Allgemeiner Aufruf zum Scherben sammeln

Begonnen von Levante, 27. August 2013, 21:50:15

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Levante

Ja ja,

ich bin es mal wieder, muss wohl regelmäßig mal sein.

Bitte sammelt nicht immer nur die alten Steine ein, Scherben haben es auch verdient. :dumdidum: :winke: :zwinker:

Wenn ihr nicht wisst, wie Scherben aussehen, dann klickt mal bitte hier, sollten einige Bilder erscheinen, die euch auf dem Acker sicherlich nicht helfen werden.

Scherben


LG


Patrick


P.S. eventuell Beitrag einfach wieder löschen.  :frech:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

teabone

Hallo Patrick,  :winke:

ich werde bald ein paar Scherben für Dich einstellen!

LG Augustin
Such- und Fundgebiet: Weinviertel, Nö.

Furchenhäschen

Hallo Patrick,
meine neuesten Scherbenfunde folgen in der Präsentation die nächsten Tage!

Gruß
Peter

Esmoker

Oh ich werde dir ein paar Scherben raussuchen ;) und wehe da kommt keine Bestimmung  :smoke: :zwinker:

lord3d

Nur wenn ich dann die Frage stellen darf, wieviel meine gefundenen Scherben wert sind.  :narr:
Habemus Nachforschungsgenehmigung.

Saxaloquuntur

#5
 @lord3D. Man sammelt Nüsse und Früchte, Antiquitäten, Briefmarken. Ich gehe mal davon aus, dass das Sammeln von Scherben als allgemeiner Aufruf Prospektionen vollständig auszuführen verstanden werden muss. Vom archäologischen Standpunkt aus möglichst objektiv. Was Scherben wert sind erklärt sich damit von selbst. Selektives Absammeln zerstört die Zusammenhänge, die möglichen Aussagen und verfälschen damit die Interpretationen. Das ist ein alter Hut und müsste klar sein, wenn man etwas von den Oberflächen entfernt oder gar ausgräbt. Letztlich gipfelt so etwas in Arbeit und stört das Lustprinzip. Ob einzelne Funde für sich was "wert" sind ist aus archäologischer Sicht klar zu verneinen, wenn sie aus dem Zusammenhang oder gar aus dem Befund gelöst sind. Zitiert man aus einem Text nur einzelne Passagen, geht die Aussage des Gesamttextes verloren oder schafft eine andere Aussage. Der gesamte Fundkomplex ermöglicht Aussagen oder erhöht die Sicherheit von Interpretationen, deshalb ergibt sich der Wert eines jeden Stückchens Keramik, Holzkohle, Aschehorizont, Knochenkohle....von selbst.( Also Ja und nein.), auch für eine Ersteinschätzung einer Fundstelle anhand der Oberflächenfunde. Es ist nicht selten, dass anhand weniger Stücke aus dem Inventar der darunter liegenden Schichten schon in Siedlung oder Nekropole unterschieden werden kann usw. Ein Grundsatz könnte lauten: Nehmen Sie alles mit!-besser noch vorher einmessen, denn die Aussagen von Fundstreuungen auf den Oberflächen wird immer noch gnadenlos unterschätzt und sind ohne Raster in Auswertungen nur schwer verwert- und anderweitig dokumentierbar. Wenn man sich mit seinen privaten Sammlungen den Standards der Wissenschaft verweigert, darf man sich auch nicht wundern, wenn die eigene Überzeugung, die subjektive ( nicht selten bis in die Egomanie gipfelnde) Sichtweise und Vorstellung davon was sinnvoll ist und was nicht dazu führt, dass einem hier Spannungen und Ablehnung aus dem Lager der Archäologie entgegen schlagen. Alle Aspekte einer Fundstelle sind wichtig. Ich kann nur dazu ermutigen, sich der Materie Keramik zu nähern, sich schlau und kundig zu machen. Saxaloquuntur.

lord3d

Mhm, danke für die Ausführungen, ich hoffe aber doch, dass klar war, dass meine Aussage (abgerundet mit dem "narr"-Smilie) nicht ernst gemeint war? :kopfkratz:

Um das klarzustellen: Ich nehme Keramik immer mit; allerdings habe ich noch nichts gefunden, das so spannend gewesen wäre, als dass ich's ins Forum hätte stellen wollen. :winke:

Habemus Nachforschungsgenehmigung.

Sprotte

Zitat von: Levante in 27. August 2013, 21:50:15
Bitte sammelt nicht immer nur die alten Steine ein, Scherben haben es auch verdient.

