3 Pfeilspitzen

Begonnen von Jondalar, 03. Juli 2025, 08:33:26

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Jondalar

Hallo zusammen,

ich kaufe normalerweise keine 'Steine', da ich an ihnen meist auf Dauer keine Freude habe. Es gibt in meiner Sammlung jedoch circa ein dutzend Ausnahmen, bei denen ich aus verschiedenen Gründen schwach geworden bin.

Da mich Steinartefakte schon immer fasziniert haben, ich aber damals fälschlicherweise (wie sich in den letzten Jahren ja zeigte) der Meinung war, dass ich nie etwas Derartiges finden würde, kaufte ich Mitte der 90er Jahre in einem 'Steinladen' in der Provence für kleines Geld 3 Pfeilspitzen. Etikettiert waren sie als 'neolithischen Pfeilspitzen' mit dem Fundort 'Dar Tichitt'. Meine jetzige Recherche ergab, dass es tatsächlich einen derartigen (neolithischen) Fundort in Mauretanien / Westafrika gibt.
Wisst Ihr Näheres darüber und haltet Ihr die Stücke für authentisch?

von links nach rechts:

Länge: 26 mm
Breite: 10 mm

Länge: 20 mm
Breite: 10 mm

Länge: 13 mm
Breite: 11 mm

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

thovalo



Genau, Nordafrika wäre auch meinen Einschätzung gewesen, insbesondere in Bezug auf das kleinere Exemplar ganz rechts. Weil sich dort steinzeitliche Traditionen sehr lange hielten, gibt es aus diesen Regionen Unmengen solcher Pfeilspitzen, die zudem immer sehr gerne Touristen angeboten werden.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Ja, typisch Sahara/Sahelzone. Falls du nähere Infos benötigst kann ich dir folgende Seite empfehlen:

https://steinzeit-sahara.de/wiki/Pfeilspitzen_Abbildungen

Viele Grüße
Michael

Jondalar

Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Einschätzung. Ehrlich gesagt hatte ich auf ein 'Statement' von Dir gehofft, da Du ja bei meinem Hinweis zu der Doku über Felsmalereien in Südafrika schriebst, dass Du schon einmal auf diesen Kontinent geforscht hast. Nun ja, Afrika ist groß, und so heißt das ja noch lange nicht, dass Du jeden Winkel dort kennst...

Wenn ich Deine Anmerkung richtig deute, dann liegen in Mauretanien etc. so viele Pfeilspitzen 'rum, dass sich niemand die Mühe machen würde, sie zu kopieren und damit wären die 3 Stücke 'echt', ja?
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Michael,

unfassbar! Vielen Dank! Der Link ist ja eine 'Fundgrube'! Und selbst nur zu Funden von Mauretanien gibt es schon zahlreiche Tafeln....

Wenn ich Deinen jetzigen Hinweis und den in meinem Artikel zu der neolithischen Spitze, die ich hier vor Ort fand

https://sucherforum.de/steinartefakte/ein-fur-mich-besonderer-fund-i-unfertige-neolithische-pfeilspitze/

einmal als Indizien nehmen, so scheint einer Deiner Schwerpunkte auf Steinprojektile weltweit zu liegen, oder?
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Danske

Zitat von: Jondalar in 04. Juli 2025, 09:39:47Wenn ich Deine Anmerkung richtig deute, dann liegen in Mauretanien etc. so viele Pfeilspitzen 'rum, dass sich niemand die Mühe machen würde, sie zu kopieren und damit wären die 3 Stücke 'echt', ja?

Hallo Jondalar,

da wäre ich mir nicht hundertprozentig sicher.

Der Kauf in den Neunzigern und dazu noch in Frankreich spricht aber für die Authentizität der Spitzen.

Bei den in den Touristenzentren Nordafrikas angebotenen Stücken wäre ich vorsichtig. Dort werden oftmals nachgemachte "Artefakte" angeboten.

LG Holger :winke:
Ignoramus, ignorabimus.

thovalo

Zitat von: Jondalar in 04. Juli 2025, 09:39:47Hallo Thomas,

vielen Dank für Deine Einschätzung. Ehrlich gesagt hatte ich auf ein 'Statement' von Dir gehofft, da Du ja bei meinem Hinweis zu der Doku über Felsmalereien in Südafrika schriebst, dass Du schon einmal auf diesen Kontinent geforscht hast. Nun ja, Afrika ist groß, und so heißt das ja noch lange nicht, dass Du jeden Winkel dort kennst...

Wenn ich Deine Anmerkung richtig deute, dann liegen in Mauretanien etc. so viele Pfeilspitzen 'rum, dass sich niemand die Mühe machen würde, sie zu kopieren und damit wären die 3 Stücke 'echt', ja?
Viele Grüße

Jondalar

Moin!

