Chalcedon(?)kratzer

Begonnen von Silex, 25. Oktober 2007, 23:07:25

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Silex

Das Ding ist sehr luzid und weigert  sich , bis auf ein Kratzerkantendetail, den Dokumentarstrahlen Auskunft zu geben. Aber der Zeichner hat gesehen.
Chalzedon ist bei uns ein sehr seltenes Werkzeugmaterial-  die Archäologen sind sich diesbezüglich sicher. Die Fundumstände sind endpaläolithisch.
Morgen schau ich wieder hin....
Gute Nacht, Freunde
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

#1
Hallo Edi !!  :-)

Entschuldige, aber mir sieht das wie durchsichtiger, (Kreide-) Flint aus ?!?!  :platt:  :nono:
Das Stück könnte hier bei mir gefunden sein.

Welche spezifische Merkmale macht den laut den Achis dies Chalzedon ???

Schöner Kratzer übrigens !!  :super:

arriba

Siehe Budstone.de der Thomas weiss das.
Ich würde auch sagen ganz normaler Flint, auch wenn ich Retuschen-schwierigkeiten habe, den Heimischen Kreide-flint glaube ich zu erkennen :-D 
LG

arriba

Laut Wikipedia: ( Ich gehe mal davon aus, das dieser Text korrekt ist!)

Nach älteren Quellen gilt der Begriff Chalcedon für alle faserigen Formen von mikrokristallinem Quarz (einschließlich Quarzin), für alle schwach bis gar nicht gefärbten, massigen Vorkommen von mikrokristallinem SiO2 oder wird als Oberbegriff für alle Erscheinungsformen von feinkristallinem Quarz verwendet (Flint, Hornstein, Achat, Onyx, Jaspis ...). Dies sind genau genommen aber Gesteine, die aus verschiedenen Gefügevarietäten des Quarzes bestehen, der SiO2-Modifikationen Moganit sowie weiteren färbenden Verunreinigungen. In der modernen Mineralogie wird der Begriff Chalcedon enger gefasst (siehe Struktur).

Chalzedon ist farblos bis bläulich grau. Verunreinigungen bewirken verschiedenste Färbungen, meist braun, rötlich oder grün. Chalzedon ist durchscheinend, trüb, besitzt einen wächsernen Glanz und ist mit einer Mohshärte von 6,5 – 7 fast so hart wie Quarz.

Bei anderen Farbtönen verwendet man unterschiedliche Bezeichnungen. Rote bis braune Chalcedone sind bekannt als Karneol (Sarder), die grüne Vielzahl, die durch Nickeloxid gefärbt sind, nennt man Chrysoprase (künstlich gefärbte werden grüngebeizter Achat genannt) oder Plasma, smaragdgrüne Chalcedone erhalten durch Eisenoxid ihre dunkelgrüne Farbe. Plasma wird manchmal mit kleinen Jaspis-Punkten gefunden die Bluttropfen ähneln, weshalb er Heliotrop (Blutjaspis) oder irreführenderweise Blutstein genannt wird. Das weithin als Blutstein bekannte Mineral ist Hämatit, ein Eisenoxid.

Weitere Bezeichnungen, die für Chalcedon gefunden werden, sind Jasponix, Massik, Quarzin, Zoesit, blauer oder kalifornischer Mondstein und Milchstein.



rolfpeter

#4
Servus Freunde,
Chalzedon hin, Chalzedon her - es ist ein schöner Kratzer!
Einen fast durchsichtigen, gelblichen Flint finde ich häufig auf altneolithischen oder mesolithischen Stellen. Aber wenn es abseits des Material-Mainstreams läuft, dann bin ich ratlos....in meiner Kartei steht dann Schotterflint.
Arora hat seinerzeit die Materialien auf mesolithischen Fundstellen auseinandergedröselt. Wenn man die dazugehörigen Steine nicht gesehen hat, hilft einem das aber auch nicht weiter. Ist halt 'ne Crux mid der Materialbestimmung!
Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Salaam!

Wie schade, dass Edi die Datierung verraten hat! Denn Ihr werdet es nicht glauben, aber als ich das Stück sah - ohne den Text gelesen zu haben - war mir klar, dass ich mich mal ganz, ganz weit aus dem Fenster hänge. Und dann las ich endlich den Text und fand mich in meinem Gefühl vollauf bestätigt.
Edi, alter Kämpe, danke!

RP sollte das Material eventuell kennen. Denn dort im Rheinland, genauer etwas südlich von Bonn-Bad Godesberg gibt es ein kleines, aber feines Vorkommen von Chalzedon im Marienforster Tal.
Die Fundstelle ist seit langer Zeit bekannt und lieferte Funde aus dem Mittelpaläolithikum und dem Jungpaläolithikum.

Nun ist mir aber auch bekannt, dass, man höre und staune, erst kürzlich bei einer Grabung auf einem endpaläolithischen Lagerplatz zwischen Köln und Bonn Chalzedon gefunden worden ist.

Weiterhin ist mir bekannt, dass es Abensberger Plattenhornstein im Rheinland gibt, und zwar, man höre und staune, von einer endpaläolithischen Fundstelle in der Nähe von Kaarst in den noch niedrigeren Regionen des Rheinlandes. Ich empfehle den hier Interessierten immer gerne den Artikel:

Thissen,J., Krull,H.-P. und Weiner,J., Eine Station des Creswellian im Rheinland? Der spätpaläolithische Oberflächenfundplatz Kleinenbroich. Bonner Jahrb. 196, 1996, 373-396.

