oder!?  :kopfkratz: Ich schicke dir mal die Emailadresse von Jörgen Holm  :-) Er ist zwar am 1.Juni in Rente gegangen, aber einen Versuch ist es doch allemal
wert  :zwinker:  :-)

LG
R.
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

Der Wikinger


Danke Leute !  :super:

Ich habe mehrere der hier gefundene Brommespitzen gesehen, und die sehen eigentlich nicht so aus, denn sie haben IMMER auf beiden seiten der Schafzunge retuschen. Hier ist es eindeutig nur einseitig.

@Moonk: Was du als 1 ansprichst sind aber keine "Bearbeitungsspuren", sondern Absplisse, die VOR dem Klingenschlagen entstanden sind, also kleinere überlaufende Klingenabspisse. Man sieht es weil es auf der Kante KEINE Retuschierung ist.

@Roskva: Danke, Rikke !

:winke:

thovalo

Es gibt eine Studie, nach der das Gewicht eines steinzeitlichen Projektils in der Funktion einer Pfeilspitze bis 8g als realistisch und für den praktischen Gebrauch als Grenzwert angesehen wird!

Die Größe, das Format, spielen dabei keine wesentliche Rolle.

Was an Gewicht darüber hinaus geht, soll die Balistik zu stark negativ beeinflussen.

Das Gewicht wäre also ein unterstützendes Kriterium zur formal durchaus wahrscheinlichen Ansprache als Pfeilspitze!!!!

(Jede Aptheke hier macht das mit ihren hoch feinen Messinsturmenten herzlich gerne, denn Apotherker sind scheinbar auch an Allem interessiert!)

LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Der Wikinger


Das Gewicht ist genau 18,7 Gramm !  :winke:

Moonk

Hallo Steen, mit der "jungpaläolithische Stielspitze" meinte ich so etwas wie die Nr.13.
Bei deiner "Speerspitze" wären der Stiel und die Spitze nicht in der Mitte, aber ich denke das hätte auf das Flugverhalten keinen Einfluss.
Wenn man die Verwendung als "Pfeilspitze" wegen des Gewichtes ausschließt, (Danke Thomas) bleibt ja nur mehr die Verwendung als "Speerspitze" übrig, denn als "Messer" kann nicht mir das Stück schwer vorstellen.
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

#17
Zitat von: Der Wikinger in 30. Juli 2010, 12:22:03
Das Gewicht ist genau 18,7 Gramm !  :winke:

Ja, das passt mal nicht zu einer Pfeilspitze, definitiv: das wäre wohl sogar recht sicher keine.

 :kopfkratz:


Als Einsatz einer Harpune vielleicht eher möglich, doch da bist Du zu sehr im hohen Norden und damit zu weit von meinem Erfahrungshorizont entfernt!  

Sicher ein Ausnahmefund den Du vielleicht möglichst bald mal einen Nordischen Fachkollegen vorlegen solltest. Ich glaube, dass ist ein sehr spannender Fund!

Ich bin tief beeindruckt! Glückwunsch zu diesem klasse Fundbeleg!!!!!  

GlG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Silex

Danke Steen fürs Zeigen.
Das dürfte eines Deiner besten Spitzenerzeugnisfunde sein.
Bei uns  wäre das  feinstes Jungpaläolithikum....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

thovalo

Zitat von: Silex in 30. Juli 2010, 20:59:16
Bei uns  wäre das  feinstes Jungpaläolithikum....

Mal ganz fest im Ernst:

10 cm Größe für ein so ausgeformtes Artefakt sind NORMAL fürs Spätpaläolithikum bei Euch?

:kopfkratz:   thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Der Wikinger

Danke für Eure Hilfe !  :super:

Ich werde den Fund natürlich bei erster gelegenheit "meinem" Archäologen vorlegen.
Leider sehen wir uns nicht so oft.

Ich hab so langsam das Gefühl, dass es wegen der Grösse doch so irgend ein Gerät des Neolithikums sein könnte, das mir aber bis jetzt unbekannt ist.  :kopfkratz:


:winke:

Moonk

Hallo, also Neolithikum denke ich nicht, von der Machart her ist das mehr Jung-Spätpaläolithikum.
Die Spitze würde gut zur Bromme - Kultur passen, aber in der Hamburger - Kultur finden sich auch welche die so ähnlich aussehen. :kopfkratz:
So oder so, es ist ein sehr schönes Stück und ein super Fund. :super:
HG Moonk
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

Sprotte

Hallo mieinander,

ein wirklich schönes Stück. Ich würde nicht nur die Form und die Art der Retuschierung analysieren, sondern auch die Schlagtechnik der Klinge. Es scheint so (bei aller Vorsicht), als ob die ursprüngliche Klinge mit einer Länge von deutlich mehr als 10 cm (so genannte "Riesenklinge") in der harten direkten Schlagtechnik gefertigt worden ist, worauf auf der Klingenunterseite der ausgeprägte (?) Bulbus, die deutliche Schlagnarbe sowie die kräftigen Lanzettsprünge hinweisen mögen. Diese Schlagtechnik würde Hamburger Kultur ausschließen, ist aber z.B. typisch für die Bromme-Kultur. Vielleicht handelt es sich bei dem Artefakt tatsächlich um eine Bromme-Spitze, wenn auch um eine atypische (bei Bromme-Spitzen bleiben oft Bulbus und Schlagnarbe sichtbar, wie auch hier).

Zitat von: thovalo in 30. Juli 2010, 21:05:35
10 cm Größe für ein so ausgeformtes Artefakt sind NORMAL fürs Spätpaläolithikum bei Euch
Für Dänemark mag ich natürlich nicht zu sprechen, aber beispielsweise aus Nienhagen in Vorpommern ist eine große retuschierte Spitze (Länge: 93 mm, Breite: 30 mm) (siehe: K. Kaiser, T. Terberger: in: Jahrbuch für Bodendenkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern 1995, Lübstorf 1996, S. 7-48), die hier zeitlich in die Ahrensburger Kultur gestellt wird, bekannt.

Viele Grüße
Sprotte

Der Wikinger


Vielen Dank für die Info, Sprotte !  :super:

Ja, wir müssen eben abwarten, was die Archäologen sagen !

:winke: