Auch ein Buchtschaber

Begonnen von Kelten111, 02. Oktober 2009, 18:02:56

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Kelten111

Hallo hier ein Stück von Lieblingsacker.
Breitabschlag aus Ortenburger Silex, 8,4 cm Länge und 4cm Breite .
Retuschierte Bucht mit einer Länge von 4cm.
Beifunde Mittelphaolithikum bis Bronzezeit.
Würde mich über eure Meinungen und Gedanken freuen :winke: :zwinker:
Wenn bessere Fotos gebraucht werden nur Fragen :super:

chmoellmann

Sieht ein wenig ungeschlacht aus, was ich aber selbst von Schabern/Kratzern kenne. Bei dieser Werkzeuggattung waren die ästhetischen Ansprüche anscheinend sehr gering.
Interessantes Stück, wenn die Retuschen wirklich gewollt sind. Bin mir anhand der Fotos aber nicht so sicher. Zwar schöne Bucht, aber die Retuschen arg fransig.

Kelten111

Hallo mache bessere Fotos von der Retusche.

chmoellmann

Ja, wäre toll. Bin zwar immer begeistert von perfekten Werkzeugen, finde aber gerade diese Verwertung von zerklüfteten Rindestücken bei Schabern toll. Das steigert die Vielfalt in der Vitrine!

Kelten111


chmoellmann

Ja, meine Sicherheit ist damit gestiegen!

Khamsin

#6
Moin!

Also mein Sicherheit ist dadurch gewiss nicht gestiegen!

O.K., ich kenne z.B. die Deutsche Bucht und die Eckernförder Bucht. Gelegentlich hört man auch was von der Niederrheinischen Bucht und deren Enklave, der Kölner Bucht. Von derartigen Buchten gibt es natürlich weltweit jede Menge. Damit kann ich durchaus etwas anfangen.

Dagegen treten archäologische "Buchtgeräte" m.W. ausgesprochen selten auf. Diesen Eindruck gewinnt man zwangsläufig, wenn man z.B. einen Blick in die hier immer wieder zitierte Artefaktmorphologie von J. Hahn, 2. Auflage 1993 oder das gleichermassen oft zitierte schöne Buch von P.V. Petersen, "Flint fra Danmarks oldtid, 1993" wirft. Daneben gibt es natürlich auch noch andere vergleichbare Werke, z.B. M. Brézillon, La dénomination des objets de pierre taillée, 1968 sowie J.-L. Piel-Desruisseaux, Outils Préhistoriques. Forme - fabrication - utilisation, 1990 Komischerweise verhält sich das damit weitestgehend identisch.
Tauchen dann aber wirklich einmal "Buchten/Kerben" auf, dann hat man weder mit der Intention ihrer Anlage noch mit deren Funktion irgendwelche Probleme. Merkwürdig, oder!
Ach ja, und bevor ich das vergesse: "Buchten" und "Kerben" treten vor allem an altpaläolithischen Geräten auf und sind überdies in der community der intensivgläubigen Archäolithiker ein fester Bestandteil am dortigen Artefaktspektrum. Kombiniert gibt das doch auch zu denken, oder?

Könnte es deshalb nicht sein, dass bei den Findern von Grundformen oder Klamotten, die laterale Modifikationen aufweisen (@some: nicht die Finder!) oft der Wunsch der Vater des Gedankens ist und so aus - z.T. unstreitigen - Grundformen scheinbare Geräte, z.B. Schaber werden?

Denn auch ohne Profi zu sein, darf man ja nicht vergessen, dass die Natur teilweise unglaublich "artifizielle Retuschierungen" produziert, ohne dass auch nur im Entferntesten eine menschliche Hand im Spiel gewesen wäre!

Deshalb mein Tipp (u.a. auch an neolithi): freuen wir uns doch, wenn wir eine Grundform (zur Erinnerung, das sind Abschläge oder Klingen) gefunden haben. Weist diese dann eine "Bucht" auf, dann kann man das ja erwähnen ohne gleich nachgerade automatisch ein "Buchtgerät" daraus zu machen und so eine eventuell (und aller Wahrscheinlichkeit nach!) natürliche Kantenmodifikation als intentionell zu adeln!
 
Aber vielleicht haben sich ja auch die Archäologen seit langer Zeit vertan (und vertun sich immer noch) und es gibt das Konzept "Bucht" als archäologisches Gerät in Wirklichkeit regelhaft...

Fazit: ich halte es für unökonomisch und uninformiert, betrachte es mit anderen Worten schlicht als überflüssig und somit als Zumutung, aus letztlich unbedeutenden Grundformen oder sogar Trümmern (SIC!) mit erstaunlicher Nonchalance einen - a priori durch nichts gerechtfertigten - Gerätecharakter mit Macht herauskitzeln zu wollen.

Küss t´hand KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

steinsucher

#7
Moin, moin,

Kamshin erlöst mich da irgendwie von etwas Frust. Zum einen dieser Zwang, jeden Abschlag gleich mit einer Gerätezuweisung zu behaften. Zum anderen, dass jede Retusche von einem Primaten erzeugt wurde. Irgendwie dachte ich, ich  hätte die "falsche" Erziehung, aber es ist doch eigentlich einfach.

Vom Steinsucher.

Khamsin

Moin!

Ja Fritz, mir war schon klar, dass ich Deine Meinung treffen würde; danke für Deinen Kommentar. Die fehlende Resonanz hat natürlich mindestens zwei Gründe. Aber mit unseren vergleichsweise wenigen (< 1000) und dann fallweise noch kritischen Zuschriften sollte man natürlich kleine Brötchen backen...

Herzliche Grüsse und ein angenehmes Wochenende KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger

Zitat von: Khamsin in 10. Oktober 2009, 13:18:24

Aber mit unseren vergleichsweise wenigen (< 1000) und dann fallweise noch kritischen Zuschriften sollte man natürlich kleine Brötchen backen...


Lieber Khamsin.

Ich weiss nicht genau wie man nun deine Bemerkung hier interprätieren muss ?  :staun: :kopfkratz:

Eins sei aber ganz klar gesagt:

Die Anzahl der Postings von Usern war und wird nie ein Faktor für uns Moderatoren, noch für das Sucherforum sein !


In diesem Sinne wünsche ich allen einen erfolgreichen "Sucherherbst" !  :winke: