möglicher Mikrolith

Begonnen von Catweazle, 25. Dezember 2025, 21:17:45

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Catweazle

Hallo zusammen,

diesen Stein, den ich im Münsterland in Flussnähe gefunden habe, möchte ich euch vorstellen.

Länge: 1,5 cm
Breite: 0,8 cm
Dicke: 0,3 cm

Material: Feuerstein

(Hinweis für mich - Fläche 3)

Ich meine hier einen Mikrolithen zu erkennen. Teilt Ihr diese Einschätzung.

Die Fotos sind nicht optimal, aber ich meine doch die Bereiche mit den "vermeintlichen" seitlichen Retuschen rübergebracht zu haben.

Weiterhin ein geruhsames Weihnachtsfest.  :prost:

Viele Grüße

Christian
,,Wer weiß, was er sucht, hat schon viel gefunden.'

Danske

Moin Christian,

würde das Stück als Klingenfragment, aufgrund der Größe Lamellenfragment, ansprechen. Die Retuschen erachte ich nicht als intentionell, dafür sind sie zu unregelmäßig. Maximal würde ich sie als Gebrauchsretuschen bezeichnen. Einen Mikrolithen sehe ich hier nicht.

Wünsche dir ein schönes Restweihnachten, liebe Grüße
Holger
Ignoramus, ignorabimus.

Merle2

Moin,
Ich bin gerade was Mesolithikum angeht nicht sehr trittsicher,
würde bei einem Mikrolithen denken, dass die Retusche deutlich steiler und regelmäßiger ist...aber die " Lamelle" würde ja gut in den Kontext passen...
Viele Grüße  :prost:

Catweazle

Hallo Holger, hallo Merle,

ich danke euch für die Einschätzungen.  :Danke2:

Es ist für mich verdammt schwer, bei diesen patinierten kleinen Feuersteinen einen Kontrast mit dem Smartphone herzustellen, um  einen passenden Eindruck rüberzubringen. Ich hätte schon gedacht, dass die Retuschen auf den Bildern 1 und 2 (rechts) gezielt hergestellt worden sind. Dann habe ich wahrscheinlich mal wieder zu viel reininterpretiert.... 

Somit bin ich auch hier auf die Einschätzung vom Archäologen gespannt (werde berichten).

Gruß und einen schönen 2. (Rest)Weihnachtsabend  :winke:

Christian
,,Wer weiß, was er sucht, hat schon viel gefunden.'

Danske

Moin Christian,

es ist nicht einfach, gerade bei den kleinen Objekten die Feinheiten so abzulichten, dass die Fotos annähernd den Ansichten am Original entsprechen. Dazu ist ein Equipment und Erfahrung nötig. Deine Fotos sind doch noch ganz gut, meine Ablichtungen sind meist grottenschlecht.

Gerade bei zweifelhaften oder unklaren Objekten ist die Beurteilung anhand des Originals unerlässlich. Schön, dass du uns an einer Ansprache einer Archäologin bzw. eines Archäologen teilhaben lässt.

LG
Holger 
Ignoramus, ignorabimus.

thovalo



Moin!

Mikrolithen sind im Grunde recht leicht zu erkennen, selbst wenn sie mal gebrochen sind. Es handelt sich um geometrische teilretuschierte Kleinformen, die sich typologisch stets wiederholen.

In Skandinavien bestehen sie zumeist aus hoch qualitätsvollen Feuerstein und sind im Durchschnitt auch etwas größer als sonst in Europa.

Die Mikrolithen haben eine gut definierte Typologie zu der ich zwei Zeichnungen aus S.K. Arora "Die mittlere Steinzeit im westlichen Deutschland und in den Nachbargebieten" mit anhänge.

as u hier Oben in guten Bildern zeigst ist nichts das man mit dem Mesolithikum in Bezeihung etzen kann. Die lateralen Negtiv dind Folgen einer Beschädigung und keine intentionelle Retusche. Mesolithische Retuschen sind klr, steil und weisen auf der Ventralseite nicht noch zusätzliche flache Negative auf. Das ist ganz charakteristisch für spätere Beschädigungen,



lG Thomas  :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Catweazle

Hallo Holger, hallo Thomas,

ich danke euch für die Antworten.

@Holger: Danke für deine Einschätzung meiner Fotografierkunst. Gut zu wissen, dass die Aufnahmen die Struktur des Steines gut wiedergeben. Ich selbst war da anfangs nicht so überzeugt von... Ich denke auch, dass für die einwandfreie Zuordnung ein solches Stück in natura gesehen werden muss. Dennoch sind die Hinweise und Einschätzungen sinnvoll. Es gibt mit Sicherheit Artefakte, bei denen eine Zuordnung über Fotos wesentlich einfacher ist.

@Thomas: Dir vielen Dank für die differenzierte Beurteilung, warum dieser Stein kein Mikrolith sein kann. Ich ging von einem mesolithischen Fund aus, weil auf der Fläche schon vor meiner Zeit ein paar Funde aus der Mittelsteinzeit gemacht wurden und er von der Patinierung und groben Machart für mich in dieses Raster (demnach wohl irrtümlich) passten. Aber deine Argumentation ist definitiv nachvollziehbar.
Danke auch für die Typentafel. Dennoch erlaube ich mir einen Hinweis hierzu. Auch wenn die meisten Typen von Mikrolithen hiermit abgedeckt sind, gibt es scheinbar auch Formen, die hiermit nicht erfasst werden.

Zum Beispiel konnte ich diesen Mikrolith (Bestimmung vom Archäologen: "einfache Spitze" ich meine, dass er damit einen Mikrolithen gemeint hat) dort nicht entdecken (oder ich habe ihn nicht gesehen :zwinker: )

https://sucherforum.de/steinartefakte/was-ist-das-fur-eine-pfeilspitze/msg536089/#msg536089

Auch diesen konnte ich nicht 1:1 wiederfinden:
https://sucherforum.de/steinartefakte/auch-eine-spitze/msg538309/#msg538309

So gesehen, scheint es doch noch Modifikationen dieser Typen zu geben, welche die Einteilung für den Anfänger (wie mich)  nicht einfach machen...  :zwinker:

Viele Grüße :winke:

Christian








,,Wer weiß, was er sucht, hat schon viel gefunden.'

thovalo


Moin!

Die Typentafeln zeigen das wesentliche Typenspektrum. Es ist immer ein anderes Ding die eigenen Funde dann in diese Typologie einzupassen. In Süddeutschland finde ich die Mitkrolithtypen oft sehr gedrungen und je weiter es dann in den Norden geht, umso präizser sind sie geformt und umso größer werden sie dann im Durchschnitt. 

In Skandinavien ist die Chronologie auch etwas verschoben und es mag da noch einige andere Formen geben die auf dei Region begrenzt sind. Aber das was in der Regel gefunden wird, ist abgebildet. Alles Andere sind dann Varitionen und Manches gehört auch nicht in die Typologie, obwohl es mikrolithisch ist und ins Mesolithikum gehört.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo


Als Beispiel hier eine Lamelle mit schräger Endretusches von einem gesichert mesolithischen Fundinventar, die zwar mesolithisch ist, aber kein Mikrolith.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Catweazle

Hallo Thomas,

danke auch für diese Hinweise :Danke2: .
Vor allem der, mit der bebilderten Lamelle. Das war mir auch nicht klar. Ich dachte bislang, dass alles was in der Mittelsteinzeit an kleinen Artefakten unter (~) 3 cm hergestellt wurde, unter dem Begriff "Mirolith" erfasst wird.

Das Thema ist und bleibt spannend. Es gib viel zu lernen... :zwinker:

Viele Grüße

Christian





,,Wer weiß, was er sucht, hat schon viel gefunden.'