Ein lang-schmaler Retuscheur aus Tonschiefer

Begonnen von thovalo, 12. Februar 2023, 11:23:11

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thovalo



Guten Morgen!  :winke:

Retuscheure aus Tonschiefer sind die "Klassiker" unter den als Retuscheuren genutzten Gesteinvarietäten. Am Freitag fand ich auf einr nahe zum Rhein gelegenen Fundfläche einen Retuscheur aus einem lang-schmalen Tonschiefergeröll. Das Gestein wurde durch den Flusstransport von Rheinischen Schiefergebirge an den Niederrhein transportiert.

Die Abbildungn sind schwer zu machen weil die beiden Narbenfelder je nach Winkel im optischen Eindruck flach geraten, aber ich denke so wie hier dargestellt sollte es mit der optischen Wahrnehmung gehen. Die Narbenfelder sind durch viele kleine immer wieder neugesetzte Aussprünge entstanden.

Die Retuscheure wurden zur Feinbearbeitung von Feuersteingerätschaften verwendet und treten im Gesamtfundaufkommen eher selten auf. Auf dem Gesamtfundareal fanden sich bereits einige solcher Belege. Es handelt sich um einen seit der Urgeschichte bis zu den Metallzeiten intensiv genutzte Geländepartie an einem FLussübergang.

Der Retuscheur könnte zu den mesolithischen Aktivitäten auf dem Fundplatz gehören. Im Neolithikum wurden auf dem Gelände auch gebrochene Felsgesteinbeilklingen als Retuscheure verwendet. Die Stücke aus Tonschiefer finden sich dem gegenüber selten (mit dem Neufund sind es jetzt drei Belegexemplare).


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo




Hier sieht man an einem Aussprung das feinkörnige homogene Gestein des Tonschiefers
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin,

@ Thomas,

ich sehe, was Du meinst  :super: (trotz der zu kleinen Bilder)  :glotz:

Mit der Wahl des Gesteins habe ich Probleme bzw. Wissenslücken.

Tonschiefer entsteht aus Tonstein oder Schieferton, wobei Tonstein eine geringe Härte hat (~ 2-3).

Kieselschiefer (Lydit / Radiolarit) ist dagegen recht hart (6,5-7).

Wurde für Retuscheure tatsächlich so weiches Gestein genommen, weil es, wie J.W. vermutlich sagen würde, mehr "Grip" hat?

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo



Leider habe ich die Bilder zu sehr verkleinert.

Was die Gesteinart angeht müsste man den Steinzeiter fragen der ihn verwendet hat.
Da steht der praktische Gebrauch gegenüber akademischer Überlegung.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hi Jürgen, hi Thomas,

weil grad kein 'Steinzeitler' aufzutreiben war, hab ich gegoogelt:
Hirschgeweih hat die   Dichte: 2 Mohshärte: 2 – 3
Gefunden bei 'https://www.art-asta.de/geweih/'

LG
Jan


StoneMan

Moin,

Danke Thomas  :glotz: Herausforderungen spornen an  :prost:

@ Jan, wie so oft im Leben, alles ist relativ.

Für Stein ist 2 - 3 weich, für Geweih finde ich es hart  :narr:

Aber ich hatte die Kurve ja noch mal bekommen "... weil es... mehr "Grip" hat?"


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Wiedehopf

#7
Hallo,

ZitatWurde für Retuscheure tatsächlich so weiches Gestein genommen, weil es, wie J.W. vermutlich sagen würde, mehr "Grip" hat?

Für unterschiedliche Zwecke braucht es unterschiedlich harte Retuscheure. Will man eine Kortex in der Fläche abschälen, also ein Werkstück verdünnen, kommt man mit einem harten Schlag bzw. einem harten Retuscheur irgendwann nicht mehr weit. Es bedarf dann, neben einer besonderen Kantenbehandlung, eines relativ weichen Schlägers.

Ich habe in meiner Flintknapping-Zeit mit Geweihschlägeln gearbeitet. Den hier gezeigten Retuscheur aus Tonschiefer kann ich mir hierzu auch gut vorstellen. Moderne Flint-Knapper nehmen auch gerne mit Kupferblech überzogene Holzschläger.   

Viele Grüße
Michael

StoneMan

Moin Michael,

danke für die Bestätigung.

Für meine sehr wenigen Selbstversuche hatte ich mir, in einem früheren Leben, irgendeinen Stein geschnappt
und fertig war ein Bohrer und eine Pfeilspitze.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry