Beilfragmente und Silex Harmignies" (?) plus Keramik vom Kartoffelacker

Begonnen von thovalo, 11. Mai 2010, 12:48:28

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thovalo

Liebes Forum,

liebe "Nachbarn" vom linken Niederrhein (es ist bei Euch so ruhig geworden!?) !   :winke:


Ein Ausflug Gestern hat mich auch zu einem der Hauptfundplätze des schon häufiger angesprochenen Großfund- bzw. Großsiedlungsareals geführt!

Unter den Fundbelegen befinden sich unter anderen gleich vier Beilklingenbelegstücke aus Silex der Varietäten "Rijkholt", "Heller belgischer Feuerstein" und "Lousberg". (Bilder 1-6)

Gebrochene oder weitgehend abgenutzte Beilklingen sind allein auf diesem Platz zu Dutzenden systematisch als Rohstoffreserve abgebaut und weiter verwertet worden.

Schlagpunkt und Bulbus weisen den lang-schmalen Abschlag von einer Beilklinge aus "Rijkholtfeuerstein" (rechts im Bild) als intentionell ausgeführten Abschlag aus, der wohl unmittelbar von der Bruchstelle des Beilklingenfragments aus geführt worden ist.

Ein größeres Beilfragment zeigt eine in sich "fragmentierte" Struktur des Gesteins und gehört zu einer verbrannten Beilklinge.   :glotz:


Spannend ist ein großer Fundbeleg mit Kortex (Abschlag), der einem hier intensiv verwerteten ausgetauschten Silex zugehört. Der durch sehr zahlreiche punktuelle Einlagerungen charakterisierte, hoch qualitätsvolle Feuerstein, mit grauer bis bräunlicher Matrix, kann der noch wenig erforschten Varietät "Harmignies" zugehören (Herkunft: Harmignies, Region "Hainault", Belgien).

Die Kortex ist "bergfrisch"und kann mit dem Fingernagel angekratzt werden. Allein von diesem einen, in der Grundfläche sehr übersichtlichen Platz, liegen bereits in sehr großer Anzahl Werkplatzabfälle dieser besonderen Silexvarietät vor (auf dem Bild eine Auswahl). Das wird wohl ein interessantes und ergibiges "3-D-Puzzle"!
(Bilder 7-9)


Aus Feuerstein der Varietät "Rijkholt" fanden sich Belege für die beiden charkateristischen Ausprägungen: opak grau/gemustert und fein homogen "glasartig", in dünnen Abschlägen im Kantenverlauf tranzsluzid, schwarz bis bräunlich. (Bild 10)

(Bei zunehmenden Abregnen ist ein Kartoffellacker ja eigentlich ganz dankbar. Nur die Zerstörung der Befunde ist heftig und die Tatsache, dass wohl so manche(s) Beilklinge/Beilklingenfragment als Kartoffel durch die Erntemaschinen genudelt, aussortiert und anschließend irgendwo auf dem Mist landen wird!  :heul:)


Weitere Silexartefakte von diesem Fundplatz

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,41510.0.html


WEITER noch Abbildungen der urgeschichtlichen Keramik von diesem Platz, die ausdrücklich nicht metallzeitlich ist, aber auch sonstwo nicht eingegliedert werden kann.

Vielleicht kommt Euch da etwas von Euren Plätzen bekannt vor!?!?!?   :glotz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Inzwischen hat sich auf dem Platz auch ausreichend Keramik angefunden, die nach sorgfältiger Prüfung, ausdrücklich nicht metallzeitlich datiert.

Die "Ware" ist zumeist grob quarzgemagert und bemerkenswert hart gebrannt.

Klassische "Becherzeitliche" Keramik ist das auch nicht.

Gelegentlich wird derart typologisch "indifferente", hart gebrannte und stark mit Quarzbruch gemagerte Keramik der frühen Bronzezeit zugeordnet. Das würde dann nicht mit der typologischen Zusammensetzung der lithischen Fundbelege (Jung- bis Spätneolithikum) zusammen gehen!

Allerdings weiß derzeit NIEMAND etwas darüber, wie spätneolithische Keramik im Rheinland aussehen müsste.......


Die Gebrauchskeramik des Zeithorizonts "Pfyn/Horgen", Wartberg-Stein-Vlaadringen ist z.B. gleichfalls absolut schlicht und weitgehend unspezifisch   :kopfkratz:


Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

und weitere Beispiele.......

Darunter auch eine abgeplatzte durchbohrte Knubbe mit zugehörigem Wandungsfragment.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

und die letzten Bilder (das war eine Auswahl von diesem einen Fundplatz).
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

werter47

Hallo thovalo,
frag mal den Kartoffelbauern,wo seine Kartoffelsortieranlage/Hackfruchtwäsche steht,bzw auf welchen Feldweg er die aussortiereten Steine hinfährt.Eine regelmäßige Kontrolle lohnt sich,auch wenn die ausfaulenden "Spitzkegelhalden"nicht sehr appetitlich duften.Ich konnte da in Mek/Pom schon einige schöne Seeigel ,Korallen und Co. "ernten" und eimal war auch ein Bronzebeilchen dabei.
Gruß Günter

thovalo

@ werther

Daran hatte ich auch schon gedacht!

Aber ich werde die Stelle eher mal ausspionieren! (Wenn es soweit ist!)


Fragen würde das natürlich abkürzen, wenn der "Spezi" nicht wörtlich "Betretungssgeld" für sein Feld haben wollte. Schließlich sei das Erlauben des Betretens nach seiner Auffassung eine geldwerte Leistung!

Weshalb und warum der Platz interessant ist und dass da keine materiellen "Werte" vom Feld geschafft werden, hat er schon vom LVR erklärt bekommen! Seitdem pflügt er auch gerne mal tief!   :wuetend:


Solche "Köppe" gibt es leider auch: Kohle (sorry, Kartoffeln) statt "Kultur" oder eben nur Kartoffeln!

Und da mit dem Herren nicht mal die eigene Verwandtschaft ein Wort mehr wechselt, weil er sie schon alle zu seinem Vorteil übers Ohr gehauen hat, sind die Perspektiven zu einem zielführenden Austausch eher "trübe"!


Das ist hier noch echter Niederrhein und das Dorf ein Ort an dem man über Jahrhundete hinweg nicht nach "Außen"  geheiratet hat! Das hinterlässt Spuren, nicht bei Allen, aber in diesem Fall möglicherweise ....  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

werter47

Hi thovalo,
tut mir echt leid,solche Inzuchtecken kenn ich auch.
Trotzdem noch viel Sammlerglück
Günter

Markus

Zitat von: thovalo in 11. Mai 2010, 16:51:35

Fragen würde das natürlich abkürzen, wenn der "Spezi" nicht wörtlich "Betretungssgeld" für sein Feld haben wollte. Schließlich sei das Erlauben des Betretens nach seiner Auffassung eine geldwerte Leistung!

Weshalb und warum der Platz interessant ist und dass da keine materiellen "Werte" vom Feld geschafft werden, hat er schon vom LVR erklärt bekommen! Seitdem pflügt er auch gerne mal tief!   :wuetend:

War nicht zufällig im Kreis DN? Da kenn ich nämlich so nen Spezi, der genau SO argumentiert und agiert! Zum heulen ist das....manche denken wirklich, wir würden die Geldscheine nur so vom Acker karren....  :nono:

Gruß
Markus

thovalo

@ emce


Lieber Markus.

nein, Kreis DN ist es nicht!

Vielleicht gibt es zwischen den Kandiadaten (in....)direkte verwandtschaftliche Beziehungen!?  :zwinker:


Ich nutze Sonntagsgottesdienste, Feiertage, Schützenfeste, Kirmes und spontan situative Momente zu schnell gezogenen Bahnen!


"Wie der Adler seine Kreise zieht!"


Der LVR erklärt sich machtlos, während prominente Vertreter der Universitäten Leiden und Amsterdam schon kopfschüttelnd an diesem "Grab" gestanden haben!



Da es ein insgesamt 70 Hektar (!) großer Gesamtfund- und Siedlungskomplex ist, von dem der Platz hier nur einer von mehreren Hauptfundstellen ist und bislang keine einzige Stelle unter Schutz gestellt worden ist, wundert mich ohnehin nicht viel!


:winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

steinsucher

Zitat von: thovalo in 11. Mai 2010, 16:51:35
Das ist hier noch echter Niederrhein und das Dorf ein Ort an dem man über Jahrhundete hinweg nicht nach "Außen"  geheiratet hat! Das hinterlässt Spuren, nicht bei Allen, aber in diesem Fall möglicherweise ....  :zwinker:

Und der reicht sicher bis nach Heinsberg und Jülich.