Jürgen Thissen macht im Zusammenhang mit dem Lamellenkernstein aus Abensberger Hornstein auf das allem Anschein nach riesige Schweifgebiet dieser spätpal. Jäger und Sammlern aufmerksam.

Zähle ich nun 1 und 1 zusammen, dann frage ich mich, ob die damaligen Jungs und Mädels nicht eine Stippvisite im Marienforster Tal machten, bevor sie in Bonn in den ICE stiegen und bis Regensburg fuhren, wo nämlich damals das Oktoberfest stattfand (München gab es noch nicht!). Dort haben sie Semmelnknödeln mit Pfifferlingrahmsosse gegessen und einige Mass Bier getrunken und sich herrlich amüsiert!
Am Nebentisch im grossen Festzelt sass ein spätpaläolithisches resches bayerisches Mädel. Die rheinische Gruppe, wie könnte es anders gewesen sein, kam mit ihr (und ihren Freundinnen) ins Gespräch, und dem Mädel gefiel der Kratzer aus Chalzedon verdammt gut (und auch dessen Besitzer, davon vielleicht ein andermal mehr!). So tauschte sie den Kratzer gegen eine kleine Platte Abensberger Hornstein ein. Irgendwann geht selbst ein Oktoberfest zu Ende, man trennte sich und die Rheinländer gingen zum Bahnhof.
Das Mädel, mittlerweile schon lange verheiratet und Mutter von 17 spätpaläolithischen Kindern zog  irgendwann mal mit ihrer Sippe in Edis spätere Sammellandschaft, wo sie den Kratzer auf dem dortigen Lagerplatz verlor.

12.000 Jahre später bückte sich Edi, und siehe da, ein Kratzer aus Chalzedon...

Schala gaschle KIS


"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger


Sehr amüssant, Khamsin....  :narr:

....jedoch ist mir die Geschichte doch eher unwahrscheinlich !

Ich hätte sehr gern mehr Fotos von dem Kratzer / Material gesehen, und bitte bei Tageslicht aufgenommen.
Nochmals die Frage auch, wie unterscheidet man denn Flint und Chalcedon ??

:winke:

Silex

das muss ich erst mal verdauen...war jetzt ziemlich lange auf der Suche im netz...und in Büchern... nach den Verbreitungsgebieten von Chalcedonvorkommen...Meine Archäologin gilt übrigens als gute Kennerin von Rohstoffen....aber diese Fundstelle liefert :Jura, baltisch, polnisch, Leupoldsdorf, Jaspis, Arnhofen, Lydit, Kreide, Quarzit, Tigerauge(?)...etc
morgen soll ein sonniger, lichtdurchfluteter Herbsttag werden (der letzte mit der MEZ Sommerzeit) da werd ich das Ding noch mal unter die Lupe  und und das Okular nehmen....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Salaam!

Wer einmal Chalzedon gesehen hat, wird ihn nicht mehr vergessen und ihn jederzeit von anderen Kieselgesteinen, darunter auch und gerade Flint, unterscheiden können.

Versuchsweise Beschreibung: Man stelle sich stark mit Wasser verdünnte Milch vor, durch die Licht scheint. Und dies dann gelblich-orangefarbig-rostig gefärbt. Immer dieser eigenartige sog. Fettglanz. Voilà.

Ich weiss, dass das äusserst subjektiv ist. Letztlich geht - wie so häufig bei Gesteinrohmaterialien - nichts über persönliche Inaugenscheinnahme.

Schala gaschle KIS

"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

Tageslicht, das seinem Namen gerecht wird ist für Mitteleuropäer dieser Tage schwer einzufangen....
aber die folgenden Materialproben werden vielleicht vermögen Khamsins wolkig-duftige Gesteinseloge  notdürftig  zu illustrieren
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

...wolkig...milchig..speckig-fettglänzend...lichtverschlierend...okularfeindlich....nur für die echten Sinne richtig erfassbar
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Edi!

Du hast es - wieder einmal und unverwechselbar - pointiert.
Im übrigen - man betrachte den oberen "klaren" Abscnitt in der Mitte: Mit Wasser stark verdünnte Milch, durch die Licht scheint!

Schala gaschle KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger


Danke für die neuen Bilder, Edi !!

Die Flintähnlichkeit ist jetzt ganz weg.

So sieht also ein Chalcedon-Gerät aus ! Schön !  :super:

psearch

Hallo,

ein entsprechend aussehender gelblich durchscheinender Chalcedon kommt auch auf mesolithischen Fundstellen vor.
Gibt es neben dem Vorkommen vom Marienforster Tal welches in Endpalaeolithikum genutzt wurde auch ein spezifisches Vorkommen
welches im Mesolithikum genutzt wurde ? Eine Recherche im Internet hat leider nicht viel ergeben ausser dem Hinweis das
gelber Chalcedon auch im Rheinschotter vorkommt. Oder wurde das Vorkommen im Marienforster Tal weiterhin im Mesolithikum
ausgebeutet ?

Wenn jemand was weiss bin ich fuer Hinweise sehr dankbar. Evtl. weiss Khamsin mehr ? Gibt es darueber evtl. mehr Literaturhinweise ?

MFG Psearch