Wo stecken wir denn diese Kerlchen hin?

Begonnen von rolfpeter, 12. Februar 2009, 18:54:12

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

rolfpeter

Servus,

die Fundstelle macht einen spätbandkeramischen Eindruck. Es handelt sich um eine der wenigen Stellen, vielleicht sogar die einzige im Rheinland, wo mal das Bruchstück eines Schieferarmringes gefunden wurde. Heute ist eine Baumschule dort. Bin ein wenig zwischen den Setzlingen rumgelaufen.
Da kam mir diese Pfeilspitze unter die Augen, sehr schlank, genau 1g schwer, aus einer Klinge gebaut, dorsal randlich retuschiert, die Basis hat auch ventral eine kleine Retusche.



Und dann noch diese Beil- oder Dechselklinge. Hergestellt aus Schiefer, viel Mühe hat sich der Gute nicht gegeben. Die Längsseiten sind nur an den Ecken überschliffen.





Paßt sowas ins ausgehende Altneolithikum, oder kennt jemand solche Stücke?

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Kann Dir nur gratulieren , RP, zu diesen  interessanten Funden!
Steinerne Pfeilspitzen die  nur dorsal retuschiert sind  kenn ich bei uns nur aus dem Mesolithikum - die hier sieht aber endneolithisch oder metallzeitlich aus.
(Hier liegt Schnee en masse- beschreib mal das Gefühl ohne Frost....mit fettbrauner Erde...einer Nachtigall auf der Schulter  und einem Artefaktensäckel der die Simmieguufel unwiderstehlich  zentripedal zum Erdmittelpunkt hinabschmatzen lässt.........)
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rentner

Hi Rolfpeter,
Gratulation. Sensationelle Ausbeute dafür, dass du "nur" zwischen Setzlingen herumgelaufen bist, und es kein normaler Acker war.
Gut Fund
rentner

steinsucher

Hallo RP, hallo Forum,

eine Spitze habe ich in der Form hier noch nicht gefunden, sehr schönes Teil,  und Bandkeramik ist ja sowieso mehr dein "Hoheitsbereich". Aber der "Schieferarmring" würde mich viel mehr interessieren. Hast du da ein Foto von?

Gruß, Fritz.

rolfpeter

Servus Fritz,

nein von diesem speziellen Teil habe ich leider kein Foto. Der war für die Fundstelle mal in den BJ erwähnt, entweder bei SAP oder bei den Funden und Befunden. Ich glaube es war nur eine kleine Zeichnung - wenn überhaupt- dabei. In einem französischen Sammlerforum habe ich aber Bilder von neolithischen Armreifen gefunden.
Das ist relativ interessant, weil die Schieferarmringe eine "Spezialität" der Groupe de Blicquy aus dem heutigen Belgien sind. Das ist Mittelneolithikum. Die scheinen sogar ein spezielles Werkzeug zur Herstellung dieser Armreifen gehabt zu haben, sogenannte "Frites" - naja Belgier eben  :narr: oder auch Apfelsinenviertelchen ganannt. Es handelt sich um kräftige, im Profil dreikantige Klingen oder Abschläge, die dann mittenmang auf einer Lateralkante Abnutzungsspuren haben. Die erklärt man sich mit der Kratzerei innen am Schieferarmring.
Nach meiner bescheidenen Meinung wurde der Einfluß aus dem Westen bei den Betrachtungen des Rheinischen Neolithikums bislang von den deutschen Archäologen nicht genug gewürdigt. Waren vielleicht noch Phobien vor dem Erbfreund dran schuld. Neuerdings bessert sich das aber.
Hier sind díe Bildchen von den französischen Schieferarmringen:





HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

rolfpeter

Ich habe die Stelle noch mal in den BJ nachgelesen, es handelt sich dort um gar keinen Schieferarmring sondern um folgendes:
"Bruchstück eines Armringes aus grünlichem, völlig ortsfremdem Eruptivgestein. Bei schwach gewölbter Innenseite besaß der Ring einen abgerundet dreieckigen Querschnitt, wobei eine Seite in zwei Facetten gegliedert ist. Die Innenseite ist mäßig, die Außenseite ist hochglänzend poliert. Unter der Politur sind noch Schrammen gröberen, formenden Schliffes erkennbar, die teilweise radial verlaufen. Nach dem Bruch wurde das Stück mit der Innenseite aufgesetzt und an den Enden der Innenseite zwei kleine Facetten grob angeschliffen, jedoch nicht überpoliert."
BJ 171

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

Hallo Rp,

danke für deine Bemühungen. Natürlich kam die Frage nach dem Ring von mir nicht ohne Grund. Ich habe mal vor ca. 20 Jahren ein Ringfragment in der weiteren Umgebung von Linnich gefunden. Es hat aber leider von der Form her (klar, war annähernd ringförmig) keine Ähnlichkeit. Während diese hier aus einem flachen Grundmaterial (geschnitten?) wurden, ist mein Teil  rund geschliffen worden.

Ich setze mal einen Artikel ein, vielleicht weiß ja jemand was.

Gruß, Fritz.