Beil?

Begonnen von DamastBarsch, 24. August 2009, 14:32:36

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DamastBarsch

Hi Leute!
Heute aufgelesen. Ich wage nicht an ein Beil oder ne Axt zu glauben. Kann mir wer helfen?


Gruß  :winke:
Tom

Studentin

#1
sehr wahrscheinlich ein dechsel/schuhleistenkeil, also neolithisch (jung-/mittelneol.). das ist ein beil, welches mit der schneide wahrscheinlich quer zur Schlagrichtung geschäftet wurde.
melde es bitte.

DamastBarsch

HA! Das wäre geil! Danke für die Antwort Studentin. Gemeldet wird bei mir alles (wenns nicht grad ein Reichspfennig/Abziehlasche/Hülse ist).

Juhuuuu....

Grüße  :prost:

Larry Flint

... also eine Dechsel (Schneide hat auf der Unterseite konkaven Schliff) kann ich da nicht erkennen - für mich sieht's nach einer Beilklinge aus, die parallel zum Schaft gestanden hat. Sicher zu beurteilen ist das allerdings erst, wenn du das Ding in verschiedenen Perspektiven zeigst (beide Seitenansichten, Ober- und Unterseite sowie vorn und hinten).

Mach doch ma'!

Eine neolithische Beilklinge ist's aber in jedem Fall.

:winke:

Larry

rolfpeter

Servus,

klar, das ist eine Beilklinge, und zwar eine aus Lousberg-Feuerstein.
Das deutet auf eine spätneolithische Zeitstellung hin.

Fundort Rheinland? Wenn's von weiter her stammen würde, dann wäre es richtig interessant!

Schreib mal was zu der Fundgegend.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

DamastBarsch

Dann wohl nicht so interessant rolfpeter, von der Fundstelle bis zum Lousberg sinds Luftlinie paar hundert Meter. Meine Freude ist trotzdem riesig, findet sich so etwas doch richlich selten auf "üblichen" Sondeläckern.
Der Acker dort ist im übrigen gespickt mit Lousberger Flint, da gibts bestimmt noch ne Menge zu finden.
Fotos folgen entweder heute Abend oder Morgen.
Danke für eure Antworten!


Gruß  :winke:
Tom

Kelten111

Ja mit sicherheit war das eine Beilklinge :glotz:
Leider etwas mitgenommen aber trotzdem Gratulation :super:
Wie meine Vorredner schon erwähnten Neolithisch :smoke:

DamastBarsch

Hi Leute!
Danke für eure Beiträge soweit. Hier nun mehr Bilder, wenn auch ein Tag später als eigentlich gewollt. Vielleicht kann ja jemand noch etwas dazu sagen.

Gruß
Tom

chmoellmann

Toll!! Glückwunsch.

Khamsin

Moin!

Zitat Studentin: "...dechsel/schuhleistenkeil, also neolithisch (jung-/mittelneol.)."

Vielleicht noch dies: Charakteristisch ist das Kompositgerät Dechsel mit einer geschliffenen Klinge gewiss fürs Neolithikum, aber in der Form des sog. Schuhleistenkeils selbstredend archetypisch fürs Altneolithikum.
("Erfunden" wurde die Dechsel übrigens im Mesolithikum, wovon nicht nur unendlich viele Dechselklingen aus Flint und wenige aus Felsgestein, sondern auch einige vollständig erhaltene Holme zeugen!).

Zitat Larry "the Lounge Lizard" Flint: "also eine Dechsel (Schneide hat auf der Unterseite konkaven Schliff)".

Vielleicht noch dies: Nicht ein ins Material greifender Schliff auf der rückwärtigen Seite der Klinge ist charakteristisch bzw. definierend für das Kompositgerät Dechsel, wie man bei dem Zitat meinen könnte. Definierend ist einzig und allein eine zum Schaft und zur Schlagrichtung quer stehende Schneide, welche wiederum geradlinig oder im genannten Sinne konkav angelegt sein kann. Dies wird im Synonym Querbeil für Dechsel deutlich, um sie vom sog. Parallelbeil abzugrenzen. 