Diese Ureingeborenen haben ja auch bessere Beziehungen und besondere Rechte. Sie haben die Rolle der Aristokratie übernommen. Sie können ohne Probleme Autonummern entschlüsseln lassen und Telefonnummern feststellen lassen.
Danach wollte der "Landwirt" :kopfkratz: die Schäden mit mir abrechnen, die ich durch meine gegrabenen Gruben angerichtet hatte. Was er meinte, waren die Gruben von Hasen auf seinem Acker. Mit Autonummern kannte sein Jagdpächter (der mich angesch.. hatte)  sich aus, mit der Natur eher nicht. Nach seinem Anruf reichte dann allerdings ein ausführlicher Brief. Ich meide aber bis heute den Acker. Schade, alle neolithischen Perioden.

Gruß gen Norden,

der Steinsucher.

fuchs

@ Thovolo,
wenn ich das "Das ist hier noch echter Niederrhein und das Dorf ein Ort an dem man über Jahrhundete hinweg nicht nach "Außen"  geheiratet hat!" meiner Frau Schwester erzähle, wird die richtig wütend, falls sie das versteht. :irre:

thovalo

Hallo Fuchs!  :winke:

Wenn sie aus diesem Dorf kommt wird sie es nicht verstehen!  :zwinker:


Aber ich bin mir absolut sicher, dass sie es versteht, weil sich die Bevölkerung in diesem Dorf hier, in einem geschlossenen Kreislauf immer wieder neu "generiert"! Kartoffel für Kartoffel!  :-D


Da gibt es keine Auswanderung, es sei denn in die ewigen Jagdgründe bzw. auf die Kartoffelfelder des Paradieses! Mögen dort die Erdäpfel golden und die Felder immer bestellt sein!!!!!    :engel:

:amen:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

fuchs

Ich habe bisher nur gute Erfahrungen mit einer schriftlichen Suchgenehmigung gemacht. Dabei kommt es auf die Reihenfolge und die Gewichtung an. Im Vordergrund sollte stehen: 1.) Es wird nicht gegraben. 2.) Alle wertvollen Funde werden geteilt.
Ganz unauffällig ist dann eine Aufsammlungsgenehmigung mit Eigentumsübergang zum Finder eingeflochten.
Klappt bis jetzt immer.

rolfpeter

Servus,

die Magerung der Keramik ist ganz so, wie bei der, die auf meinen jung-, spätneolithischen Plätzen rumliegt. Meine ist nur bröseliger.

HG
rp
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Um nochmal auf die Unterschutzstellung zurückzukommen: Ist es nicht so, dass die zuständige Gemeinde (Stadt) verpflichtet ist, so eine Anlage als Bodendenkmal unter Schutz zu stellen?
Und wenn dem so ist, sind damit nicht auch Erhaltungspflichten für den Denkmalseigner (Grundbesitzer) verbunden?
Wer kennt sich mit sowas aus?
"Mein" Erdwerk ist auch noch nicht in der Denkmalliste. Und jeder Durchgang z. B. mit einer zerstörerischen Kreiselegge vernichtet mehr Fundsubstanz.
Daswären z. B. Geräte, die ich von derartigen Denkmalen fernhalten würde.

thovalo

 :winke:

So wie ich das verfolgen konnte, ist das Gesetz zur Bodendenkmalpflege in den letzten Jahren mehrfach "novelliert" worden. Der LVR hat an erster Stelle kein Personal und wohl auch keine tiefer greifende Rechte mehr ggf. Denkmalschutzauflagen durchzusetzen. Die Landwirte können dagegen immer und zumeist mit Erfolg rechtlich angehen. Und die Städte setzen ihre Bauplanungen zu oft über den Denkmalschutz!

Früher gab es mal Auflagen zur Bewirtschaftung! (z.B. nicht mehr tief pflügen, bestimmte Früchte, wie Rüben und Kartoffeln durften nicht mehr gepflanzt werden. Aber das sind vergangene goldene Zeiten)  :heul:

Der einzige Erfolg hier war die Flächenstillegung eines über Jahrtausende hinweg immer wieder vom Spätpaläolithikum bis zum Mesolithikum aufgesuchten glazialen Dünenrücken.

Da gabs noch Prof. Bosinski und eine gut aufgestellte Mannschaft beim LVR!

Heute bekomme ich erklärt, dass es sich zwar um einen hoch bedeutenden neolithischen Fundort im Rheinland handelt, aber leider..........................

