Stein-Artefakt sucht Ansprache

Begonnen von StoneMan, 20. Januar 2017, 20:58:27

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StoneMan

Moin,

zu diesem Fundbeleg benötige ich einmal eure Einschätzung.

Fundort Fehmarn, Acker mit vielen Artefakten, überwiegend Neolithikum aber auch Mesolithikum
(eigene mesolithische Fundbelege amtlich gesichert).

Maße: Höhe x Breite x Dicke, 6,8 x 6,2 x 2,5 cm,  Gewicht 107 g

Die wenigen sekundären Absplitterungen sind vermutlich rezent.
Ansonsten weisen alle Flächen eine dicke Patina auf, diese ist wachsartig bis speckig.

An einer Beschädigung kann man im Inneren einen schmutzig-grauen Flint, mit wenigen Bryozoa, ausmachen.
Farblich rückt er in die Nähe dieses Fundbeleges aus Bryozoen-Flint, etwa 100 m entfernt  > Klick <



Bin auf eure Meinung gefräßig ;-)

Gruß

Jürgen

Sorry für die mäßige Bildaufbereitung   :schaem:
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Poseidon1

Moin Moin,
diese groben Schaber sind, wie du weißt, im späten Paläolithikum bereits weit verbreitet, werden dann im Laufe des Mesolithikums von den standardtisierten Klingenkratzern abgelöst, um dann bei den Ertebölle- Leuten und im Neolithikum wieder massenhaft zu erscheinen. Dieses schöne stark patinierte Stück könnte eins zu eins von meinem spätpaläolithischen Platz stammen. Dort tauchen diese Stücke am häufigsten auf.

Viele Grüße,

Mathis

RockandRole

Hallo Leute,

diese Patina lässt das Stück wirklich uhralt aussehen, ist es ja auch. Dieser Kratzer ist einseitig schon sehr flach gearbeitet. Hat der mehrere Funktionsenden. Wie datiert ihr so etwas in Jahrtausenden ausgedrückt?

Liebe Grüße und Glückwunsch zu dem schönen Fund!
gefährliches Drittelwissen

StoneMan

Moin zamme,

@ Mathis, die Ansprache, "Schaber", war mir wichtig.
Um die zeitliche Einstufung mache ich mir weniger den Kopf, da sollen die im ALSH sich Gedanken machen.

@ Daniel, Deine Vermutung, ob er ´mehrere Funktionsenden´ hat, ist richtig. Denn mir waren die "Spitzschaber" in den
Sinn gekommen. Allein die, die ich so in den Publikationen finde sind allesamt nicht so dick, da deren Rücken reduziert wurde.
Auch ist mein Schaber nicht spitzwinkelig. Die bilateral modifizierte Spitze weist einen Winkel von  91° auf.

Als Spitzschaber würde er seine Funktion dennoch erfüllen.

Ein ordentlicher Vergleich steht also noch aus.

Vielen Dank euch beiden.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

StoneMan

...stupps - da isser wieder oben  :-D :winke:

Moin,

wäre prima, wenn noch jemand erhellendes / beispielhaftes beitragen kann, oder
auch das bisherige bestätigen könnte.

Ansonsten würde ich es bei Mathis´, "groben Schaber", belassen.

Vielen Dank im Voraus

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Neos

Moin, Jürgen,

ich würde bei diesem Stück mit "derbem Kratzer" ins Rennen gehen. Womit wir theoretisch - mal wieder - bei dem berühmt-berüchtigten Thema "Kratzer oder Schaber?" wären, das ich hiermit jedoch keineswegs erneut entfachen möchte.  :nono:

Sonnige Grüße

Neos

neolithi

Ich tendiere eher zu Kernrest, der noch als Kratzer/ Schaber Verwendung fand.

Auch mit sonnigen Grüßen

neolithi

Danske

Moin Jürgen,

für mich ist das ein Scheibenkratzer, wobei die Dänen es wohl wörtlich als Scheibenschaber bezeichnen.

Die Patina deutet auf längere Lagerung im feuchten und eisenhaltigen Milieu. Die kräftige Patina lässt das Stück alt aussehen. Ich glaube aber nicht, dass es aus dem Paläolithikum ist. Tippe eher auf Meso-/ Neolithikum.

Bin gespannt auf die Auflösung.

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

StoneMan

Moin,

@ Neos,

das wäre dann das erste Mal, dass von mir ein Artefakt als, "...Kratzer", archiviert wird  :zwinker:
Bislang wurde alles von mir, ob "derb, dick oder löffelartig", als Schaber bezeichnet.

Und nein, bitte keine erneute Diskussion, "Kratzer oder Schaber". Wenn wir uns auf
das dänische, "Skrabere", einigen, bin ich ganz dabei  :-D


@ neolithi,

als Grundform würde ich eher eine gespaltete Knolle oder auch nur ein Geröll einschätzen.
Mir ist die Fläche eines angedachten Kernes zu wellig, als das sie (für mich) als präparierte Schlagfläche durchgeht.
Aber ich bin mir da auch überhaupt nicht sicher, besitze ich doch selber einen eindeutigen Kern, der auch keine
ordentliche Schlagfläche besitzt.
Insofern also kein Kernrest-Dementi von mir - lediglich meine unmaßgebliche Einschätzung.


@ Danske,

bei der Maßangabe war ich wohl etwas liederlich, :schaem: denn die von mir angegebenen 2,5 cm, gehen
doch gegen 3 cm und da weiß ich nicht, ob das so in das Spektrum der PVP-Skiveskraber passt (?).

Zur zeitlichen Eingrenzung traue ich mir nicht zu, eine seriöse Angabe zu äußern. Die Patina dazu heranzuziehen,
halte ich für sehr gewagt, zu vielfältig sind die Erscheinungen aufgrund der Einlagerungsbedingungen.

- - - - - - - -

@ Daniel,

zu Deiner Vermutung, ´der mehreren Funktionsenden´, möchte ich noch ergänzen, dass ich inzwischen
nicht nur die vermeintliche "Spitze" als Funktionsende sehe, sondern, dass noch weitere Bereiche an diesem
Artefakt als Arbeitskanten dienen können.

Eine "Auflösung" gibt erst wenn die Antwort vom Amt vorliegt, ich werde berichten. Allerdings bedarf
das zurzeit Geduld. In diesem Jahr scheinen die Steinzeituhren noch langsamer zu laufen...  :dumdidum:

Danke euch für eure Einschätzungen.

Gruß

Jürgen

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Antoine de Saint-Exupéry

Danske

@ Danske,

bei der Maßangabe war ich wohl etwas liederlich, :schaem: denn die von mir angegebenen 2,5 cm, gehen
doch gegen 3 cm und da weiß ich nicht, ob das so in das Spektrum der PVP-Skiveskraber passt (?).


Moin Jürgen,

Dein Fundbeleg sieht sicher ewas altertümlicher aus, liegt vielleicht aber auch an dem verwendeten Material? :glotz: :kopfkratz:

Die enorme Dicke von 3 cm ist auch nicht durchgängig, sondern bedingt durch den hohen Grat auf der Dorsalfläche.

Mmh, schwierig. Bin wie gesagt gespannt, was die Fachleute vom Amt dazu sagen.

Gruß
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.