Vorösterlicher Feldspaziergang führte bei mir zu schweren Herzrythmusstörungen

Begonnen von wühlmaus, 23. März 2008, 11:27:52

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wühlmaus

... und zwei Tanzanfällen im Schlamm!  :d2: :d4: :huepf2: :d4: :d2:    :narr:

Aber, liebe Suchergemeinde, der Reihe nach:

Ich war Gestern auf einem recht großen Acker am Rande eines alten Feuchtgebietes unterwegs, der immer wieder mal prähistorisches liefert.
Allerdings meistens recht indifferente Sachen, sodass eine Mehrfach-Belegung Neolithikum/Eisenzeit durchaus im Rahmen des möglichen ist ...
So auch zuerst bei diesem Suchgang:
unverzierte vorgeschichtliche Randscherben, 2x Klingenbruch und ein Beilabspliss (Rijckholt?!)

wühlmaus

... dann hatte ich meine ersten Schockanfall.

Ein interessantes "Geröll" entpuppte sich als Monsterknubbe ...  :staun:

Der Acker ist kiesig und wird seit der Römerzeit bewirtschaftet ... selbst römische Keramik kommt dort nur in erbärmlichen, abgerolltem Zustand raus.

Die Datierung wird schwierig ... ob das dazugehörende Gefäß im Neolithikum oder in der Eisenzeit mäusesicher von der Decke baumelte , wird sich erstmal nicht sagen lassen.




wühlmaus

... und warum stell ich das bei Steingeräte ein? Geistige Verwirrung, posttraumatische Aussetzer?

Mitnichten!

... denn eine gute halbe Stunde nach dem Fund der Knubbe lugte etwas aus dem nassen Acker ... und ich bekam wieder einen Herzklabaster.

Eine große Spitzklinge! 10cm x 3,5cm ... komplett erhalten.  :jump:
So etwas finde ich nur alle Jubeljahre mal!

Material dürfte Rijckholt sein?!
Eine Schneidenseite ist durchgängig dorsal retuschiert, die andere weißt nur kleinere Kerben auf und hat an der Spitze einen dicken Rest Rinde.
Das gute Stück erinnert mich stark an RP's Michelsberger Klingen. Im weiteren Umfeld (3-4 Km) gibt es auch gesicherte Michelsberger Funde.
Meine Frage ist nun, wie schaut es mit dieser Klinge aus: Auch Michelsberg?
Einzig genauer datierbarer lithischer Fund (unter vielem indifferenten!) dieser Siedlungszone war, vor einiger Zeit, eine verbrannte, geflügte Pfeilspitze vom Nachbaracker, die aber endneolithisch oder metallzeitlich ist...  :kopfkratz:

:winke:
Gerd

Silex

Danke ! Wühlmaus, dass es wenigstens hier  im Forum außergewöhnliche Funde gibt...
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

steinsucher

Hallo Wühlmaus, hallo Forum,

na aber .... super.  :staun:

Die Knubbe ist ja schon nicht alltäglich. Aber die Klinge ist ja wohl nur schön. Passen beide vielleicht zusammen? Es ist aber gut zu sehen, dass es auch heute noch möglich ist, solche Funde zu machen, toll.

Eine schöne Großklinge aus Rijckholt-Flint. Ich würde mal davon ausgehen, das sie in die Michelsberger Zeit einzuordnen ist. Genaueres kommt bestimmt noch von erfahreneren Usern.

Tolles Teil. Macht Hoffnung,

Gruß, Fritz.

rolfpeter

Servus Freunde,

eine sehr schöne, groooße Klinge, wie man sie wirklich sehr selten findet, das freut mein Auge! Ist Rijckholt und auch MK, tät ich mal sagen.
Von der Keramik verstehst Du ja wesentlich mehr als ich. Trotzdem zitiere ich den AmV bezüglich MK-Keramik: "es handelt sich bei der Michelsberger Keramik um eine Ware guter Qualität mit einer glatten, lederartigen Oberfläche". Zitat ist nicht wörtlich, sondern sinngemäß zu verstehen. Die MK-Leute haben außer den typischen Tulpenbechern auch Gefäße mit Ösen hergestellt. Hier ist ein Link zur Keramik von Bruchsal-Aue.
http://www.stephaniehoffmann.de/scripts/susanne.htm

Herzliche Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

insurgent

"Vorösterlicher Feldspaziergang führte bei mir zu schweren Herzrythmusstörungen"

Das kann ich bei den Funden nur zu gut verstehen :super: :cool1: :jump: :cool1:

Die Klinge ist ja der Hammer  :super: Bei so einem Fund würde ich mich immer umschauen, ob es nicht doch die "versteckte Kamera oder Verstehen sie Spaß" ist" ist  :narr:

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

wühlmaus

Sorry, Leute, dass ich mich jetzt erst auf Eure Antworten hin melde  :engel:

Ostern mit der Familie und der Arbeitsbeginn nach 1 Woche Urlaub war stressiger als ich dachte  :platt:

Die Klinge war wirklich wie ein erhellendes Blitzlicht im prähistorischen Einerlei, dass sich auf meinen Stellen oft bietet. Das Fundmaterial mit dem ich "umgehen muß" besteht meistenteils aus sehr schwer einordbaren Steinartefakten aus lokalem Flint und unverzierten Scherben. Vorgeschichtliche Plätze kann ich oft nur nach vielen Begehungen vage zeitlich fixieren. Da die meisten Fundorte auch siedlungs-geographisch optimal liegen habe ich persè generell eine mehrperiodige Belegung im Hinterkopf ... Da ist dann in unseren Breiten von Neolithikum bis Latene erstmal alles möglich.

Funde, wie diese Spitzklinge oder eine geflügelte Pfeilspitze sind dann schon allein Highlights, weil sie es sind, die die Plätze zeitlich eingrenzen und den Orten quasi erst ihre Geschichte zurückgeben.

Michelsberg ist, soweit ich weiß, die älteste neolithische Siedlungsphase in meiner näheren Umgebung. Der gesicherte Fundort von dem ich sprach liegt sogar noch näher am Fundort der Klinge, als ich Anfangs geschätzt hatte. Schlappe 2100 Meter Luftlinie ...
Bei der Keramik bin ich unsicher. Michelsberger Keramik ist größtenteils unverziert. RP's Hinweis auf die lederbraune Oberfläche ist sogar noch etwas weiter zu sehen. Die Michelsberger waren keramisch gesehen Fans von leeren Flächen, sie machten sich oft sogar die Mühe und polierten die unverzierte Oberfläche ...
Die Knubbe ist lederbraun, sorgfältig gebrannt und ich kann der Versuchung nicht wiederstehen, sie im Zusammenhang mit den Michelsberger Ösenkranzflaschen zu sehen ( siehe auch RP's link ... ) Aber sicher bin ich mir nicht ...

:winke:
Gerd

steinsucher

Hallo Gerd,

wer ist sich bei Keramik schon sicher.  Aber ich glaube, die Klinge spricht für sich und die Knubbe passt schon. Letztendlich kann nur eine kontinuierliche Suche oder eine gezielte Grabung (wenn sinnvoll) für Klarheit sorgen. Das, was ich in den Bereichen mit Michelsberger Geräten an Keramik gefunden habe war nicht verziert. Was allen Teilen gemeinsam ist, ist die äußerliche rotbraune bis braune feine Schlämmung (drücke ich mal einfach so laienhaft aus). Daher passt das schon ganz gut. Und wenn wir nicht recht haben, wird uns das die Fachwelt wiederlegen.

Gruß,
Fritz.