Ein Michelsberger Großgerät aus Rijckholtfeuerstein

Begonnen von thovalo, 14. April 2014, 19:01:22

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thovalo

 

   :-)


Dieses Gestern mit gefundene Großgerät aus Rijckholtfeuerstein stammt von einem zentralen Michelsberger Siedlungsstandort am rechten Niederrhein. Der Platz überliefert seit 11 Jahren ein hoch komplexes Fundinventar charakteristischer Grundformen, Projektile, Beilklingen-
und Mahlsteinbelege usw.

Es überwiegen in einem sehr hohen Anteil die Klingengerätschaften.
In diesem Fall handelt es sich um einen Klingenkratzer mit markanten Gebrauchsspuren.

Dorsal rechtsseitig befinden sich am distal gelegenen Funktionsende zwei seitliche Buchtungen und auf der gegenüber liegenden Seite eine Buchtung. Diese Buchten sind vermutlich im Verlauf der Bearbeitung flexibel elastischen Materials wie etwa Geweih oder Knochen ggf. auch Hartholz entstanden.

Während solche vollständig erhaltenen Gerätschaften im Bereich Michelsberger Fundplätze gelegentlich vollständig erhalten aufgelesen werden können, sind hier überraschender weise alle Stücke vollständig in den Boden gelangt.

Wenn sie fragmentiert aufgelesen werden, dann sind sie immer rezent durch landwirtschaftliche Aktivitäten zerbrochen.
Daher kommt es auch immer wieder zu gelungenen Zusammensetzungen.

Im Fundrepertoire dominieren die Spitzklingen in allen Abstufungen ihrer Nutzung.
Nur vollkommen abgenudelt Stücke fehlen hier.

Es wirkt so als seien die Artefakte beim Verlassen des Platzes oder aus anderen Hintergründen in Befunden abgelegt worden.
Dieser Eindruck auch deshalb, weil da Fundgelände spätestens seit der Mitte des 5 Jahrtausends kulturell durchgängig bis zum
Endneolithikum aufgesucht und bewohnt worden ist!

An der Oberfläche haben die Stücke nicht gelegen, denn sie wären von nachfolgenden Siedlern sehr wahrscheinlich als gute Rohstücke von Importsilices umgehend weiter verwertet worden.


Charakteristische Bergungsvarianten sind Niederlegungen in aufgegebenen Vorratsgruben und Grabenköpfen der "Michelsberger Erdwerke".
Hier laufen gerade die geometrischen Messungen und archäologischen Auswertungen.


lG Thomas  :winke:


Länge 8.3 cm
max. Breite 3.8 cm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
  

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Durch die Bewegung im Erdreich sind die bruchempfindlichen Lateralseiten von Dorsal nach Ventral mit nicht intentionellen Retuschen versehen worden.

Der seitlich liegende Schlagpunkt ist am Kernstein durch zwei akkurat gesetzte Negative frei gestellt worden.
An der Grundform sind sie als dorsale Negative erhalten geblieben sind.

Der auffallend geringe Krümmungswinkel der Klinge deutet auf die Anwendung der Punchtechnik hin.


Dorsal rechts liegen zwei aufeinander folgende Buchtungen.

Dorsal links liegt eine durch schrägen Ansatz unter Druckeinwirkung erfolgte Buchtung.
Hier hat die Druckeinwirkung zu zwei parallel zueinander liegenden länglichen und einmal mit gestaffelten "hinge fractures" geführt.

Die ursprüngliche Zurichtung der Grundform war die eines kräftigen Klingenkratzers mit einer charakteristischen halbrunden Kratzerkappe
Der heutige Zustand ist durch die intensive Arbeit mit diesem Klingengerät entstanden.


Vom Materialbestand her hätte dieses Gerät noch einige Male wieder überprägt und weiter genutzt werden können.



lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.