Und wieviele neolithische Siedlungshügel und Erdwerke gibt es eigentlich im Rheinland, dass man diese Stellen einfach platt ackern lässt!? Aber in schwierigen Zeiten müssen eben alle Opfer bringen!  :zwinker:


Das wäre mal ein eigenes und wichtiges Thema!    :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

chmoellmann

Ja, scheint schwierig zu sein.
Auf meine Anregung, das Erdwerk in die Denkmalschutzliste aufzunehmen hat der zuständige Bürgermeister noch nicht einmal geantwortet. Lege nun einige Hoffnung in einen Artikel, der die Anlage etwas beschreibt, und der hoffentlich im Sommer erscheinen wird (hier in der Heimatzeitschrift). Dort empfehle ich für alle Leser die Unterschutzstellung. Mal sehen...
Wenn alle Opfer bringen müssen: Dazu wäre ich bereit. Hätte da auch schon einen passenden Bauern im Auge... :-D

thovalo

 :winke:

Bei mir ist eine Intervention über die "Grünen" gelungen, die sich wirklich konsequent und erfolgreich eingesetzt haben, dass eine Baustelle im Bereich eines "natürlich" nicht eingetragenen Bodendenkmals zumindest archäologisch begleitet wird.
Seitdem bin ich hier Denkmalpflegerins Liebling! (Dummerweise ist dabei nämlich aufgefallen, dass es sie als städtische Angestellte gibt! Das war nicht so ganz recht!

Auch echt ne Nummer: die hochmittelalterliche Stadtmauer hier ist nur teilweise geschützt, sodaß man da auch gut mal Stücken anknabbern kann, ohne Konsequenzen der Dame spüren zu dürfen. "Mann kennt sich und man hilft sich" sagte bereits Adenauer und der war hier nicht Bürgermeister. Oder der Apotheker der ein ausdrücklich Denkmalgeschütztes wohl noch in weiten Teilen mittelalterliches Steingebäude, einen Zehnthof des Erzstifts Köln, plattmacht und dafür seinen "obulus" entrichtet, nachdem er sein stolzes Häuschen bereits an der Stelle errichtet hat; gibt hier leider keinen Smiley für "kotzen")  :zwinker:

In einer anderen Situation hatte ich die zuständige Stelle UND die Presse gleichzeitig infomiert. Da blieb nichts anders übrig als in die Notbergung zu gehen (waren dann die reichhaltigsten "germanischen" Keramikfunde seit den 70er Jahren) und erbrachten als Bonus eine vollständig und unbeschädigt erhaltene "Prunkbeilklinge" aus alpinem Eklogit. Das hat dann Alle mit Allen versöhnt!

Doch bei solchen "kreativen" Interventionen gibts natürlich immer auch harten Gegenwind. Das ist dann etwas das man mit aushalten muss! Danach sind alle froh und stellen sich prima selber dar!

Das hat hier für die Region eine Menge an Geschichtsbewußtsein geschaffen und unwiederbringliche (Ur)Geschichte erhalten. Vorher gab es hier NICHTS!

Positiv unterstützend sind hier ganz ausdrücklich die "Heimatvereine", die dann auch entsprehende Artikel veröffentlichen und Öffentlichkeit schaffen.

Noch besser ist es, wenn dann selbst der LVR, erst zickig und halbwegs genötigt, dann in der Literatur, wie selbstverständlich, die Fundbeobachtungen in seine Publikationen aufnimmt.


Das über einen langen Zeitraum hinweg geführt macht dann doch ne Menge an Öffentlichkeit und Wahrnehmung aus!


Worüber ich aber nicht hinweg komme ist, dass es einzigartige Fundplätze wie z.B. "Büttgen-Driesch" (Rheinkries Neuss) gibt, der bedeutendste jemals entdeckte Fundplatz zum Endneolithikums im Rheinland und der LVR, bei voller Kenntnis des Materials (Keramik und Silexartefakte) Jahrzehnte braucht, bis das Fundmaterial, unter hohem Engagement eines Facharchäologen, dann überhaupt wissenschaftlich näher bearbeitet wird! Bis dahin stapelten sich in einem privaten Keller Kisten über Kisten. Und der Fundplatz: ist bis Heute NICHT untersucht worden. Schutzstellung: negativ!


Ich glaube da kann wohl jeder sein Leid klagen und sein Liedchen singen!    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.