Eine Pfeilspitze vom rechten Niederrhein

Begonnen von thovalo, 13. September 2024, 21:35:18

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thovalo


Moin!

Heute konnte ich am rechten Niederrhein bei Duisburg u.a. diese fein ausgearbeitete Pfeilspitze aus niederländischen Lanayefeuerstein vom Rijckholttyp auflesen. In den vergangenen 20 Jahren fanden sich etwa 350 Pfeilspitzen auf diesem Gelände.

Länge: 5.7 cm


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Freitag der 13. oder der Tag der Pfeilspitzen hier im Forum   ;)

Ein sehr schönes Stück! Glückwunsch! Wie lässt sich diese Anhäufung von Projektilen erklären?
Viele Grüße

Jondalar

thovalo

#2
Guten Morgen!


Zu den vielen Pfeilspitzen kommen nochmal so viele Pfeilschneiden. Die Pfeilschneiden datieren hier sehr wahrscheinlich erst ab der Zeit um 3.500 n. Chr. Die Pfeilspitzen datieren mit einem Stück in das ältere Neolithium mit drei Stücken in die Rössener Kultur und dann insbesondere in die Zeit der Michelsberger Kultur bis in die ganz frühe Bronzezeit.

Also keine große Schlacht, sondern eher der Fundniederschlag im Bereich eines über dreitausend Jahre  hinweg kontinuierlich bewsiedelten Siedlungszentrums, in diesem Fall an dem bereits archaeo-geologisch gesichert nachgewiesenen urgeschichtlichen Rheinübergang eines Fernwegs aus der Maasregion nach Westfalen.

Zu den Geschoßspitzen kommen mehrere zehntausend sonstige Feuerstein- und Felsgesteinartefakte von der hier gelegenen Gesamtfundfläche.



lG Thomas  :winke:


Vollständige Beilklingen, Belege von durchbohrten Äxten, großformatige Feuersteingerätschaften, die  Schneide einer Prunkbeilklinge aus Jadeit, eine importierte skandinavische Spitze in formender Glattretsuche, ein Keramikfragment der mittelneolithischen "Bischheimer" Kultur stehen exemplrisch für das dortige, ungeheuer umfangreiche Fundgut. Da der Platz immer in einer Hand "geblieben" ist, konnte das Fundgut vollständig zusammengehalten und als Gesamtheit dem Landschaftsverband Rheinland zu Händen des Landesmuseums Bonn übertragen werden.






Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Moin Thomas,

einfach 'Spitze'  Dein Fundstück! Sehr fein gearbeitet und fut erhalten.

Bei der Fundmenge muß es ein besonders begünstigtes Gebiet sein.

LG
Jan

thovalo



Das war es ganz sicher, liegt aber wie eine Insel in einem sonst doch sehr fundarmen Umfeld.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 14. September 2024, 10:50:23Guten Morgen!


Zu den vielen Pfeilspitzen kommen nochmal so viele Pfeilschneiden. Die Pfeilschneiden datieren hier sehr wahrscheinlich erst ab der Zeit um 3.500 n. Chr. Die Pfeilspitzen datieren mit einem Stück in das ältere Neolithium mit drei Stücken in die Rössener Kultur und dann insbesondere in die Zeit der Michelsberger Kultur bis in die ganz frühe Bronzezeit.

Also keine große Schlacht, sondern eher der Fundniederschlag im Bereich eines über dreitausend Jahre  hinweg kontinuierlich bewsiedelten Siedlungszentrums, in diesem Fall an dem bereits archaeo-geologisch gesichert nachgewiesenen urgeschichtlichen Rheinübergang eines Fernwegs aus der Maasregion nach Westfalen.

Zu den Geschoßspitzen kommen mehrere zehntausend sonstige Feuerstein- und Felsgesteinartefakte von der hier gelegenen Gesamtfundfläche.



lG Thomas  :winke:


Vollständige Beilklingen, Belege von durchbohrten Äxten, großformatige Feuersteingerätschaften, die  Schneide einer Prunkbeilklinge aus Jadeit, eine importierte skandinavische Spitze in formender Glattretsuche, ein Keramikfragment der mittelneolithischen "Bischheimer" Kultur stehen exemplrisch für das dortige, ungeheuer umfangreiche Fundgut. Da der Platz immer in einer Hand "geblieben" ist, konnte das Fundgut vollständig zusammengehalten und als Gesamtheit dem Landschaftsverband Rheinland zu Händen des Landesmuseums Bonn übertragen werden.


Hallo Thomas,
das Steinbeil ist doch ein gepicktes Walzenbeil, wo wird es im Rheinland zeitlich angesetzt?
In Bayern würde es beispielsweise ins Endneolithikum sprich Altheimer Kultur passen.