Hallo Patrick,

grundsätzlich weise ich der Keramik die gleiche Aufmerksamkeit zu wie den Stein-Artefakten (zumal Rand- und verzierte Scherben oft eine gute zeitliche Einordnung gestatten, was sich bei vielen Steinartefakten, wie z.B. neolithischen Flintbeilen, viel schwieriger gestaltet). Nun gibt es in meinem Sammelgebiet allerdings eine auffällige Diskrepanz zwischen Fundplätzen bzw. archäologischen Kulturen bzgl. des Auftretens/der Erhaltung von Artefakten. In den meisten mesolithischen Kulturen (abgesehen von der Ertebölle-Kultur) war Keramik (nahezu) unbekannt (und auch die Keramik der Ertebölle-Kultur - falls sie überhaupt als Oberflächenfund erkannt werden kann - ist nur sehr schwach gebrannt und wird daher durch Bodenbearbeitung schnell zerrieben). Besser müsste es allerdings im Neolthikum aussehen - aber, abgesehen von einer einzelnen (!) verzierten Wandscherbe, habe ich auf allen entsprechenden Fundplätzen keinerlei Hinweise auf Keramik feststellen können, trotz zahlreicher geschliffener Flintbeile (inkl. Bruchstücken), Felsgesteinartefakten, Pfeilspitzen, Kratzern, Klingen, Abschlägen, Kernen etc. Eindeutige bronzezeitliche Keramik habe ich bisher auch nicht feststellen können, totz einzelner Bronze- und Flintartefakte. Die Masse (und das ist teils wörtlich zu nehmen) entstammt der Römischen Kaiserzeit (mit Ausläufern von der späten Vorrömischen Eisenzeit bis zur frühen Völkerungswanderungszeit) sowie dem Hoch- und Spätmittelalter sowie der Neuzeit (darunter sind allerdings kaum Stücke, die - aus meiner Sicht - eine Vorstellung in diesem Forum rechtfertigen würden, außer vielleicht einigen "slawischen" Scherben und den Spinnwirteln). In den letztgenannten Epochen war die Bedeutung des Werkstoffs "Stein" bekannterweise nicht allzu hoch: Neben einigen Spinnwirteln aus Sandstein sind in diesem Zusammenhang noch Schleif- und Wetzsteine erwähnenswert. Als Besonderheit ist das Oberteil (Bruchstück) einer "germanischen" Drehmühle aus Granit (Geschiebe) zu nennen.

Viele Grüße
Sprotte

Saxaloquuntur

Ja, war ein Scherz, dachte ich mir schon. Aber das Thema ist ernst. Auch an die Anfänger denken und die Unerfahrenen  :friede: SaX.

Levante

Ja das Thema ist schon ernst, war aber in diesem speziellen Fall nicht ganz so ernst gemeint.
Ach wenn das, was ihr dazu geschrieben habt so sicherlich zutreffend ist.
Was zu meinem Aufruf sicherlich auch beigetragen hat, ist, dass ich irgendwie noch immer keinen Fundplatz mit einer gewissen Dichte an Steinwerkzeugen gefunden habe.

Und was natürlich auch sehr einleuchtend ist, dass es gewissen Fundstellen gibt, wo es einfach noch keine Keramik oder nur sehr wenig gegeben hat. Gerade diese frühe Keramik würde uns aber sachlich alle sehr interessieren?

