(Bandkeramisches?) kleines Steinbeil

Begonnen von animus, 22. April 2019, 18:52:33

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animus

Hallo zusammen

Ich durfte heute mein erstes Beil finden. Und dann ist es auch noch ein fast perfekt erhaltenes. Habe ich mich natürlich sehr gefreut. Die Fundstelle ist eine Stichbandkeramische Kreisgrabenanlage, die aber wohl auch in der Bronze-, Eisenzeit und Mittelalter besiedelt war. Von der Form her denke ich aber, dass das Beil gut in den bandkeramischen Kontext passt. Kann mir jemand sagen aus was für einem Material das gemacht wurde? Habe Aphibolit und Kieselschiefer mal gegoggelt, aber so wirklich passend scheint mir beides nicht  :nixweiss:

Fundort: Acker, Mitte Sachsen-Anhalt, mehrphasiger Siedlungsbereich von Neolitikum bis Mittelalter

Daniel

Wiesenläufer

Moin,

Material kann ich Dir nicht bestimmen aber traumhaft schöööön !

Meinen Glückwunsch!

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

steinwanderer

Wat ein geiles Teil!!!
Glückwunsch,
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Merle2

Hallo Daniel,
Ein traumschönes Beil...  :super: zum Material kann ich auch nichts sinnvolles beitragen, ich hätte spontan Kieselschiefer gedacht, aber eher auf Grund mangelnden Wissens.
Herzlichen Glückwunsch

thovalo


Hallo zusammen!

Die Parallalbeilklinge erscheint als eine in ein späteres Neolithikum datierende kleine Einsatzbeilklinge die in einem zusätzlichen Zwischenfutter eingefasst verwendet werden konnte. Damit fällte man sicher keine Bäume sondern konnte feinere Arbeiten an Hölzern ausführen.

Das Material erinnert an das von manchen facettierten Axtklingen aus Mittel- bis Ostdeutschland.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

animus

Danke für die Glückwünsche und Danke Thomas für die Einschätzung.

Ich tue mir da ein bisschen schwer, die Art des Beils zu bestimmen. Ich weiß nicht ob Parallelbeil da passt. Ein Flachbeil ist es jedenfalls nicht. Es ist ja rein von der Form her ein "Schuhleistenkeil", der aber eben nicht schmallhoch ist, sondern eher breit und relativ flach. In den Typentafeln zum Neolithikum hab ich auch keine Beispiel gefunden, wo ich direkt sagen würde es passt. Für mich kommen aber die bandkeramischen am nähesten.

:nixweiss: :kopfkratz:

Hab mich noch an ein paar Nahaufnahmen versucht, bei denen man die Bearbeitungsspuren recht gut sieht.

Daniel

Wiesenläufer

Moin Daniel,

Tolle Aufnahmen.  :super:

Bild 2 sieht aus, als ob die Scharten durch Gebrauch entstanden sind.  :glotz:

Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

StoneMan

Moin,

ein wirklich phantastisches Beil - Glückwunsch dazu.  :Danke2:

Es scheint ein Beil mit rund / ovalrechteckigem Querschnitt und dickem Nacken zu sein.
Ich denke auch, dass es ein Parallelbeil ist.
Jedenfalls sehe ich keinen Hohlschliff an der Schneide und es scheint symmetrisch.

Die an sich guten (!) Bilder zeigen leider nicht alle relevanten Bereiche.
Eine schöne Seitenansicht ohne Finger wäre noch schön.
Gerne auch Perspektiven in der Hand (ohne Finger auf dem Beil).

Von einem Beil aus sogenanntem "Wiedaer Schiefer" weiß ich. Dieses Gestein wurde im Spätneolithikum zur Beilherstellung verwendet.
Kann sein, dass Dein Beil aus diesem Material ist.

So weit weg ist dieses Gestein nicht von Dir, es steht im Harz bei Wieda an.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Danske

Hallo zusammen,

auf jeden Fall handelt es sich um eine parallel geschäftete Beilklinge. Nach den Fotos ist die Schneide symmetrisch, also kein Dechsel. Bandkeramische Zeitstellung würde ich ausschließen. Spätes Neolithikum passt.

Beim Material tippe ich auf Basalt oder ein anderes dunkles magmatisches Gestein. Die Bruchstellen scheinen leicht grobkörnig und etwas heller bzw. bräunlicher zu sein, oder täusche ich mich?

Auf jeden Fall eine wunderschöne Beilklinge, Daniel.  :super: Glückwunsch und danke für's Zeigen. :Danke2:

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

animus

Ich habe nochmal Bilder gemacht. Bei den ersten drei Bildern liegt das Beil auf dem was für mich die Unterseite wäre. Auf den anderen 3 Bildern liegt es "auf dem Kopf". Man kann hier sehr gut sehen, das es nicht wirklich symetrisch ist. Da ich aber nun wirklich nicht genug Ahnung von Beilen habe, ist eure Einschätzung da sicher treffender  :zwinker:

Ich war heute im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg und wie es der Zufall will, gab es dort auch ein Beispiel für Basalt als Straßenbelag. Das war direkt ein Aha Moment. Holger hatte mit seiner Basalt Vermutung wohl recht. Die Ähnlichkeit ist sehr hoch. Habe mal ein Bild angehängt, allerdings kommt es durch die Lichtverhältnisse nicht so gut zur Geltung. Wenn man Basalt + Werkzeug googelt findet man auch in der Bildersuche direkt ein paar Massagesteine, die dem Beil doch sehr ähnlich sehen. Wiedaer Schiefer hatte ich auch nachgesehen, passt aber alles in allem nicht so perfekt wie Basalt.

Und ja Holger, die Bruchstellen sind in der Tat etwas heller. Basalt kommt in Sachsen-Anhalt nicht vor. Die nächsten Lagerstätten wären Südniedersachsen oder Sachen. Also importiert. Ich mag es, wenn sich Puzzelteile zusammensetzen  :smoke:

Daniel

Danske

Was die Schneide angeht, muss ich nach den neuen Fotos meine Aussage revidieren. Die Schneide ist tatsächlich nicht symmetrisch, sondern, wie auf den Frontalfotos zu sehen, leicht aufgewippt. Die Unterseite der Beilklinge scheint auch flacher zu sein als die stärker gewölbte Oberseite.

Allerdings bleibe ich bei der zeitlichen Zuordnung in das ausgehende Neolithikum, vielleicht Schnurkeramik oder Becherkultur. Dazu hier ein Aufsatz, in dem spitznackige Beile mit aufgewippter Schneide erwähnt sind und der Schnurkeramik zugeordnet werden. https://books.google.de/books?id=XaryCQAAQBAJ&pg=PA80&lpg=PA80&dq=Aufgewippte+Schneide&source=bl&ots=iyZwsoh-7k&sig=ACfU3U0ieTG_oCmQEBYZ1XvvpSpJwuqnoQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjRjJSE3uvhAhUHZlAKHSc-A_YQ6AEwAXoECAcQAQ#v=onepage&q=Aufgewippte%20Schneide&f=false

Was für ein langer Link :staun:

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

StoneMan

Zitat von: Danske in 25. April 2019, 19:17:39
Was die Schneide angeht, muss ich nach den neuen Fotos meine Aussage revidieren. Die Schneide ist tatsächlich nicht symmetrisch, sondern, wie auf den Frontalfotos zu sehen, leicht aufgewippt. Die Unterseite der Beilklinge scheint auch flacher zu sein als die stärker gewölbte Oberseite.


DITO

Moin,

gut, dass ich mich vorsichtig ausgedrückt hatte  :weise:
Zitat StoneMan:
Es scheint ein Beil mit rund / ovalrechteckigem Querschnitt und dickem Nacken zu sein.
Ich denke auch, dass es ein Parallelbeil ist.
Jedenfalls sehe ich keinen Hohlschliff an der Schneide und es scheint symmetrisch.


Was Bilder aussagen können und nicht...^^

:winke:

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

RockandRole

Hallo Daniel,

Glückwunsch zu dem schönen Werkzeug, so kann das doch weiter gehen  :-)  Kannst du irgenwo Granat an dem Stück erkennen?

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

crapseeker

was für ein toller Fund! gratuliere herzlich!   :hb3:
lg,
crapi
If it ay bost, dow fix it! (Black Country Saying)

animus

Zitat von: RockandRole in 26. April 2019, 08:49:41
Hallo Daniel,

Glückwunsch zu dem schönen Werkzeug, so kann das doch weiter gehen  :-)  Kannst du irgenwo Granat an dem Stück erkennen?

Liebe Grüße Daniel

Ja so könnte es weiter gehen  :-D

Einen Granat erkenne ich nicht, auch nichts anderes grobkörniges, das sich irgendwie abhebt vom Rest.

Daniel

thovalo



Die neuen Bilder zeigen noch deutlicher, dass es sich um eine sehr spät zu datierende neolithische oder jünger Einsatzbeilklinge handelt!
Die war dann auch in ihrem bereits stark gestauchten Format bereits am Ende ihrer Biobrafie angelangt.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.