apropos Meißel

Begonnen von Wiesenläufer, 25. Januar 2022, 05:27:57

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Wiesenläufer

Moin,

am Wochenende hatte ich meinen angehenden Kollegen mit auf meinem Fundplatz.
Da er noch nicht alleine mit dem Detektor gehen darf, wollte ich ihm die Gelegenheit für eine Begehung geben.

Zweieinhalb Stunden bei leichtem Nieselregen können sich sehen lassen.  :dumdidum:

Was findet T. Ein eindeutiges Meißelbruchstück mit beidseitigem Schliff  :-) und ein weiteres Bruchstück was ich ebenfalls für ein Meißelbruchstück halte.
Das eine eher ein Schneidenstück, dass andere ein Nackenstück.
(stelle ich hier mit seinem Einverständnis vor)

Nr. 1: 4,5cm lang, 3cm breit, Schmalseite 1cm

Mir blieb der Rest. Ein obligatorischer Schaber mit steiler Halbrundretusche, ein kratzerähnlicher Abschlag mit zweifelhafter Retusche und ein Schälchen-Bronzenadelkopf.
Alles in allem ein gelungener Gang.  :-D

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Nr. 2

3,5cm lang, 2cm breit, Schmalseite 1cm

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Steinkopf

Moin Gabi,

eindeutiges Belegstück. Gerade die Meißel sind wohl fragil und häufig
fragmentiert.

LG

Jan

Fischkopp

Hallo Gabi,

tolle Funde und perfekte Bilder!
Beim ersten Bruchstück mit Schneide habe ich erst an ein
kleines Beil gedacht. Im Profil sieht man aber den Unterschied. Ist dies bei einem Meißel immer so?

LG Fischkopp

Danske

Zitat von: Fischkopp in 25. Januar 2022, 18:36:47

Beim ersten Bruchstück mit Schneide habe ich erst an ein
kleines Beil gedacht.
Im Profil sieht man aber den Unterschied. Ist dies bei einem Meißel immer so?

LG Fischkopp

Ich auch, vor allem wegen der Schmalseitenkonvergenz. Was spricht gegen eine Beilklinge?

LG
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiesenläufer

Moin,

Tja, was spricht eigentlich dagegen  :kopfkratz:

Eigentlich nicht viel.

Was für ein Beil spricht.
Das Bruchstück ist unten etwas breiter (3cm), am Bruch (2cm)
Der Querschnitt ist rechteckig, die Länge unbekannt.
Geschliffen wären beide, Meißel sowie auch Beil.
Die bisherigen gefundenen Meißel sowie Bruchstücke tendieren zu einem viereckigen Querschnitt.

Was gegen ein Beil spricht.  :kopfkratz:
Beile in dem "Miniatur-Format" habe ich bisher noch auf keinem meiner Fundplätze gehabt.
Selbst Bruchstücke waren wesentlich breiter, größer.

Da in diesem Bereich vielleicht der Rest eines Großsteingrabes vermutet wird, kann es sich auch um eine Beigabe handeln.  :nixweiss:
Ein Beil für besonders feine Arbeiten?

Lieben Gruß

Gabi


Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

#6
Moin Gabi,

3 cm sind schon recht schmal, aber bist du sicher, dass es sich um den unmittelmaren Schneidenbereich handelt? Es sieht mir eher wie eine Bruchstelle aus, was bedeuten würde, dass es sich um den Mittelteil einer Beilklinge mit Tendenz zum Nacken handeln könnte.

Meine schmalste Beilklinge hat an der Schneide eine Breite von  3,5 cm und am Nacken von 2,4 cm bei einer Länge von 9 cm.

Ich weiß nicht, ob es Meißel mit einer solchen Konvergenz der Schmalseiten gibt. Aus meiner Sicht sind die Körper eher gleichmäßig dick.

Ich denke bei deinem Stück eher an an eine Retøkse med V-formet længdesnit, bei PVP Nr. 170.

Aber du wirst das anhand des Belegs sicher besser beurteilen können.

LG Holger :winke:
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.

Wiedehopf

#7
Hallo miteinander,

vielleicht war es ja ein als Meißel geschäftetes oder wie ein heutiger Meißel verwendetes Beilchen   :kopfkratz:

Was ich damit sagen möchte:
Vor vielen tausend Jahren hat jemand ein Werkzeug hergestellt um irgendwelches Material abzutragen oder zu trennen, was auch immer. Wir stehen heute vor diesen Relikten, bewundern sie und sind aufgrund unserer Denkart getrieben, sie in bestimmte Schubladen und Kategorien einzuordnen.

Dabei helfen uns Kataloge wie PVP und andere die sich natürlich an unseren heutigen Werkzeugen und Begriffen orientieren. Bei den nordischen Artefakten fällt das m. E. besonders leicht, da dort eine geradezu perfekte Standardisierung vorliegt. Alle paar hundert Jahre mal eine Veränderung bei den Flintbeilen, meist einer Verbesserung hinsichtlich der Schäftung folgend. Dagegen haben wir hier im Westen ein geradezu wüstes Durcheinander an Formen. Ich denke daher, dass die hier diskutierte Frage 'Beil oder Meißel' eigentlich offen bleiben kann.

Viele Grüße
Michael

p.s.  
dünnackiges Flintbeil, wie ein 'Stemmeisen' geschäftet, an der Schneide 3 cm breit an der rekonstruierten Schäftung 2,5 cm breit, im Schneidenbereich geschliffen / poliert.  
     

Wiesenläufer

Moin Holger und Michael,

sicher kann ich mit dem Schneidenbereich nicht sein, da es auch hier etwas beschädigt ist.
Als Anhang habe ich eins der Beile genommen, die zur Zeit noch bei mir sind,
ganz aus der Nähe stammen und vermutlich auch zum gleichen Fundort gehören.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,80613.0.html

Wenn das Bruchstück an verschiedenen Bereichen positioniert wird, ergibt sich ebenfalls eine lange schmale Form,
die vielleicht vorne etwas ausladend ist.

Die Idee ein kleines Beil als Meißel zu schäften und zu gebrauchen, finde ich sehr einleuchtend und auch praktisch.

Beil oder Meißel, allemal ein schönes Stück was der Kollege gefunden hat, obwohl er mit dem Detektor gegangen ist.
Er hat wirklich ein gutes Auge für Steine!

Lieben Gruß

Gabi
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Danske

Hallo ihr 2,

ihr seht das vollkommen richtig, es ist sicher kein Nachteil, nicht jedes Artefakt mit der Schieblehre zu vermessen, um es einer bestimmten Werkzeugkategorie zuordnen zu wollen. Die Ausformung und Handhabung einiger Stücke war vielleicht eine andere, als wiir sie uns heute vorstellen.

Und egal ob Beilkinge oder Meißel, es ist auf jeden Fall ein schöner Fundbeleg.

Liebe Grüße
Holger
Et nunc reges intelligite, erudimini, qui judicatis terram.