LG

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Saxaloquuntur

Ein paar Gedanken dazu,
Die Keramikerhaltung hängt von den jeweiligen Bedingungen ab. Es gibt zahlreiche Faktoren, die die Erhaltung begünstigen oder negativ beeinflussen. Und es gibt zahlreiche Gunstaktoren die dazu führen, dass sie an der Oberfläche erscheinen, bzw. scheinbar nicht. Aber auch das Ausgangsmaterial ist von Bedeutung. Gerade deshalb ist ja jede einzelne Scherbe wichtig.
Ich habe bandkeramische Siedlungen, auf denen fast gar keine Keramik erscheint. Sie war aber da. Das zeigten in einem Fall Sondagen. Die unter dem ungestörten Pflughorizont liegenden Gruben brachten Keramik. Die ursprünglich hausbegleitenden Lehmentnahmegruben (für den Lehmbewurf der hauswände) dienten später als Abfallgruben, davon geht man anhand des analysierten Füllmaterials aus. Die Scherben, Töpfe, die in die Gruben gelangten hatten also eine gute Chance die Zeit zu überdauern. Der Pflug hat sie nie erreicht. Oder doch? Bei der Analyse der Scherben stellte sich heraus, das 1. das Ausgangsmaterial für die Keramikherstellung äußerst ungünstig und einfach grottenschlecht war, dass gerade mal mit einer ausreichenden Temperatur gebrannt wurde und sich der Scherben bei der Reinigung ohne die gebotene Vorsicht teilweise auflöste. Das lässt vermuten, dass die Scherben, die nicht in Gruben gelangten, sondern bei Auflassung der Siedlung auf den Oberflächen zurück blieben ( später dann am sichersten im Pflughorizont endeten) von weniger günstige Bedingungen für Erhaltung begleitet waren. Das Material hatte sich auf gelöst. Mechanische Bearbeitung, Temeraturwechsel (Frostsprengung durch das Eindringen von Wasser...) usw. Fast alle Scherben, auch die aus den Gruben, zeigen erodierte Oberflächen und die typischen Linien, Bänder und Bandfüllungen der LBK waren nur noch fragmentarisch erhalten.
Da die analysierten Gruben unterhalb einer Geländeerhebung durch Bodenerosion der Hochfläche überlagert waren, konnten diese intakten Befunde frei gelegt werden. Entdeckt wurde die Siedlung aber natürlich auf der Hochfläche, wo sämtliche Befunde aus gepflügt wurden und sich seit Jahrzehnten im Pflughorizont bewegen: Keine Chance für Keramikerhaltung, nicht für diese, lokal in minderwertiger Weise ausgeführte! Aus ungeeignetem Ton schafft auch der beste Töpfer keine Ware für die Ewigkeit.
Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Tatsache, die bis in die heutige Zeit greift. Hier war im Ort noch bis etwa 1910 eine Ziegelei in Betrieb, die etwas zweifelhafte Ziegel aus dem hier anstehenden Rohmaterial produzierte und den Betrieb letztlich einstellen musste. Anders in der Nähe einer LBK Siedlung etwa 25km entfernt, mit vorzüglicher Keramikerhaltung. Dort ist noch heute eine Ziegelei in Betrieb, die sich mit ortsnah ergrabenen Tonlagern bis heute halten konnte. Das sollte zu denken geben. SaX

Goatman

Zitat von: Levante in 28. August 2013, 21:37:42
...... dass ich irgendwie noch immer keinen Fundplatz mit einer gewissen Dichte an Steinwerkzeugen gefunden habe.

Hallo Patrick,
dies kenne ich zu genüge. ABER, ich habe einen Fundplatz
bei der fast keine Keramik ans Tageslicht kommt. Dafür aber um so mehr
Steinwerkzeuge.  :kopfkratz: Dies könnte eventuell mit den Bodenverhältnissen
(steiniger Boden) zusammen hängen.

Goatman

Zitat von: Saxaloquuntur in 29. August 2013, 09:04:06
Ich habe bandkeramische Siedlungen, auf denen fast gar keine Keramik
erscheint. Sie waren aber da.

Hallo Saxaloquuntur,
dies kann ich nur Bestätigen.  :winke:

Saxaloquuntur

Was hier fasche, ungerechtfertigte Erwartungen an das Keramikaufkommen weckt, sind vor allem die repräsentativen, vollständigen Gefäße in den Ausstellungen. genau besehen sind auch davon die meisten bei der Restaurierung entsprechend ergänzt worden. Selbst großflächige Siedlungsgrabungen erbringen diese Ergebnisse nicht. Es war Gebrauchs- bis Verbrauchskeramik, eine Innovation, die im Neolithikum zudem noch in ihren Kinderschuhen steckte. Manche Belegstücke in der Literatur sind vom vielen Abfotografieren schon ganz angenutzt. Als Grabbeigaben ist ein Überkommen im vollständigen Zustand ( meist aber auch zerscherbt, zerdrückt, durch Grabraub gestört usw) schon wahrscheinlicher oder bei unsystematischem Abzug von einer Siedlungsstelle (Aufgabe wegen Niederbrennen, Flucht). Wechselten die Bandkeramiker ihre Niederlassung planmäßig, nahmen sie den guten Hausrat auch sicherlich mit. Und wenn dort ohnehin nur wenig damals zurückblieb, kommt dem Verbleibenden eben eine ganz wichtige Bedeutung zu, vor allem wenn der Pflug dafür gesorgt hat, dass die letzte Impression die eine Siedlung zurück lässt sich schon im Pflughorizont befindet und damit an der Oberfläche liegt. Wenn wir das nicht mitnehmen, dann nennt man das wohl Totalverlust. SaX