Neuling erbittet Hilfe!

Begonnen von umsicht, 30. Mai 2008, 07:07:02

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umsicht

Hallo Steinartefakte-Community,

ich bin Neuling im Forum und auch Neuling im Thema. Davon unbeschadet fesselt mich die Steinzeit und ich würde gern mehr darüber lernen und selbst nach Artefakten suchen. Am kommenden Sonntag (1.6.) treffe ich mich mit einem Studienfreund von mir im Raum NRW. Könnte uns jemand einen Tipp geben, wo es sich lohnt, auf die Suche zu gehen? Am schönsten wäre es natürlich, wenn jemand am Sonntag ohnehin auf die Suche gehen wollte und uns mit nehmen würde (wir sind harmlos, versprochen!).

Ich würde mich freuen, von dem einen oder anderen eine Nachricht zu erhalten.

Grüße aus Mülheim ad Ruhr
Dirk

rolfpeter

Servus Dirk,

herzlich willkommen im Forum! Die Beschäftigung mit unserer fernsten Vergangenheit kann ein wahrlich fesselndes Steckenpferd sein.

Für einen Einstieg in die Sammlerpraxis hast Du Dir allerdings den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht. Alle Felder sind bestellt und die Saat ist so weit aufgegangen, daß nur noch wenige Äcker begangen werden können. Außerdem hat es intensiv geregnet und unsere mächtigsten "Partner" bei der Sucherei, die Landwirte, sehen es gar nicht gerne, wenn man über bodenlose Äcker tappt und die aufwendig gelockerte Krume wieder verdichtet.
Also 1. Tip: Achte auf ein gutes Verhältnis zum Grundeigentümer!

Nach meiner Einschätzung sind Artefaktensammler meistens Einzelgänger - bei mir ist das auch so. Gerade in der Vegetationsphase erträgt der Bauer es gerade noch, wenn ein einzelner Sammler über sein Feld läuft, bei gruppenweisem Auftreten ist ein Platzverweis so sicher wie ein 2er im Lotto. Ein Verbündeter des Bauern ist (manchmal in Personalunion) der Jäger. Der geht niemals zu Fuß, fährt immer mit einem Geländewagen an den unmöglichsten Stellen rum. Sein Auto erkennt man an einem Jägermeister-Aufkleber, auf dem "Jagdschutz" steht. Wenn der eine Schützenkette von Suchern übers Feld schwärmen sieht, dann argumentiert er wie folgt: "Ihr verjagt das Wild treibt es auf die Bundesstraße, dort wird es überfahren...". Hat nicht mal unrecht, der alte Knabe.
Also 2. Tip: keine Gruppenbildung!

Wenn man ernsthaft sammeln will, sollte man sich auf eine dem Heimatort naheliegende Region beschränken und diese dann systematisch bearbeiten. Irgendwelche Ad Hoc - Expeditionen sind selten von Erfolg geprägt, das wäre dann schon wie ein 5er im Lotto. Ich kenne zwar die Gegend an der Ruhr nicht aber für das nahegelegene Rheinland gibt es ein ausgezeichnetes Buch, das den Einstieg erleichtert:

http://www.rheinischer-verein.de/publikationen/aktuelle_publikationsliste.htm
Jürgen Kunow und Hans-Helmut Wegner (Hrsg.)
Urgeschichte im Rheinland
Jahrbuch 2005 des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Köln 2006
29,80 €
Dicke Schwarte, 552 Seiten, steht für den Anfänger alles drin, nicht zu teuer. Beim Verein zu bestellen.
Also 3. Tip: zuerst etwas Fachwissen aneignen.

Betrachte jedes aufgelesene Artefakt als bewegliches Bodendenkmal. Dokumentiere jeden Fund! Ohne Dokumentation ist die schönste Prunkaxt nur ein gewöhnlicher Stein. Kontaktiere den "Freundlichen" von der Bodendenkmalpflege. Vereinbare einen Termin mit ihm, erläutere Dein Vorhaben und Deine Beweggründe. Wenn alles Integer ist, wird das Dein wichtigster Partner bei der Sammelei sein. Bei ihm laufen die Fäden zusammen, er kennt die Zusammenhänge, gibt Hinweise zur Literatur und zu Fundplätzen.
Also 4. Tip: arbeite von Anfang an mit der Bodendenkmalpflege zusammen.

Ich hoffe, daß ich Dich mit meinen Einlassungen nicht enttäuscht habe. Einen Schnupperkurs "Steine finden" kann ich leider nicht anbieten.
Die nächste Gelegenheit, wann sich eine Suche lohnt, wäre nach der Gerstenernte, bei gegrubbertem Acker und einem herrlichen Platzregen. Bis dahin...lesen...lesen...lesen.

Herzliche Grüße
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Servus Dirk, da hat der RP wirklich schon alles gesagt was relevant ist...ich kann mich nur anschließen...ein wahres Abenteuer.
Ich stand damals auch allein auf den Äckern rum.... wußte gar nicht was und wie....nahm Kontakt zu erfahrenen Feldbegehern auf.... keine Resonanz...im Gegenteil.
Ich würde mächtig hier rumstöbern....RP `s Buchtip beherzigen, lokale Museen aufsuchen....und schaun wo noch weiße Flecken in der steinzeitlichen  Begehungs/Besiedlungsgeschichte  vorliegen (in der Regel viel zu viele).
Und Respekt vor  dem einzelnen Fundstück und seiner Lage ..... Die Suche macht aber nur Spaß  und Sinn wenn man kontinuierlich arbeitet (man kann 3 Jahre lang  2-3 Stücke finden ....und plötzlich explodiert der Acker....um dann unvermutet wieder zu versiegen) und sich auch mit  den anderen Epochen vertraut macht.
Lass Dich darauf ein und Du wirst froh werden.....
Bis bald, Dirk
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

#3
Hallo Dirk  :-)

Herzlich willkommen im Sucherforum, und bei den Stein-Freaks !  :-D

Ich kann mich nur anschliessen was RP und Edi schon geschrieben haben.

Die Frage nach Stellen, die zum Suchen gut sind, ist immer sehr schwierig, da es ja grosse Bedeutung hat, wie genau deine Landschaft aussieht.
Du kannst aber hier einige Beispiele lesen, wie typische Fundlandschaften aussehen (runterscrollen):

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,21331.0.html

Ich würde dich auch sehr empfehlen den Rest durchzulesen, und vielleicht auch in unserem Index mal reinzuschauen, da man dort viele Funde sehen kann, und in den Beiträgen gibt es natürlich auch etwas über die Fundstellen. Fast ganz unten im Index gibt es auch eine Kategorie mit Bildern von Fundstellen.

Das ist hier: http://www.sucherforum.de/index.php?topic=26571.0

:winke:

Grenzton

Hey Dirk.

Auch hier ein herzliches Willkommen.
Sag es doch gleich das Du auch an Artefakte interessiert bist, darüber hätte ich Dir auch schon bei Steinkern was sagen können.
Meine Vorredner haben zwar alles schon gesagt, aber ich möchte Dir noch auf den Weg geben:

Melden macht frei! :zwinker:

Gruß,  Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!