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

DamastBarsch

Hi ihr!
Fett so viel von euch zu lesen. War, da es mit der offiziellen Meldung wohl noch etwas dauert und ich brenne vor Gier nach weiteren Informationen, beim Stadtarchäologen und einem Assistenten, dessen Spezialgebiet die Steinzeit ist. Die Dechselklinge wurde ad hoc so um 3800 v. Chr. datiert. Sie ist alt gebrochen und danach wurde wohl noch versucht damit zu klopfen. Den Marken am Objekt zu Folge blieb es bei wenigen Versuchen. Weitere Infos bekomme ich wohl nachdem das Dingen zur Bearbeitung eingeliefert wurde.
Im übrigen wird derzeit laut dem Archäologen an einer neuen Typologie gearbeitet, die den Lousberger Flint von einem auch in Aachen vorkommenden und in der Steinzeit beliebten, ähnlichen Flints, gearbeitet.
In der Nähe dieser Stelle, an der dieses andere Material lagert, habe ich dieses Teil gefunden. Um so seltsamer das Material vom Lousberg verwendet wurde, und dann wohl auch noch das man ein Stück genommen hat, dem man das Werzeug anpassen mußte (alles sehr verschwommenes Gedächtnisprotokoll meinerseits). Naja, ich warte die Bearbeitung ab und freue mich derweil über den Fund.

Gruß  :winke:
Tom

rolfpeter

Servus!

Um es nochmal deutlicher zu sagen:
es handelt sich bei dem Stück um die Klinge eines parallel geschäfteten Beiles, nicht um eine Dechselklinge! Da gibt's keinen m.E. Diskussionsbedarf.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß der Steinzeit-Assistent vom Stadtarchäologen das Teil als Dechselklinge angesprochen hat.
3800 v.Chr. kommt schon hin. Auf den letzten Fotos sieht man gut den ovalen Querschnitt und die zum Nacken hin spitze Draufsicht. Das ist ganz typisch für's Jungneolithikum im Rheinland.

Der andere, auch in Aachen vorkommende und dem Lousberg-Material ähnliche Flint, ja der täte mich aber doch schon interessieren! Wenn Du den Archäologe nochmal triffst, frage ihn doch bitte nach der Stelle, wo das veröffentlicht ist oder wird.

Laut flintsource.net entstammt der Lousberg-Feuerstein der östlichen Ausprägung der Lanaye-Kreide. Ich weiß auch, daß ein solcher brauner Feuerstein mit grauem Kern im Steinbruch des ENCI-Zementwerkes bei Maastricht aufgeschlossen ist. flintsource behauptet auch, daß der Lousberg-Flint dem Simpelveld- Feuerstein ähnlich sei, was ich aus eigener Erfahrung so nicht unterschreiben kann.
Könnte spannend werden, wenn was dran ist an der Meldung.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

DamastBarsch

Hi rolfpeter!
Er hat mir auch einige Merkmale genannt an denen ich den Lousberg-Flint und das andere Material (Schneeberg-Flint) unterscheiden kann. Der andere ist wohl "knolliger", andere Einschlüsse und weiteres mehr, allerdings habe ich es mir nicht genau merken können (werd heut 30 und bin mit gewissem Pegel schon da hin, shame over me  :-D ). Er hat auf jeden Fall das Wort Dechsel benutzt, allerdings hat er da weiter differenziert, wie gesagt, ich bin grad etwas  :irre: .
Wenn diese Publikation ans Licht kommt werdet ihr das wahrscheinlich eher mitbekommen als ich, bzw. früher, aber sobald ich da was höre werd ich mich nochmal melden (wenn nicht schon was im Forum steht).
Glaube jemand in Köln beschäftigt sich damit.

Gruß
Tom

rolfpeter

Ja dann meint er sicher die Arbeit von Dr. Daniel Schyle über die spätneolithische Beilproduktion auf dem Lousberg. Die habe ich gelesen, aber wie g'sagt, es geht nur um den von Jürgen Weiner ergrabenen Tagebau auf dem Lousberg.

Dann natürlich auch von mir einen herzlichen Glückwunsch und pötte nicht so viel, denk an die sich verflüchtigenden Hirnzellen, sonst geht's Dir wie mir!

:hb1:
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

DamastBarsch

Hehe, danke, danke, es wird sich in Grenzen halten. Morgen gehts ja auch nochmal los und nächste Woche steht Klausur an  :besorgt: ...
Aber es geht definitiv um was neues am Flinthorizont r-p. Ich werd das nächste mal wenn ich da bin nochmal nachfragen und dir (und allen anderen Interessierten) berichten.
Ich muß jetzt mal weiter hier, ernte schon böse Blicke.
Gruß
Tom

arriba


Kelten111