Grüße Peter

Neos

Moin, Thomas,

und herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Fundstück!  :Danke2:

350 Spitzen auf einem einzigen Fundplatz — das ist mal ne Ansage! Wahnsinn! Ich sammle jetzt seit 44 Jahren und komme auf in Summe etwa zehn Spitzen. Wo, sagst du nochmal, sammelst du genau?  :zwinker:

Einfach nur toll!

Viele Grüße

Frank

Birk

Klasse Funde die du da zeigst. Dank dir dafür.  :super:   Die Menge an Spitzen ist schon echt ne Nummer. Klasse finde ich auch die Keramik. Die Spitze ist mit 5,7 cm auch schon recht groß.
Gruß und weiterhin Gut Fund

   Thomas

Jondalar

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine ausführliche und differenzierte Antwort.

Zitat von: thovalo in 14. September 2024, 10:50:23Da der Platz immer in einer Hand "geblieben" ist, konnte das Fundgut vollständig zusammengehalten

Damit willst Du mir/(uns) also schonend beibringen, dass DU das alles gesammelt hast, ja? Beeindruckend!
Bei Franks Antwort musste ich grinsen

Zitat von: Neos in 14. September 2024, 15:58:16Wo, sagst du nochmal, sammelst du genau?

Genau das wollte ich auch schreiben  ;)  Wohl wissend, dass der Fundort das eine ist, man aber immer vor Ort sein muss, um an den wenigen Tage im Jahr, wo die Stelle tatsächlich fundreich ist, sie auch wirklich begehen zu können...
Viele Grüße

Jondalar



StoneMan

Zitat von: Neos in 14. September 2024, 15:58:16Wo, sagst du nochmal, sammelst du genau?

Moin Frank,

dort, wo ich vor seiner Zeit bereits auf den Feldern lief. :smoke:

 :dumdidum:  Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Zitat von: Furchenhäschen in 14. September 2024, 12:35:42Hallo Thomas,
das Steinbeil ist doch ein gepicktes Walzenbeil, wo wird es im Rheinland zeitlich angesetzt?
In Bayern würde es beispielsweise ins Endneolithikum sprich Altheimer Kultur passen.

Grüße Peter

Hier datiert man sie von der Michelsberger Kultur bis in die späte Jungsteinzeit. Im Endneolithikum treten dann die Beilklingen mit schmalen angeschliffenen Langseiten auf.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Jondalar in 14. September 2024, 20:40:38Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine ausführliche und differenzierte Antwort.

Damit willst Du mir/(uns) also schonend beibringen, dass DU das alles gesammelt hast, ja? Beeindruckend!
Bei Franks Antwort musste ich grinsen

Genau das wollte ich auch schreiben  ;)  Wohl wissend, dass der Fundort das eine ist, man aber immer vor Ort sein muss, um an den wenigen Tage im Jahr, wo die Stelle tatsächlich fundreich ist, sie auch wirklich begehen zu können...
Viele Grüße

Jondalar




Ich konnte den Platz vor über zwanzig Jahren entdecken und bin gerade im Sommer und im Herbst JEDEN Abend nach der Arbeit dort hin geradelt und habe die betreffenden zusammenhängenden Flure prospektiert.

Auch jetzt versuche ich so oft wie nur möglich dort laufen zu können, denn das Abregnen bedeckt ja zuletzt auch wieder solche zarten Stücke mit abgeschmwemmten Erdreich.

Der Platz war bis zu seiner Entdeckung unbekannt. Das ist recht erstaunlich, weil die Bodendenkmalpflege in Duisburg "eigentlich" auch in Oberflächenbegehungen engagiert gearbeitet hatte. Doch konzentrierten sich diese Aktivitäten eher den Niederrhein hinunter und auf die römischen Fundstellen in Richtung Moers.

Um dort laufen zu können, ist eine enge Absprache mit den örtlichen Landwirten notwendig, denn die wohnen alle direkt an den Feldern und wenn sich dort Jemand bewegt, den sie nicht kennen, gibt es immer eine sehr schnelle und klare Rückmeldung. Das hat ganz wesentlich zum Schutz des Ganzen beigetragen.

Die Fundflächen sind zudem seit einigen Jahren als Bodendenkmalflächen eingetragen.

Die Funde verwahrt der Landschaftsverband Rhienland, der das Fundgut auch zu Bearbeitungen zur Verfügung stellt. So wurde z.B. eine kleine Teilfläche in Bezug auf das Fundgut der bislang noch nicht benannten spätneolithischen Kultur im Rheinland ausgewertet.

Wegen der enormen Fundmengen wird eine abschließende Auswertung noch Jahre oder viel länger andauern. Ich tippe auf "eher viel länger"!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Ich muss die Längenangabe korrigieren, denn die beträgt 3.7 cm ..... ich habe mich offenbar beim Schreiben vertippt!


5.7 cm wäre sehr wuchtig, allerdings gab es auch schon solche "Ausreißer"


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.