abgebrochene Riesenbreitklinge unserer letzten Rentierjäger?

Begonnen von Silex, 31. März 2007, 22:29:37

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Silex

Über 3 cm breit, dolchklingenförmig im Querschnitt, Jurahornstein, aber vom rein endpaläolithischen Fundplatz. Unter mehr als 10000 Silexauffindungen  von diesen wenigen, nahebeieinanderliegen, sandigen Hügelkuppen  die absolute Ausnahme. Daneben lag der , einige Beiträge früher, hier  verzeichnete, aus demselben Material bestehende "Riesenkratzer".
War das ein Messer?

Immer interessiert an weiterführenden Antworten, bzw. Fragen
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Salaam Edi!

Ein interessantes Stück aus qualitativ hochwertigem Hornstein! Nun sind endpaläolithische Fundplätze generell nicht sehr häufig und deshalb etwas Besonderes. Und so wünschte man sich bei der Zeichnung, die ja wahrscheinlich eines Tages in Fundberichten der Fachwelt vorgelegt werden soll, gerade bei diesem Stück mit dorsaler Reduktion am Proximalende unbedingt die Abbildung des Schlagflächenrestes in Aufsicht sowie die Seitenansicht. Denn diese graphischen Informationen sind wichtige Indikatioren, um die "Schlagtechnik" zu erkennen.
Im Hinblick auf eine ehemalige Verwendung wäre es auch wissenswert, ob es ventrale Kantenretuschierung/-aussplitterungen gibt.

Beste Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger

Zitat von: Khamsin in 01. April 2007, 11:46:21
Salaam Edi!

Ein interessantes Stück aus qualitativ hochwertigem Hornstein! Nun sind endpaläolithische Fundplätze generell nicht sehr häufig und deshalb etwas Besonderes. Und so wünschte man sich bei der Zeichnung, die ja wahrscheinlich eines Tages in Fundberichten der Fachwelt vorgelegt werden soll, gerade bei diesem Stück mit dorsaler Reduktion am Proximalende unbedingt die Abbildung des Schlagflächenrestes in Aufsicht sowie die Seitenansicht. Denn diese graphischen Informationen sind wichtige Indikatioren, um die "Schlagtechnik" zu erkennen.
Im Hinblick auf eine ehemalige Verwendung wäre es auch wissenswert, ob es ventrale Kantenretuschierung/-aussplitterungen gibt.

Beste Grüsse KIS

Ich schliesse mich die Meinung Khamsins an !!

Noch ein paar Fragen zum Artefakt:

1) Wie ist es denn möglich dieses Stück mit Sicherheit ins Endpaläolithikum zu datieren ?

2) Gab es an dem Fundort überhaupt andere Artefakte aus diesem Material ?

:winke:

Silex

Danke Leute!
Es gibt einen winzigen Schlagflächenrest daneben  zeigt sich eine kurze Retuschen(?)-zone  und an der Unterseite noch eine erkennbare Negativabschlagsbahn (sehr flach), die aber nach 2 cm verebbt.
Die Retuschen  erscheinen lediglich an der äussersten Randzone und nur dorsal. Ein paar Ausbrüche  sind vermutlich modern.
Die Bruchzone hab ich auch noch mal fotografiert (von der Unterseite her)
Ich hoffe es hilft weiter mir zu helfen.
Danke
bis gleich
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Ja, und das Endpaläolithikum eben deswegen weil die Archäologen bisher noch nie (mit Ausnahme einiger weniger , vielleicht frühmesolithischer Silices) eine andere Zeitperiode in Erwägung gezogen haben.....
Zu Frage 2 von agersoe: Es gibt noch zahlreiche Klingen und Kratzer  auf allen diesen Hügeln , die aus diesem "guten" Jurahornstein geschlagen sind
Servus
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo wieder Edi.  :-)

Ich komme von dem Gefühl einfach nicht weg, dass dies für mich wie ein gebrochenes Klingenmesser des Neolithikums aussieht.

Ich weiss ja überhaupt nichts von deiner Fundlandschaft, deshalb kann es eben nur ein Gefühl sein !!

Wäre dieses Stück jedoch bei mir gefunden würde ich Neolithikum meinen, die Art der Retuschen und ins Besondere der kaum vorhandene Schlagbuckel !!

Er sieht mir sehr wie indirektem Verfahren aus. Typisch wäre auch (bei mir) die kleine Retusche bei dem Buckel / Schlagpunkt.

Könnte man sich vorstellen, dass irgendwann im Neolithikum jemand seinen Messer dort gebrochen hat, und dann liegengelassen hat ??

Na ja, was weiss ich !! (eigentlich nichts ! ) :engel:


Silex

Zitat von: agersoe in 01. April 2007, 20:31:24
Hallo wieder Edi.  :-)

Ich komme von dem Gefühl einfach nicht weg, dass dies für mich wie ein gebrochenes Klingenmesser des Neolithikums aussieht.

Ich weiss ja überhaupt nichts von deiner Fundlandschaft, deshalb kann es eben nur ein Gefühl sein !!

Wäre dieses Stück jedoch bei mir gefunden würde ich Neolithikum meinen, die Art der Retuschen und ins Besondere der kaum vorhandene Schlagbuckel !!

Er sieht mir sehr wie indirektem Verfahren aus. Typisch wäre auch (bei mir) die kleine Retusche bei dem Buckel / Schlagpunkt.

Könnte man sich vorstellen, dass irgendwann im Neolithikum jemand seinen Messer dort gebrochen hat, und dann liegengelassen hat ??

Na ja, was weiss ich !! (eigentlich nichts ! ) :engel:




Drum hab ich es auch Dir und den Anderen gezeigt, agersoe, alter Mitkämpfer. Mir kommt das Ding ungewöhnlich vor und es passt in der Tat nicht zum Rest des Platzes. Und wenn ich die Form  , über die Bruchstelle hinaus, "ergänze" dann krieg ich immer ein lorbeerblattförmiges Messer vor die phantasierenden Augen. Älter als Endpaläolithikum dürfte es mit Sicherheit nicht sein- außer als Rohling- aber selbst dafür ist ist es zu flach im Querschnitt.
Und dann bleibt eigentlich nur Neolithikum übrig...wenn es nicht eine Sonderform wäre...
Das Landesamt für Denkmalpflege schrieb:  "Große Klinge mit seitlichen Retuschen, Endpaläolithikum"
aber da zweifelt eben der Steinzeitsucher - in Nord und Süd.

Vielleicht verliert der Platz noch seine arg beschränkte Zeitstellung ( die meines Wissens einzigartig ist , in unseren Gefilden- bisher!!!!!)
Danke für Deine Einschätzung
bis bald
Dein ferner Freund
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo mein Freund !!!

Bei uns haben wir einen Spruch (vom Dänischen übersetzt):

"Eine Schwalbe macht keinen Sommer !"  :zwinker:

Ich denke ein verlorenes, (halbes) neolithisches Messer kann ja kaum die Homogenität einer endpaläolitischen Fundstelle zerstören.  :winke:

Silex

Zitat von: agersoe in 01. April 2007, 22:16:43
Hallo mein Freund !!!

Bei uns haben wir einen Spruch (vom Dänischen übersetzt):

"Eine Schwalbe macht keinen Sommer !"  :zwinker:

Ich denke ein verlorenes, (halbes) neolithisches Messer kann ja kaum die Homogenität einer endpaläolitischen Fundstelle zerstören.  :winke:

...aber erweitern...und manches   vorher scheinbar "eindeutige" Teil in Frage stellen. Und dabei habt ihr mir geholfen... und damit auch meinen Horizont erweitert...denn man neigt zur  Schablone... ( in diesem einsamen Metier).....zur Einordnungsorgie in gewohnten Schemata.  Und damit das nicht geschieht sind wir hier. Auch wenn unsere räumlich fernen Ansatzpunkte Schwierigkeiten bereiten. Manchmal  bringen sie auch Erkenntnisschübe....
Dafür vielen Dank
vom Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 01. April 2007, 22:27:51
Zitat von: agersoe in 01. April 2007, 22:16:43
Hallo mein Freund !!!

Bei uns haben wir einen Spruch (vom Dänischen übersetzt):

"Eine Schwalbe macht keinen Sommer !"  :zwinker:

Ich denke ein verlorenes, (halbes) neolithisches Messer kann ja kaum die Homogenität einer endpaläolitischen Fundstelle zerstören.  :winke:

...aber erweitern...und manches   vorher scheinbar "eindeutige" Teil in Frage stellen. Und dabei habt ihr mir geholfen... und damit auch meinen Horizont erweitert...denn man neigt zur  Schablone... ( in diesem einsamen Metier).....zur Einordnungsorgie in gewohnten Schemata.  Und damit das nicht geschieht sind wir hier. Auch wenn unsere räumlich fernen Ansatzpunkte Schwierigkeiten bereiten. Manchmal  bringen sie auch Erkenntnisschübe....
Dafür vielen Dank
vom Edi

Hallo wieder, Edi !!  :-)

Du hast völlig recht.

Ich habe auch öfters den Fehler gemacht, wenn man etwas anscheinend Homogenes findet, neigt man unheimlich dazu ALLES in eine bestimmte Periode eindatieren zu wollen.

Man kann dann eine "Theorie" bestätigen, die vielleicht nur in dem eigenen Gehirn vorhanden ist.

Dieser Fehler ist ja auch durch die Geschichte öfteres den professionellen Achis unterlaufen.

:winke: