Ein klarer Beweis !

Begonnen von agersoe, 27. September 2007, 22:39:06

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Der Wikinger

Hallo Leute  :-)

Ich wollte Euch mal diesen, wenn ich so sagen darf, "Beweis" zeigen.

Dieser Kratzer "beweisst", dass auch hier bei uns, wo reichlich Rohmaterial ist, auch besonders schöne Kratzer geschärft wurden !

Dieses Stück ist ein ganz klassisches hier bei uns vom Endneolithikum, Voll-Kant-Retuschiert, und mit einem klaren bogen vorne, mit hoch gehenden Retuschierungsbahnen.
Was hier aber besonders ist, ist die Tatsache, dass man die Schärfung ganz deutlich sieht, da sowohl die Gesamtform, als der Kratzerwinkel deutlich geändert wurde, durch diese Schärfung. Die Kante ist jetzt fast nach innenbiegend. (Vielleicht ein bisschen unverständlich  :platt: , kanns aber kaum anders erklären !)

Hier die Fotos:

Von oben sieht die Form noch original aus, die Schärfung biegt nähmlich unten nach innen ab.


Links im Bild sieht man wie die abgerundete Form durch die Schärfung in eine fast gerade Kratzerkante unten am Stück verwandelt worden ist.


Hier noch die fast gerade Kante von unten gesehen.


Und hier mal illustiert, unter dem roten Strich, die neue Retuschierung. Bis zum blauen hoch sieht man noch die Rudimente der früheren (schönen) Retuschierung.


:winke:

Silex

Schöner "Beweis", agersoe!
Diese Nachbearbeitung ist in unseren Gefilden natürlich häufiger als bei Euch (siehe Beitrag: "sind das Kratzerkanten").
Meine Frage an die Steinschläger: Um eine neue flache Kratzerkante dranzubasteln hätte man vermutlich den Kratzer komplett "kappen" müssen um eine neue Arbeitsfläche zu bekommen????? Oder ginge dies bei diesem Gerät  im Zeigezustand auch noch irgendwie?
Danke

bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Edi  :-)

Eine direkte Schärfung, und eine weitere Schärfung wären eigentlich kein Problem, man muss nur die Retusche in Serie machen.
Beginnt man links (bzw. rechts), wo der Flint noch dünn ist, und die Abschläge dicht nebeneinander liegen, geht das ganz leicht.

Es ist natürlich so, dass immer fester auf diesem Stück in der Mitte der Kratzerkante geschlagen werden muss, da ja das Material zunehmend dicker wird, je mehr man aufschärft.
....Aber ein Problem ist das nicht.

Hier der Arbeitsgang illustiert:



:winke:


Silex

Danke agersoe für Deine - wie immer - sehr anschauliche Beschreibung!!
Könnte man von der Kratzerkante her noch einmal spanabhebende, formgebende Retuschen ansetzen um wieder ein flacheres Arbeitsgebiet zu erzielen? Oder müsste man das Teil komplett kappen ?
Ich weiß....in eurer Gegend nahm man vermutlich ein neues Rohstoffungetüm....aber bei UNS...im Land der Kurzkratzer dürfte dies  eine Option gewesen sein, oder?
Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Komplet kappen würde man, glaube ich nur selten, das macht das Retuschieren nur schwieriger.
Das einfachste ist immerwieder neu zu retuschieren. (wie gezeigt)
In der Theorie kann man diesen Prozess bis das andere Ende fortsetzen.
Man würde aber glaube ich wenn man sich das höchste Punkt nähert mit dem Prozess aufhören.

Bei uns wurden wie gesagt am meisten eben nur ein neuer Abschlag (Scheibe) geschlagen.

Es dauert insgesamt unter 1 Minute so ein Gerät neu zu machen, wenn man den Flint hat !

:winke: