Siegelring

Begonnen von austriasearcher1, 02. Oktober 2005, 10:28:12

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austriasearcher1

Hallo!

Habe vor kurzem diesen Siegelring gefunden. Kann jemand Alter und Herkunft bestimmen?

Gruß und gut Fund!

Merowech

Hallo austriasearcher1,
erstmal Glückwunsch für dieses archaische Brachialstück !
Dieser sehr wuchtige gearbeitete Ring mit hoher Galerie und breiten Schultern hat seine Form aus den antiken römischen Ringen entliehen.
Er wäre ein typischer Vertreter solcher Ringe ,wäre da nicht das Ornament um den Hirsch herum.
Dies deutet auf eine wesentlich spätere Zeit hin.Zumal uns Ringe dieser Art aus der Zeit des Spätbarock und Renaissance bekannt sind.Ich würde den Ring etwa 1450 +/- 50 Jahre datieren.
Man muss sich allerdings darüber im klaren sein das die Stilepochen fliesend und es zu Überschneidungen kam.     
    12. - 16. Jhd. Gotik
    15. - 16. Jhd. Renaissance
    16. Jhd. Manierismus
    1600 - 1770 Barock
Vom Stil her könnte es eine Süddeutsche/Rheinische Arbeit sein.
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Bert

Hallo,
ich halte dieses Stück für einen typischen Vertreter der massiven süddt.-österr. Siegelringe des 18. Jhdts. Ausgehendes Mittelalter erscheint mir deutlich zu früh.

Adios, Bert

Michael

Hallo

http://www.museum-haag.de/museum/frame.htm 6. Geschoss

Ich bin gerade über diese Seite gestolpert, da heißt es:

Fähnleinringe
Nach der Überlieferung trugen die Hauptleute des Haager Fähnleins einen sogenannten Fähnleinring. Dieser war aus Bronze und hatte in Siegelform das Haager Wappen, den ,,Haager Schimmel" eingraviert. In einer Vitrine werden 4 solcher Fähnleinringe gezeigt, dazu noch Ringe mit anderen Gravuren. Daneben sind Stahlkugeln für Hakenbüchsen und Halbhaken zu sehen.

Eine Datierung ins 16. Jhd. scheint also nicht so abwegig.


        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

austriasearcher1

Hallo!

Vielen Dank für eure Anworten!

Der Ring hat schon eine starke Ähnlichkeit mit einem Fähnleinring (Michael, wie hast du das nur gefunden, echt stark!). Die zwei anderen Meinungen sind aber auch irgendwie einleuchtend (Fundort ist Österreich, ein schönes Stück weg von Haag in Oberbayern). Wer kann noch zur Lösung dieses Rätsels beitragen?

Ob die Zeichnung über dem Kopf ein Geweih oder das Zaumzeug eines Pferdes ist, traue ich mich nicht zu beurteilen.

Allgemeine Frage zu Siegelringen: Wurden diese von allen Leuten oder nur höhergestellten getragen?

Vielen Dank und gut Fund!

Michael

 :winke: austriasearcher1

Nicht so sehr auf Fähnleinring, Pferdemotiv, Region versteifen.

Dein Ring trägt mit Sicherheit ein Hirschmotiv. Wollte nur auf die Ähnlichkeit der Machart und damit auf das 16. Jh. hinweisen.

Ausserdem steht da, das insgesamt 4 Ringe mit unterschiedlichen Motiven gefunden wurden.
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

Merowech

#6
@ Michael
Klasse Posting !

@ austriasearcher1

Zum Siegelring:

Siegelringe gibt es seit der Antike mit sogenannten Intaglio ( Steinschneidearbeit )  , es tauchen auch noch gängige Formen von diesen in heutigem Schmuck auf. Siegelringe waren in der Antike Königen/Pharaonen vorenthalten.Bei den Römern den Senatoren und Generälen etc., später bei Herzögen,Grafen, Rittern und ungefähr seit 1800 bei Bürgern.

Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

austriasearcher1

Hallo!

@Merowech: Danke, das heisst wohl, dass Siegelringe eher selten sind und ich großes Glück gehabt habe?

Habe ein neues Bild nach der Reinigung gemacht, vielleicht fällt noch jemanden was dazu ein!

Vielen Dank und gut Fund!

Merowech

#8
Zitat von: austriasearcher1 in 05. Oktober 2005, 21:03:31
Hallo!

@Merowech: Danke, das heisst wohl, dass Siegelringe eher selten sind und ich großes Glück gehabt habe?



Wenn man davon ausgeht,das diese Ringe der damaligen Zeit den Privilegierten vorbehalten waren - ein deutliches  JA !
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Alfred

Seltsames Tier, der Schwanz passt nicht zu einem Hirsch. Ein Fabelwesen?
Gruss
Alfred

Michael

ZitatSeltsames Tier, der Schwanz passt nicht zu einem Hirsch. Ein Fabelwesen?

@alfred

Da hast du Recht, der Ziegenbart eigentlich auch nicht  :irre:
        GugF Michael, der mit dem C-Scope 1220 XD sucht

Bert

Ich bin nicht der Ansicht, dass solche Ringe den Priveligierten vorbehalten waren. Gerade die zahlreichen Funde von Siegelringen aus dem Heerlager Tillys (30jähriger Krieg) bei Heidelberg legen nahe, dass auch einfache Soldaten, Bürger und Bauern bereits im 17. Jhdt. Siegelringe verwendeten.