Material und vor allem die kleinere Form sprechen dafür das es originale Stücke sein können. Ob die dennoch Jemand nachgemacht hat lässt sich nach Fotografien schwer sagen. Tatsächlich finden sich aber enorme Mengen originaler Spitzen in diesen Regionen.

lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Holger, hallo Thomas

vielen Dank für Eure Einschätzung. 

Ja klar, eine 100prozentige Sicherheit kann es nicht geben und im Gegensatz zu marokkanischen Fossilienfälschungen, bei denen man zum Teil den bemalten Gips ja relativ leicht nachweisen kann, ist das bei den Artefakten sicher schwieriger. Selbst eine Patinierung wird sich herstellen lassen...

Die 'enormen Mengen' resultieren aus einem relativ langen Zeitraum, in dem sie hergestellt wurden und großen unbewachsenen Erdoberflächen, die der fortwährenden Erosion ausgesetzt sind?
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Wiedehopf

ZitatTatsächlich finden sich aber enorme Mengen originaler Spitzen in diesen Regionen.

Das liegt wohl auch daran, dass durch die Bodenerosion in den ariden Gebieten wie Sahara, Gobi usw. Artefakte relativ offen auf der Oberfläche liegen. Bei uns wären sie durch die Vegetation und die dadurch gebildeten Böden meist verborgen.

In den 1990ern konnte ein Bekannter an einem einzigen Vormittag einen ganzen Schuhkarton mit Aterien-Spitzen aufsammeln. Das war am Ufer eines durch die Sahara-Austrocknung verschwundenen Sees.   

@ Jondalar:
Zitatso scheint einer Deiner Schwerpunkte auf Steinprojektile weltweit zu liegen, oder?

Na ja, ich schaue halt auch mal gerne über den europäischen Tellerrand hinaus  :zwinker:

Viele Grüße
Michael

Jondalar

Hallo Michael,

vielen Dank für die schöne Fundgeschichte mit dem Schuhkarton voller Spitzen! Ich mag ja derartige 'Anekdoten'...

Habe am Wochenende noch ein wenig auf der Seite 'geschmökert', deren Link Du nanntest. Am irrsten fand ich die Fotogalerie zu den ägyptischen Funden:

Fundstellen in Ägypten – steinzeit

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Wiedehopf

ZitatIch mag ja derartige 'Anekdoten'...

Der oben erwähnte Bekannte war damals sehr für Afrika engagiert und hat 1-2 mal jährlich Hilfsgüter dorthin geliefert. Auf dem Rückweg hat er sich dann immer den Transporter mit Gütern von dort vollgepackt (Mineralien, Keramik, Volkskunst usw). Die Sachen hat er dann hier auf Flohmärkten verkauft um wieder Geld für weitere Hilfslieferungen einzusammeln.

Einmal kam er mit einer Bananenkiste voller Faustkeile zurück  :staun: . Auf die Frage woher die stammen erklärte er:

'die Leute dort lockern mit Handgranaten den Boden auf und sammeln dann diese Faustkeile auf'.

Viele Grüße
Michael

Danske

Zitat von: Wiedehopf in 09. Juli 2025, 12:27:20'die Leute dort lockern mit Handgranaten den Boden auf und sammeln dann diese Faustkeile auf'.

Auch eine Art, Ausgrabungen vorzunehmen :irre: :nono:

LG...
Ignoramus, ignorabimus.

Wiedehopf

ZitatAuch eine Art, Ausgrabungen vorzunehmen :irre: :nono:

Im rheinischen Braunkohletagebau (Garzweiler) gehen sie noch rabiater vor  :zwinker: .

Viele Grüße
Michael

Jondalar

'die Leute dort lockern mit Handgranaten den Boden auf und sammeln dann diese Faustkeile auf'.



Hallo Michael,

es wird ja immer besser!!! Vielen Dank für diese amüsant-tragische Anekdote!
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Michael,

ich wurde auf einen Artikel aufmerksam gemacht, in dem die Sammlung Eichelkamp, auf die Du ja hingewiesen hattest, thematisiert wird. Dabei werden auch die Probleme für die Übernahme derartiger Sammlungen kurz 'skizziert'...

Schätze aus Afrika: Eifeler sammelt 40.000 Steinzeit-Artefakte - SWR Aktuell

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Wiedehopf

ZitatDabei werden auch die Probleme für die Übernahme derartiger Sammlungen kurz 'skizziert'...

Danke für den Hinweis auf diesen interessanten Artikel. Solche Probleme sind mir bekannt. Ich kann dem Sahara-Sammler nur wünschen, dass er seine Sammlung für ein paar Jahre 'in gute Hände' abgeben kann. Danach wird sich das geschilderte Problem erneut stellen. So ist das eben. Alles Prähistorische was dem Boden entrissen wurde ist im Grunde genommen verloren   :nixweiss: .   

Viele Grüße
Michael       

Steinkopf

#16
Hi,

Ein interessanter thread.
Mir fällt dazu ein Vers aus Psalm 103 ein, der die Bedeutung(slosigkeit) unseres Treibens ausdrückt:
"...und gehet der Wind darüber, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr"
Es wäre in Europa mancherorts ähnlich, wenn trockene Böden verwehen.
Dagegen hilft auch kein Denkmalschutz.

Vor Corona hab ich gerne auf der Hamburger Mineralbörse in solchen Kartons gestöbert.
Dabei ist mir aufgefallen, das kein einziger Klingenkern dabei war. 
Viel Material wurde wohl auch von LKW-Fahrern aufgelesen. die beim Durchqueren der weiten
unbewohnten Gebiete freiliegendes Material selektiv auflasen und so ein Zubrot verdienten.
Pfeilspitzen erwiesen sich dabei als Standard, quasi als Währung die sich zu Geld machen lies.

Die Desertifikation der Sahelzone ist nicht mehr rückgängig zu machen und ehrgeizige
Gesetze können Sachen aus vergangenen Kulturen nicht wirklich schützen.

LG
Jan

Jondalar

#17
Hallo Michael,

Deine Worte 'hören' sich aber pessimistisch an. Sicherlich hast Du recht, aber ich persönlich sehe in erster Linie die Freude und den Erkenntnisgewinn, den mir die Suche und die Beschäftigung mit der Materie gebracht hat. Natürlich machen wir uns alle Gedanken über den Verbleib der Stücke, aber ich glaube, da hilft nur loslassen, gleich in welcher Form. Ja, ja... leicht gesagt... Aber alles andere erscheint mir als eine Anleitung zum Unglücklichsein... Und oberflächennahe Stücke nicht aufzusammeln, ist angesichts der wahrscheinlichen Beschädigungen oder gar Zerstörung ja vielleicht auch ein fragwürdiger Umgang...
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Jan,

mit dem Zitieren des Psalms hast Du mich beeindruckt. Bist Du 'bibelfest'?

Und natürlich hast Du völlig recht. Es ist alles Schall und Rauch! 

So spannend ich mittlerweile die Beschäftigung mit den Steinartefakten ja finde, habe ich als Paläontologieaffiner die Priorisierung der Archäologie nie so ganz verstanden. Muss wohl an unserer Selbstüberschätzung, die sich ja bereits an unserer Eigennamensgebung als 'Homo sapiens sapiens' offenbart, liegen... Na, auf die 'objektive' Bewertung durch die Evolution bin ich auf jeden Fall gespannt....
Viele Grüße

Jondalar 
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Wiedehopf

ZitatHallo Michael,

Deine Worte 'hören' sich aber pessimistisch an. Sicherlich hast Du recht, aber ich persönlich sehe in erster Linie die Freude und den Erkenntnisgewinn, den mir die Suche und die Beschäftigung mit der Materie gebracht hat. Natürlich machen wir uns alle Gedanken über den Verbleib der Stücke, aber ich glaube, da hilft nur loslassen, gleich in welcher Form. Ja, ja... leicht gesagt... Aber alles andere erscheint mir als eine Anleitung zum Unglücklichsein... Und oberflächennahe Stücke nicht aufzusammeln, ist angesichts der wahrscheinlichen Beschädigungen oder gar Zerstörung ja vielleicht auch ein fragwürdiger Umgang...

Guten Abend Jondalar,

bitte, ich wollte auf keinem Fall irgendwen entmutigen sich auf die Suche zu begeben. Ich mache es ja selbst !

Vielleicht hatte ich in letzter Zeit nur etwas zu viel über 'verschimmelte Sammlungen' und Diebstähle aus öffentlich verwalteten Sammlungen gelesen:

https://sucherforum.de/rund-ums-sondengehen-und-feldbegehung/wohin-mit-der-sammlung/msg535826/#msg535826

https://sucherforum.de/tv-tips-und-mediennews/keltischer-goldschatz-von-manching-gestohlen/msg515976/#msg515976

So drängte sich der Gedanke auf, dass diese Schätze sicherlich erhalten geblieben wären, wären sie einfach im Boden verblieben.

Natürlich hätte man dann aber auch nicht den Erkenntnisgewinn aus den Funden ziehen und den Wissenshorizont über unsere Vorzeit erweitern können. Und darauf kommt es ja letzlich an.

Viele Grüße und weiterhin gut Fund
Michael