Ich möchte darauf hinweisen, dass die von Michael gezeigten Ringe nicht zwangsläufig aus dem 16. Jhdt. stammen müssen. Der Überlieferung nach besassen die Haager Fähnleinführer zu dieser Zeit Siegelringe mit einem Pferd als Motiv. Dass es sich bei den Funden auf der Seite dann auch um derartige Ringe handelt, ist nicht zwingend der Fall, da es sich undatierte Einzelfunde handelt, die nur aufgrund der Überlieferung ins 16. Jhdt. datiert werden. Das Haager Bataillon bestand bis ca. 1850, so dass auch eine spätere Zeitstellung möglich ist.

Ich bin daher nach wie vor der Meinung, dass der von austriasearcher gezeigte Fund aus der Zeit 1700-1800 stammt. 

Adios, Bert

Merowech

#12
Zitat von: Bert in 06. Oktober 2005, 12:50:57
Ich bin nicht der Ansicht, dass solche Ringe den Priveligierten vorbehalten waren. Gerade die zahlreichen Funde von Siegelringen aus dem Heerlager Tillys (30jähriger Krieg) bei Heidelberg legen nahe, dass auch einfache Soldaten, Bürger und Bauern bereits im 17. Jhdt. Siegelringe verwendeten.



Mit Priveligierten schliese ich den einfachen Bürger  aus ,ebenso den gemeinen Söldner und den Bauern erst recht !
Hauptmänner bei den Soldaten, sowie vermögende Herrschaften ,des weiteren Zunftmeister ,das habe ich mit priveligiert gemeint. :zwinker:

Hier noch was zu Ringen -einfach runterscrollen auf Siegelring http://de.wikipedia.org/wiki/Ehering
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

austriasearcher1

Hallo!

@Bert: Kann es nicht sein, dass die Siegelringe aus dem Lager von Tilly von den Soldaten erbeutete Stücke waren? Plündern in Kriegszeiten war ja damals alltäglich und Vorrecht des Siegers.

Gruß und gut Fund!

austriasearcher1

Hallo!

Im Schatzsucherforum habe ich diese Antworten bekommen, vielleicht fällt noch jemanden was dazu ein:

http://www.schatzsucherforum.de/forum/index.php?showtopic=3505

Gruß und gut Fund!

Valens

Kannst du die Antworten nicht reinkopieren?
Da muss man sich wieder extra anmelden ...

austriasearcher1

Hallo!

Wie gewünscht die Meinungen im Schatzsucherforum (hoffentlich verletze ich kein Copyright):

Hallo Austriasearcher,

dein Ring gehört typologisch in die Gruppe der Zunftringe des 17. und 18. Jhs., d.h. in der Regel waren auf der Kopfplatte die Zunftinsignien der Handwerker eingraviert. Das aber auch auf den ersten Blick Angehörige eher ungewöhnlicher Berufe ihren Stolz im Tragen dieser Ringe zum Ausdruck brachten, zeigt vieleicht auch der Ring, den ich vor ein paar Jahren südlich von München Gefunden habe.
Reiter mit Dreispitz und Säbel.
Interressant finde ich auch die Tatsache, dass ich mit deinem Ring nun insgesamt 3 in Form, Material, ja sogar in der Patina absolut identische Stücke kenne, was letztlich auch bedeutet, dass die Ringe mit Sicherheit aus der gleichen Hand stammen oder zumindest aus der gleichen Werkstatt.
Dein Exemplar war wohl an der Hand eines Jägers.
Glückwunsch zu dem schönen Stück!

Gruß Grendel


In der Formgebung entsprechen sich die Abgebildeten Exemplare im Sucherforum völlig, das diese aber noch ins 16 Jh. datieren glaub ich ebenfalls weniger. Viel mehr würde ich die Abgebildeten Ringe frühestens in der Endphase des 30-jährigen Krieges sehen wollen, lieber aber noch im 18 Jh.
Leider sind auf der Hompage keine weiteren Angaben zu den Haagener Stücken. Ich würd Dir aber empfehlen einfach mal dort anzurufen und den Kurator zu den dort abgebildeten Fähnleinringen befragen.
Zur Provinienz läst sich der Östrereichisch - Süddeutsche Raum wohl eindeutig eingrenzen. Mein Exemplar stammt im Übrigen aus Grünwald, einem alten römischen Übergang über die Isar an der via Julia, die bis in die Neuzeit hinein den Haupverkehrsweg zwischen Salzburg und Augsburg bildet. Bei der nicht zu unterschätzenden Mobilität der Menschen ist eine derartige Verbreitung der Ringe einer Werkstätte nichts ungewöhnliches.
Auch sprechen die groben Feilspuren unterhalb der Kopfplatte der Ringe für eine wahrscheinlich massenhafte Produktion, bei der weniger auf Qualität, den auf Quantität geachtet wurde. Die Gravuren wurden dann zuletzt nach Kundenwunsch ausgeführt.
Der Haltung deines Hirsches im Sprung und der Darstellung des Grundes nach, könnten unsere Ringe sogar vom selben Graveur stammen! 

Beste Grüße, Grendel


Gruß und gut Fund!